Leonidas-Nachfolgefonds finanziert wie Vorgänger Anlagen in Frankreich

Windkraftfonds bekommen die zweite Luft. Modelle der ersten Generation funktionierten in der Regel nicht einmal mit Verlustzuweisungen von bis zu 100 Prozent.

 

Doch seitdem hat sich eine Menge getan: Die Turbinen laufen beständiger und erreichen eine höhere Leistung. Außerdem sind die Prognoserechnungen zurückhaltender. Das Emissionshaus Leonidas hat sich auf Fonds mit erneuerbaren Energien spezialisiert und platziert derzeit bereits Angebot Nummer elf. Der „Leonidas Associates XI“ finanziert, wie sein Vorgänger, Windanlagen in Frankreich.

 

Objekte: Auf einer Hochebene rund 35 Kilometer von Reims entfernt errichtet Leonidas insgesamt mehr als 20 Windräder, die über zwei Fonds finanziert werden. Der Vorgänger hat die Turbinen bereits gekauft und umgerechnet 1.690 Euro pro Kilowattstunde dafür gezahlt. Ein günstiger Preis Der aktuelle Fonds Nr. XI sammelt zunächst Kapital ein, hat aber eine Option erworben, die es ihm erlaubt, weitere elf Anlagen bis Mitte des Jahres zu bezahlen. In seiner Prognose geht der Initiator davon aus, dass er dafür den selben Preis zahlt. Alles deutet darauf hin, dass Leonidas erneut Turbinen der Firma Vestas kauft, mit einem Anteil von 20 Prozent der weltweit größte Hersteller von Windanlagen. Bislang hat sie 46.000 Windturbinen in 69 Ländern ausgeliefert. Vestas liefert die Windräder für den Vorgänger-Fonds und hat nach Angaben des Initiators ein hohes Interesse daran, den gesamten Park zu warten. Der Vertrag garantiert 15 Jahre lang eine technische Verfügbarkeit von mindestens 97 Prozent.

 

Standort: Die Region Champagne-Ardenne ist bei Betreibern von Windrädern sehr gefragt. Die bereits installierten Anlagen dort kommen auf eine Gesamtleistung von knapp ein Gigawatt. Die elf Räder des Fonds erzielen insgesamt 22 Megawatt. Der Baubeginn ist für Februar geplant, bis Ende des Jahres sollen sich alle Propeller drehen.

 

Vergütung: New-Energy-Fonds rechnen sich derzeit nur mit staatlich regulierten Tarifen, die deutlich oberhalb des marktüblichen Strompreises liegen. In Frankreich ist die Einspeisevergütung für Strom aus Windanlagen 15 Jahre lang garantiert. Der Tarif beginnt bei 8,62 Cent pro Kilowattstunde und ist, anders als etwa in Deutschland, an die Inflation gekoppelt. Für die Kalkulation der Einnahmen hat Leonidas zwei Gutachten in Auftrag gegeben und orientiert sich in seiner Prognose an den Ergebnissen des schwächeren: DEWI kommt auf einen Ertrag von 54,4 Gigawattstunden pro Jahr, was ausreichen würde, knapp 22.000 Durchschnittshaushalte mit Strom zu versorgen. Dass Leonidas hier das schwächere Gutachten zur Grundlage seiner Kalkulation macht, ist sauber. Andere Anbieter gehen vom Durchschnitt mehrerer Gutachten aus.

 

Exit: Initiatoren früherer Fonds gingen davon aus, dass die Windräder 20 Jahre lang Strom produzieren. Typische Kalkulationen damals berücksichtigten eine Reserve, um den Abriss der Anlagen zu finanzieren. Inzwischen rechnen die Anbieter mit einer längeren Lebensdauer ihrer Anlagen und dem entsprechend mit einem Verkaufserlös. Leonidas will die Turbinen nach 15 Jahren verkaufen und 20 Prozent des ursprünglichen Neupreises dafür bekommen. Hinter diesem Szenario stehen mehrere Fragezeichen, denn nach 15 Jahren ist die garantierte Vergütung ausgelaufen. Ob ein Käufer die alten Anlagen kauft, ist davon abhängig, wie sich der Marktpreis für Strom entwickelt. Aktuell kostet er an der Strombörse in Leipzig rund fünf Cent pro Kilowattstunde.

