Interview – Ralf Soboll über kleine Emissionshäuser und den neuen Vorschriften

Börsen notierte Emissionshäuser und Initiatoren mit Bankenhintergrund können sich mit der kommenden Regulierung gut arrangieren. Schon jetzt erfüllen sie einen großen Teil der künftigen Anforderungen. Doch wie sieht es mit kleineren Anbietern und Newcomern aus? Solid Value hat sein erstes Angebot am Start, einen Gamesfonds. Geschäftsführer Ralf Soboll (Foto) kann sich mit den kommenden Vorschriften nicht so ganz anfreunden.

Der Fondsbrief: Wird Ihr Premierenfonds gleichzeitig Ihr letzter sein? Wie wollen Sie die künftigen Anforderungen erfüllen?

Ralf Soboll

Ralf Soboll

Ralf Soboll: Die Regulierung ist eine echte Hürde für kleine Initiatoren wie Solid Value – nicht so sehr inhaltsmäßig, aber finanziell. Entscheidend wird deshalb auch sein, wie lange die Übergangsfrist läuft. Müssen die von der Europäischen Union geforderten Vorschriften erst Ende 2012 bis Mitte 2013 umgesetzt werden, sollten wir genug Zeit für zwei bis drei weitere Fonds haben, um Rücklagen für die zusätzlichen Kosten zu bilden.

FB: Wie hoch werden die Kosten sein, die mit der Regulierung auf Sie zukommen?

Soboll: Das ist noch nicht absehbar. Ich frage mich außerdem, wer die Kosten übernehmen muss. Wer ist beispielsweise mit dem AIFM gemeint? Ist dies das Emissionshaus? Oder ist es der Fondsmanager, so wie ich es interpretiere. Dann nämlich müsste jeder einzelne Fonds die Kosten übernehmen, was die Rendite der Angebote schmälert. Die Frage ist auch ob wir schon unter den Anwendungsbereich fallen, wenn wir weniger als 100 Millionen Euro verwalten.Die Richtlinien arbeiten mit verhältnismäßig verwaschenen, undefinierten Begriffen.

FB: Zum Beispiel?

Soboll: Nicht geregelt sind die Berechnung der Schwellenwerte für den Anwendungsbereich, Anforderungen an das Risikomanagement, die geforderten Belastungstests und die jährliche Bewertung. So ist zum Beispiel auch die Rede davon, dass „die Behörden insbesondere davon überzeugt sein müssen, dass der AIFM seine Pflichten erfüllt“. Das kann vieles bedeuten. Überall taucht dann der Hinweis auf „Level-II-Maßnahmen“ auf, die Klarheit und Anwendungsumfang genau bestimmen sollen. Vor allem die europäische Richtlinie hat außerdem zuviel Vokabular von der Investmentbranche übernommen. Das hat mit geschlossenen Fonds aber nicht viel zu tun.

FB: Welche Konsequenzen wird die Regulierung Ihrer Ansicht nach haben?

Soboll: Sie wird vor allem zu einer Wettbewerbsabschottung führen, denn sie erschwert den Einstieg für neue Initiatoren und Vertriebe. Davon profitieren die großen Anbieter. Ich ziehe meinen Hut vor der Lobbyarbeit der Banken, die in der Hauptsache für die Finanzkrise verantwortlich sind und nun zu den Gewinnern der Regulierung zählen. So wie auch die Rechtsanwälte und Wirtschaftsprüfer durch die weiter ausufernde Bürokratie.

FB: Gehen Sie nicht davon aus, dass schwarze Schafe aussortiert werden?

Soboll: Hat die Krise etwa die schwarzen Schafe unter den Banken aussortiert? Die Anleger müssen vor Hasardeuren geschützt werden, daran besteht kein Zweifel. Aber ich finde nach wie vor, dass die Größe kein Qualitätsmerkmal ist. Das Gesetz erhöht die Bürokratie, beschädigt aber den Mittelstand.

FB: Wie werden kleinere Initiatoren mit den Richtlinien umgehen?

