Interview – Aquila-Schwester Alceda will Fonds unters Dach einer Master-KVG holen

Das Interview finden Sie auch in „Der Fondsbrief“ Nr. 182 vom 08.03.2013

„BaFin wird Lücken schließen“

 

Helmut Hohmann ist Geschäftsführer bei Alceda Fund Management S.A. , einer Master-KAG mit Sitz in Luxemburg. Dort ist er zuständig für Vertrieb und Kundenbetreuung. Für Initiatoren geschlossener Fonds plant Alceda eine Lizenz als Master-KVG zu beantragen. Nachfrage ist offenbar vorhanden.

 

Der Fondsbrief: Sie haben auf dem VGF-Summit ihre Pläne und Produkte vorgestellt. Welchen Eindruck haben Sie vom Zustand der Branche?

 

Helmut Hohmann: Ich habe sehr viel Unsicherheit gespürt. Ich finde es erschreckend, wie viele Initiatoren noch überhaupt nicht wissen, wie es bei ihnen weiter gehen soll. Sie sind wie gelähmt. Manche wollen das Neugeschäft einstellen und nur noch die Bestände verwalten. Dabei gibt es Möglichkeiten, mit der Regulierung fertig zu werden.

 

FB: Offenbar haben sich die wenigsten mit den Veränderungen beschäftigt.

 

Hohmann: Die Anbieter haben gedacht, dass der Kelch „Regulierung“ an ihnen vorüber geht. Sie haben sich auf die Lobbyarbeit der Verbände verlassen. Initiatoren suchen nun im Ausland nach Lösungen, etwa in Luxemburg. Sie arbeiten an Angeboten mit ausländischen Vehikeln wie Verbriefungen

FB: Ist das die richtige Entscheidung?

 

Hohmann: Das kann in einzelnen Fällen passen, aber wer nachhaltig im Geschäft bleiben möchte, kommt um die Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG) nicht vorbei. Außerdem wird die Tür für ausländische Modelle nicht lange offen bleiben, die Lücken werden geschlossen. Das hat die BaFin schon angekündigt.

 

FB: Wo sehen Sie in Zukunft die größten Schwierigkeiten für die Fondsinitiatoren?

 

Hohmann: Wer eine eigene KVG initiiert, braucht dazu ein Team, das rund 15 Mitarbeiter stark ist. So viele Experten gibt es am Markt gar nicht. Die Gehaltsforderungen der wirklich guten Leute werden explodieren. Bei den Gründungskosten alleine halte ich eine Million Euro als Investment für das erste Jahr nicht für unrealistisch.

 

FB: Welche Vorteile hat ein Emissionshaus mit einer Master-KVG, so wie Sie sie anbieten werden?

 

Hohmann: Alceda bietet für offene Fonds schon seit sechs Jahren eine Master-KAG an, in der wir inzwischen Assets im Volumen von 5,4 Milliarden Euro verwalten. Wir wissen, welche Regularien erfüllt werden müssen, und was die Behörden erwarten. Dazu haben wir als Schwestergesellschaft von Aquila Capital Erfahrungen mit geschlossenen Fonds in den Bereichen Photovoltaik, Wasserkraft und anderen Sachwerten gesammelt. Abgesehen von einigen Bankentöchtern sind wir der einzige Player, der eine so vielfältige Expertise mitbringt .

 

FB: Was kostet es die Emissionshäuser, unter Ihre Master-KVG zu kommen?

 

Hohmann: Die Gründungskosten liegen je nach Aufwand der Projekte und Komplexität  zwischen 15.000 Euro und 100.000 Euro. Darüber hinaus würden die Emissionshäuser bis zu einem Drittel ihrer Managementgebühren an uns abtreten.

 

FB: Was für Dienstleistungen dürften die Initiatoren dafür in Anspruch nehmen?

 

Hohmann: Die Master-KVG haftet als Fondsmanager. Daher werden wir die Projekte in unserem eigenen Interesse intensiv prüfen, auch, wenn wir die Kompetenz der Initiatoren nicht beschneiden wollen.

 

FB: Wie soll das bei einem Blind-Pool funktionieren?

 

Hohmann: Dabei müssen wir die Parameter vorher definieren und darauf achten, dass sie eingehalten werden. Unsere Funktion ist zu vergleichen mit der eines Investitionsbeirates. Weil wir letztlich haften, werden wir keine Kompromisse eingehen können.

 

FB: Unter dem Dach der Master-KVG werden Fonds verschiedener Anbieter sein. Können die sich gegenseitig infizieren, wenn einer platzt?

 

Hohmann: Die Fonds stellen Sondervermögen dar, deshalb kann so etwas nicht passieren. Aber unser Job ist es auch, schon im Vorfeld dafür zu sorgen, dass dubiose Anbieter bei uns nicht unterkommen. Es wird eine unserer maßgeblichen Aufgaben sein, schlechte Adressen abzulehnen, so wie wir das in der offenen Master-KAG ebenfalls praktizieren.

FB: Dann wird die Regulierung an dieser Stelle doch für Markthygiene sorgen?

 

Hohmann: Eine Master-KVG wird unweigerlich zu einer Qualitätssteigerung führen. Wobei ich es schade finde, dass kleine aber gute Nischenanbieter durchs Raster fallen. Die Vielfalt wird unter der Regulierung leiden. Ohne Zweifel will die Aufsichtsbehörde die Zahl der Anbieter reduzieren, weil sie sonst ihre Aufgabe nicht erfüllen könnte, ohne hunderte neuer Mitarbeiter einzustellen und zu schulen.

 

FB: Welche Entwicklung werden Sachwertinvestitionen nehmen?

 

Hohmann: Ich hoffe, dass das Anlegervertrauen zurückkehrt. Auch institutionelle Investoren und Ausländer, die das Vehikel bislang nicht verstanden haben, sollten verstärkt in geschlossene Fonds investieren. Vor allem frühere Hedge-Fonds-Investoren suchen nach Alternativen. Es ist weiterhin sehr viel Geld vorhanden, und das ist in Sachwerten gut angelegt.



Über den Autor

Markus Gotzi

Chefredakteur „Der Fondsbrief“
Tel.: +49 (0) 221 – 97 58 97 75
E-Mail: redaktion@markusgotzi.de

Er ist Träger des Deutschen Journalistenpreises und des Deutschen Preises für Immobilienjournalismus. Viele Jahre lang verfasste der Diplom-Journalist Artikel zu allen Themen rund um die Immobilie und andere Sachwerte in der Financial Times Deutschland. Zudem war Markus Gotzi vier Jahre als Redakteur für das Wirtschaftsmagazin Capital tätig.

Aktuell publiziert er unter anderem in überregionalen Blättern wie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und in Branchenmagazinen wie dem Immobilien-Manager. Zudem ist Markus Gotzi Chefredakteur des Fachmediums »Der Fondsbrief«, dem bundesweit auflagenstärksten Newsletter mit Schwerpunkt geschlossene Beteiligungsmodelle und Sachwertinvestitionen.