 

Kalkulation: Die Investition erreicht 39,3 Millionen Euro. Anleger beteiligen sich mit 9,5 Millionen Euro daran. Der Rest wird über Banken finanziert, ihr Anteil macht rund drei Viertel des Gesamtpaketes aus. Solche Konstrukte sind nach dem 22. Juli dieses Jahres nicht mehr gestattet. Nach der wahrscheinlichen Umsetzung der AIFM-Vorschriften dürfen dann nur noch höchstens 60 Prozent des Assetwertes fremd finanziert sein. Leonidas nimmt den Löwenanteil des Darlehens bei der KfW auf und zahlt dort voraussichtlich 3,25 Prozent Zinsen. Beim Rest geht der Initiator von Zinsen in Höhe von 4,5 Prozent aus. Gemäß der Prognose sind die Kredite nach 15 Jahren komplett zurückgeführt. Beim geplanten Verkauf gehören die Windräder daher alleine den Anlegern.

Gewinn: Läuft alles wie geplant, bekommen Anleger Ausschüttungen von anfänglich acht Prozent. Inklusive Verkaufserlös sollen sie ein Plus von 121 Prozent vor Steuern machen, 114 Prozent nach Steuern. Es kann allerdings auch anders kommen. Der Wind weht selten so wie bestellt. Leonidas geht von besseren Ergebnissen aus. Übersteigt der Gesamtrückfluss 226 Prozent, kassiert der Initiator ein Fünftel der Überschüsse.

 

Weiche Kosten: Leonidas wirbt in seinen Verkaufsunterlagen mit einer Investitionsquote von 97 Prozent bezogen auf das Gesamtvolumen. Doch das ist natürlich nur die halbe Wahrheit. Die einmaligen Gebühren, Provisionen und Vergütungen machen rund 17 Prozent des Eigenkapitals inklusive Agio aus. Dennoch ein akzeptabler Wert. Die laufende Fondsverwaltung summiert sich auf knapp 1,8 Millionen Euro.

 

Anbieter: Das 2011 gegründete Unternehmen Leonidas hat sich auf New-Energy-Fonds spezialisiert. Anleger investierten rund 80 Millionen Euro in Fonds mit Solaranlagen, Wasserkraft und Windräder. Das Investitionsvolumen liegt bei 300 Millionen Euro. Geschäftsführer sind Max-Robert Hug und Antje Grieseler.

 

Steuern: Anleger erzielen Einnahmen aus Gewerbebetrieb, die sie in Deutschland versteuern müssen. Einzig die Beteiligungsgesellschaften generieren ausländische Gewinne. Sie wiederum nutzen das Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Frankreich und Deutschland. Unter dem Strich sind die Abgaben der Investoren minimal.

 

Meiner Meinung nach… Windkraftfonds, der elf Räder in Frankreich finanziert. Die Fremdkapitalquote ist mit rund 75 Prozent für New-Energy-Fonds nicht ungewöhnlich, erhöht aber das Risiko. Zeichner profitieren von den an die Inflation gekoppelten, staatlich geregelten Vergütungen in Frankreich. Dort wird der Tarif, ähnlich wie in Deutschland, auf den Verbraucher umgewälzt und belastet daher nicht den Staatshaushalt. Die Kalkulation ist nachvollziehbar. Allerdings verlassen sich
die Anleger darauf, dass der Fonds die Turbinen zum kalkulierten Preis am geplanten Standort errichtet. Denn bei allen im Prospekt veröffentlichten Details ist das Angebot noch ein Blind Pool.



Über den Autor

Markus Gotzi

Chefredakteur „Der Fondsbrief“
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Er ist Träger des Deutschen Journalistenpreises und des Deutschen Preises für Immobilienjournalismus. Viele Jahre lang verfasste der Diplom-Journalist Artikel zu allen Themen rund um die Immobilie und andere Sachwerte in der Financial Times Deutschland. Zudem war Markus Gotzi vier Jahre als Redakteur für das Wirtschaftsmagazin Capital tätig.

Aktuell publiziert er unter anderem in überregionalen Blättern wie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und in Branchenmagazinen wie dem Immobilien-Manager. Zudem ist Markus Gotzi Chefredakteur des Fachmediums »Der Fondsbrief«, dem bundesweit auflagenstärksten Newsletter mit Schwerpunkt geschlossene Beteiligungsmodelle und Sachwertinvestitionen.