Oltmann sammelt Kapital für Fonds mit verschiedenen Anleger-Tranchen

In antizyklischen Investments liegt der Erfolg – das sagt sich so leicht. Und stimmt auch nicht in jedem Fall.

 

Wer sein Geld zum Beispiel jetzt blindlings in Schiffe anlegt, kann es besser ins Casino tragen. Nur mit besonderen Konzepten können Initiatoren in diesen Zeiten der Insolvenzen und Zwangsverwertungen neue Schiffsfonds rechtfertigen. Die Oltmann Gruppe aus Leer in Ostfriesland nennt gleich drei Gründe und verpasst seinem aktuellen Angebot daher den Namen „Eigenkapital-konzept hoch drei“.

 

Eigenkapital: Der Fonds kommt komplett ohne Bankdarlehen aus. Solche Konzepte gab es in der Vergangenheit mehrfach, gerechnet haben sie sich selten. Denn nicht ohne Grund nehmen die Fondsmanager Kredite auf, um die Assets zu finanzieren. Mit den günstigen Zinsen hebeln sie die Ausschüttungen für die Anleger. Tilgt der Fonds die Darlehen zudem zügig, haben Anleger richtig Spaß: Ist die Bank aus dem Spiel, landen die gesamten Einnahmen bei ihnen. So lange alles gut geht. Die Realität sieht derzeit anders aus. Die Charterraten sind in den Keller gesackt und reichen oft nicht mehr aus, Zinsen und Tilgung zu begleichen. Spätestens nach drei Jahren Tilgungsaussetzung kümmert sich die Verwertungsabteilung der Banken um die Schiffe und versucht sie zu verkaufen. Anleger gehen dabei in der Regel leer aus.

Konzept I: Schiffsdarlehen erhöhen also zweifellos die Risiken, die Zeit der Schiffspleiten ist noch lange nicht vorbei. Oltmann verzichtet
daher auf Fremdkapital, geht dabei jedoch
neue Wege. Der Initiator teilt das Eigenkapital in drei verschiedene Tranchen auf. Das „Sicherheits-kapital“ macht 30 Prozent der Gesamtinvestition aus und übernimmt die Funktion der sonst üblichen Schiffshypothek. Deren Zeichner bekommen eine Basisverszinsung von drei Prozent jährlich.

 

Ihr Renditeziel inklusive Verkaufserlös gibt Oltmann mit fünf Prozent nach Steuern an. Haben sie ihre Ausschüttungen erhalten, kommen die Zeichner von „Klassikkapital“ an die Reihe. Sie bekommen sechs Prozent p.a. bei einer Renditeerwartung von acht Prozent. Rund 15 Prozent der Anleger zeichnen „Unternehmerkapital“ und sollen damit Zinsen von mindestens zwölf Prozent erzielen. Eventuelle weitere Überschüsse werden im Verhältnis 24 Prozent Sicherheit, 44 Prozent Klassik und 32 Prozent Unternehmer aufgeteilt.

Markt: Hier sind wir wieder beim Punkt „antizyklisches Investment“. Preise und Charterraten liegen am Boden. Beispielhaft dafür stehen die Handymaxbulker. Mitte 2008 kostete so ein Schiff neu knapp 50 Millionen Dollar. Gebrauchtschiffe wurden sogar bis knapp 75 Millionen Dollar gehandelt, alle wollten auf der Boomwelle mitreiten und zwar so schnell und lange wie möglich. Die Charterraten betrugen damals bis zu 60.000 Dollar am Tag. Dann begann die Krise. Preise und Chartern rutschten ab. Aktuell kosten neue Handymaxe 25 Millionen Dollar, die Charter liegt bei knapp 10.000 Dollar. Verantwortlich dafür ist die hohe Zahl der Neuablieferungen. Was die Reeder in guten
Zeiten geordert haben, läuft nun vom Stapel und erhöht das Tonnage-angebot. Der zunehmende Welthandel reicht nicht aus, das Überangebot auszugleichen.

