Schiffsbeteiligungen bleiben Sorgenkind

 

MPC-Vorstandsmitglied Alexander Betz macht sich keine Illusionen. „Auf dem Markt für Schiffsbeteiligungen geht derzeit so gut wie gar nichts.“ Bereits seit Ende vergangenen Jahres vertreibt MPC einen Schiffsfonds mit besonderer Konzeption: Anleger des Bulkers „Rio Manaus“ bekommen während der zehnjährigen Festcharter jährliche Ausschüttungen von jeweils zehn Prozent und somit über diesen Zeitraum ihren Eigenkapitaleinsatz zurück. Keine dumme Idee. Die Bedenken der Anleger zerstreuen konnte sie dennoch nicht. Die Platzierung zieht sich. Ob der Fonds im Vertrieb bleibt, entscheidet sich in den kommenden Tagen.

Zahlen lügen nicht. Und sie belegen einen Markt, auf dem Flaute herrscht. Der Verband Geschlossene Fonds (VGF) hat ermittelt, dass private Fondszeichner im zweiten Quartal 2011 gerade einmal gut 70 Millionen Euro in Schiffe investierten, davon mehr als die Hälfte in Sanierungskapital Not leidender Fonds, das sich bevorzugt verzinst. Gewöhnliche Beteiligungen an Containerschiffen, Massengutfrachtern und Tankern, im Jahr 2008 mit drei Milliarden Euro Anlegerkapital noch die Lieblinge der Zeichner, sind so gut wie nicht gefragt.

Grund dafür sind die anhaltend schlechten Nachrichten, unabhängig von der allgemeinen Unsicherheit an den weltweiten Finanzmärkten. Pleiten, Prognoseverfehlungen und Piraten bestimmen die Berichterstattung. Mit besonderen Konzepten versuchen die Anbieter, das Vertrauen von Kunden und Investoren wieder zu erlangen. Doch nicht nur das Beispiel MPC zeigt, wie schwer sich die Branche tut.

Nordcapital sammelt Geld ein für ein Riesencontainerschiff mit 13.000 Stellplätzen. Der Fonds hat das Schiff zum Preis von 20 Millionen Dollar unter den ursprünglich geplanten Anschaffungskosten übernommen. Es ist stark davon auszugehen, dass sich die Werft und die Reederei den Verlust teilen. Davon profitieren die Anleger – und bleiben trotzdem zurückhaltend. „Die Platzierung zieht sich erheblich länger hin als früher üblich. Wir hoffen, dass wir bis Ende des Jahres durch sind“, sagt Unternehmensprecherin Stefanie Rother. Für Nachschub wäre gesorgt, denn Nordcapital hat mehrere Riesen geordert. „Ob wir weitere dieser Schiffe am Kapitalmarkt platzieren, steht noch nicht fest“, so Rother.

Auch beim Dortmunder Emissionshaus Dr. Peters diskutieren die Fondsmanager. Der Anbieter steht theoretisch kurz davor, ein großes Tankschiff in die Platzierung zu geben, das an die chinesische Staatsreederei China Shipping verchartert ist. Gut denkbar aber auch, dass der Tanker zumindest zunächst in den eigenen Büchern fährt, bis sich die Marktlage bessert.

Bis dahin kann noch viel Zeit vergehen. Das Angebot an Schiffstonnage in allen
Segmenten ist stark gestiegen, weil im ersten Halbjahr 2011 bereits zahlreiche
neue Schiffe vom Stapel gelaufen sind. Gleichzeitig haben die Linienreeder
nach zweijähriger Abstinenz wieder Neubauten bestellt, in der Hauptsache gewaltige Schiffe mit bis zu 14.000 Containerstellplätzen. Sogar 18.000-TEU-Containerfrachter sind dabei, in Auftrag gegeben vom Branchenprimus Maersk. Das blieb nicht
ohne Auswirkungen auf die Charterraten. Die trudeln nach einer zwischenzeitlichen Erholung wieder abwärts.

Eine neue Modellreihe soll für Entspannung sorgen. Wide Beam steht für ein neues Größenverhältnis. Die Schiffe sind sechs mal so lang wie breit. Das verschafft ihnen eine bessere Stabilität, optimalere Ladekapazitäten und einen günstigeren Verbrauch. „Bislang passen solche Schiffe noch nicht durch den Panamakanal. Aber das ändert sich nach dem Ausbau der Schiffspassage“, erklärt Marc Drießen, Vorstandsmitglied des Hamburger Emissionshauses Hesse Newman.

Die Wide-Beam-Schiffe sparen bei vergleichbaren Geschwindigkeiten rund 25 Prozent Treibstoff ein. „Ein niedriger Verbrauch ist bei Kosten von derzeit 650 Dollar pro Tonne Bunker ein gewaltiger Anreiz für die Charterer“, meint Axel Stiehler, Geschäftsführer bei Aquila Capital. Über das ebenfalls zur Aquila Gruppe zählende Unternehmen Ocean Partners Shipping konnten sich Anleger bereits an zwei Wide-Beam-Schiffen beteiligen. Ein Selbstläufer war aber auch dieser Fonds nicht.



Über den Autor

Markus Gotzi

Chefredakteur „Der Fondsbrief“
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Er ist Träger des Deutschen Journalistenpreises und des Deutschen Preises für Immobilienjournalismus. Viele Jahre lang verfasste der Diplom-Journalist Artikel zu allen Themen rund um die Immobilie und andere Sachwerte in der Financial Times Deutschland. Zudem war Markus Gotzi vier Jahre als Redakteur für das Wirtschaftsmagazin Capital tätig.

Aktuell publiziert er unter anderem in überregionalen Blättern wie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und in Branchenmagazinen wie dem Immobilien-Manager. Zudem ist Markus Gotzi Chefredakteur des Fachmediums »Der Fondsbrief«, dem bundesweit auflagenstärksten Newsletter mit Schwerpunkt geschlossene Beteiligungsmodelle und Sachwertinvestitionen.