Soboll: Gehen wir mal davon aus, dass die zusätzlichen Kosten bis zu 100.000 Euro jährlich ausmachen. Eventuell könnten sich mehrere Initiatoren zusammenschließen. Ich bin mir aber sicher, dass sich eine Reihe von kleineren Anbietern unweigerlich von ihrem Geschäftsmodell verabschieden müssen. Zumal die geschlossenen Fonds durch den schwachen Gesamtmarkt sowieso schon unter Druck geraten sind.

FB: Fühlen Sie sich als kleinerer Initiator vom Verband Geschlossene Fonds gut vertreten?

Soboll: Als Nicht-Mitglied werde ich selbstverständlich nicht vom VGF vertreten. Ich würde mich aber selbst als Mitglied nicht gut vom VGF vertreten fühlen können. Er spricht für knapp 50 mehr oder weniger große Initiatoren – rund die Hälfte davon börsennotiert oder bankengestützt, die die kommenden Anforderungen schon jetzt weitgehend problemlos erfüllen können. Es gibt aber weit mehr Emissionshäuser als nur die im Verband vertretenen. Und die alle als unseriös, nicht-marktrelevant oder überflüssig zu bezeichnen – bloß weil sie klein und nicht im VGF organisiert sind – das wäre schon ein starkes Stück.

FB: Haben Sie Ihre Position dem VGF gegenüber schon einmal klar gestellt?

Soboll: Nein, dazu ist Solid Value auch zu klein, zu neu und zu unbedeutend.. Aber auch früher, als ich noch Geschäftsführer beim Schiffsinitiator Castor war, hat sich nie jemand vom Verband an uns gewandt. Obwohl wir dort per Leistungsbilanz immer transparent über alle Entwicklungen berichteten, auch wenn Schiffe schlecht liefen. Es war auch nicht unvernünftig, dass wir bei Castor vor der Krise 75 Prozent unserer Flotte verkauft und schon zwei Jahre zuvor keine neuen Schiffe mehr gekauft oder bestellt hatten – was die „Großen“ bekanntlich ganz anders machten. Aber das hat offensichtlich niemanden beim VGF interessiert. Der VGF vertritt mit Vorliebe nur die Dickschiffe der Branche..

FB: Dass geschlossene Fonds raus müssen aus der Ecke des grauen Kapitalmarktes, daran besteht kein Zweifel. Wie stellen Sie sich die ideale Regulierung vor?

Soboll: Das ist eine gute Frage. Ich finde, dass geschlossene Fonds schon jetzt viel transparenter sind als andere Kapitalanlagen. Es ist ja auch ein Unding so zu tun, als wenn Geschlossene Fonds die Auslöser oder Verursacher der Finanzkrise gewesen wären und deshalb dieser Bereich nun unbedingt reguliert werden muss. Die angedachten Regulierungen haben leider zu viele populistischen Elemente und beinhalten mehr kostentreibende Bürokratie als tatsächlichen Anlegerschutz. Natürlich sind auch viele Elemente des Gesetzes sinnvoll und zielführend, dürften aber nicht so hohe Kosten verursachen. Nur mit mehr kostentreibender Bürokratie lässt sich Anlegerschutz meiner Meinung nach nicht erreichen.



Über den Autor

Markus Gotzi

Chefredakteur „Der Fondsbrief“
Tel.: +49 (0) 221 – 97 58 97 75
E-Mail: redaktion@markusgotzi.de

Er ist Träger des Deutschen Journalistenpreises und des Deutschen Preises für Immobilienjournalismus. Viele Jahre lang verfasste der Diplom-Journalist Artikel zu allen Themen rund um die Immobilie und andere Sachwerte in der Financial Times Deutschland. Zudem war Markus Gotzi vier Jahre als Redakteur für das Wirtschaftsmagazin Capital tätig.

Aktuell publiziert er unter anderem in überregionalen Blättern wie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und in Branchenmagazinen wie dem Immobilien-Manager. Zudem ist Markus Gotzi Chefredakteur des Fachmediums »Der Fondsbrief«, dem bundesweit auflagenstärksten Newsletter mit Schwerpunkt geschlossene Beteiligungsmodelle und Sachwertinvestitionen.