 

Konzept II: Früher bezeichnete Oltmann ähnliche Angebote als „Schnäpp-chenfonds“. So etwas gelingt nur in Krisenzeiten. Der Initiator rechnet damit, Schiffe günstig aus Bankenverwertungen oder anderen Sondersituationen zu kaufen. Das nötige Netzwerk ist vorhanden, das hat die Oltmann Gruppe mehrfach bewiesen. Entscheidend ist auch, dass der Preis für solch ein Schiff innerhalb kurzer Zeit gezahlt werden kann. So etwas gelingt nur bei Blind-Pool-Fonds, bei denen der Anbieter zunächst das Geld einsammelt und es später ausgibt. Anleger sollten in solchen Fällen unbedingt nachforschen, wie der Initiator bei früheren Fonds mit dem Geld der Zeichner umgegangen ist, und ob er sich Vertrauen verdient hat.

 

Konzept III: Schiffs-Schrott ist ebenfalls Zyklen unterworfen. In Boomzeiten kostete eine Tonne 650 Dollar, aktuell liegt der Preis auf dem Niveau des Zehn-Jahres-Schnitts bei 375 Dollar. Schrottpreis zuzüglich Liquiditätsreserve sollen ausreichen, den Einsatz der Sicherheits-Anleger jederzeit abzudecken.

 

Anbieter: Die Oltmann Gruppe ist für einen reinen Schiffsfonds-Initiator gut durch die Krise gefahren. Seit seiner Gründung 1986 hat das Emissionshaus 226 Fonds platziert und 139 davon wieder abgewickelt. Mehr als 70 Prozent davon haben die Erwartungen übertroffen. Knapp neun Prozent verfehlten die Erwartungen leicht, knapp vier Prozent deutlich. Eine außerordentlich gute Leistungsbilanz.

 

Weiche Kosten: In diesem Punkt kann Oltmann ebenfalls als Vorbild dienen. Das sonst übliche Agio in Höhe von fünf Prozent gibt es hier nicht. Vergütungen und Provisionen machen rund zwölf Prozent der Gesamtinvestition aus. Das ist ein für Schiffsfonds sehr guter Wert.

 

Steuern: Auch dieser Fonds nutzt die Vorteile der niedrigen Tonnagesteuer.

 

Meiner Meinung nach… Wer sich traut, in diesen Zeiten einen Schiffsfonds zu zeichnen, findet hier ein reizvolles Angebot. Das Blind-Pool-Konzept erfordert einen Vertrauensvorschuss, den sich der Initiator mit seiner Leistungsbilanz allerdings verdient hat. Wer lieber auf Nummer sicher gehen will, zeichnet die Sicherheits-Tranche. Die geplante Rendite von fünf Prozent ist nicht sehr hoch, dafür sollte der Einsatz sicher sein. Mutigere Investoren gehen ein höheres Risiko ein, sollen dafür aber auch attraktivere Erträge erwirtschaften. Für Anleger, die sich darauf verlassen, dass auch die aktuelle Krise irgendwann vorüber geht. Die Aussichten sind nicht schlecht:
Immerhin hat die Schifffahrt seit Beginn der
Aufzeichnungen im Jahr 1783 mehr als 20 Krisen überstanden.           ¨

 



Über den Autor

Markus Gotzi

Chefredakteur „Der Fondsbrief“
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E-Mail: redaktion@markusgotzi.de

Er ist Träger des Deutschen Journalistenpreises und des Deutschen Preises für Immobilienjournalismus. Viele Jahre lang verfasste der Diplom-Journalist Artikel zu allen Themen rund um die Immobilie und andere Sachwerte in der Financial Times Deutschland. Zudem war Markus Gotzi vier Jahre als Redakteur für das Wirtschaftsmagazin Capital tätig.

Aktuell publiziert er unter anderem in überregionalen Blättern wie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und in Branchenmagazinen wie dem Immobilien-Manager. Zudem ist Markus Gotzi Chefredakteur des Fachmediums »Der Fondsbrief«, dem bundesweit auflagenstärksten Newsletter mit Schwerpunkt geschlossene Beteiligungsmodelle und Sachwertinvestitionen.