Wasserfonds von Leonidas erfordert Vertrauensvorschuss

Wasserfonds sind groß in Mode gekommen, wobei sich die Konzepte teilweise grundlegend voneinander unterscheiden. Haben wir in den vergangenen Ausgaben über Beteiligungen berichtet, die in Strom produzierende Wasserkraftwerke investieren, beschäftigen wir uns diesmal mit einem speziellen Angebot von Leonidas.

 Der Fonds „Leonidas Associates VII H2O“ sammelt als Blind-Pool Kapital ein, um hauptsächlich Wasseraufbereitungsanlagen zu finanzieren. Dabei bringen Anleger nicht nur 10.000 Euro plus fünf Prozent Agio mit, sondern auch einen gehörigen Vertrauensvorschuss in die entscheidenden Partner.

 Objekte: Der Prospekt definiert Investitionen in die Erschließung von Wasserquellen, Wasserspeicherung, Frischwasseraufbereitung, Entsalzung, Abwasserreinigung und die dafür benötigte Infrastruktur als potenzielle Fondsobjekte. Konkrete Projekte listet ein zusätzliches Heft auf, aber auch dieses Anlagenportfolio ist nur eine Ansammlung möglicher Objekte. Mehr als Absichtserklärungen, Letter of Intents, liegen nicht vor. Der Initiator betont allerdings, dass er eine gewisse Zeit lang Exklusivität zum Kauf der Anlagen besitzt. Sie befinden sich in Spanien, Großbritannien, Gibraltar, USA und Kanada.

 Initialinvestment: Vor kurzem hat Leonidas die erste tatsächliche Investition gemeldet. Der Fonds hat zum Preis von 24 Millionen Dollar vier Wasseraufbereitungsanlagen in New Jersey gekauft und eine erste Teilzahlung in Höhe  von 4,7 Millionen Dollar geleistet. Der Rest ist bis spätestens Sommer 2012 fällig. Die Anlagen im County Burlington wurden 1992 errichtet und 2010 umfassend saniert. Dabei handelt es sich um eine Wastewater Treatment Facility, eine Aufbereitungsanlage von Nutzwasser. Es wird gereinigt und gefiltert, bis es sich zum Duschen, Waschen und als Spülwasser für die Toilette eignet, nicht aber als Trinkwasser. Solch ein Gebrauchtwasser hat noch immer bis zu 60 Schwebepartikel (parts per million). Trinkwasser darf höchstens acht bis 14 ppm haben. Betreiberin ist die Firma Summit Energy aus San Diego. Das County zahlt 15 Jahre lang staatlich lizenzierte Einnahmen für das saubere Wasser.

 Partner: Leonidas und damit auch die privaten Kapitalanleger verlassen sich komplett auf die Expertise der Schweizer Signina Capital AG. Das Unternehmen mit zwölf Mitarbeitern zählt sich zu den führenden Playern im Geschäft mit Wasseraufbereitungsanlagen. Signina-Gründer Martin Klöck hat noch im Auftrag der UBS AG ein Portfolio für eine schwedische Unternehmerfamilie aufgebaut und im Anschluss daran bis zum Jahr 2004 elf Börsengänge von Firmen der Wasserindustrie begleitet. Signina hat komplett freie Hand bei der Auswahl der Investitionsobjekte.

 Kosten: Die Verkaufsunterlagen nennen Fondsnebenkosten von 1,62 Prozent und suggerieren damit außerordentlich niedrige Weichkosten. Tatsächlich machen die einmaligen Ausgaben für Vergütungen, Provisionen und Gebühren rund 20 Prozent des Eigenkapitals inklusive Agio aus. Das hört sich schon ganz anders an. Die laufenden Kosten sind nicht ohne: Sie summieren sich in einem typischen Jahr auf 4,8 Millionen Euro, das sind immerhin rund 20 Prozent der kalkulierten Einnahmen. Mehr als 3,6 Millionen Euro kassiert die Signina dabei für verschiedene Dienstleistungen.

 Kalkulation: Leonidas hat Großes vor. Der Fonds will 80 Millionen Euro bei privaten Anlegern einsammeln und zusätzlich rund 142 Millionen Euro Fremdkapital bei Banken aufnehmen. Bei den Zinsen rechnet der Initiator mit fünf Prozent, was etwas optimistisch erscheint. Die Darlehen sollen mit durchgehend vier Prozent getilgt werden. Anleger sollen Ausschüttungen von sieben Prozent vor Steuern bekommen, die auf elf Prozent steigen.

 Exit: Der Fonds plant, die Wasseraufbereitungsanlagen im Jahr 2032 zu verkaufen und rechnet damit, den gleichen Preis zu bekommen, den er 20 Jahre zuvor selbst gezahlt hat. Weil die Darlehen bis dahin weit herunter getilgt sind, würden die Anleger eine weitere Zahlung von 238 Prozent erhalten. Geht die Prognose auf, machen Zeichner ein Plus von 298 Prozent vor und mehr als 255 Prozent nach Steuern. Von weiteren Überschüssen würden 20 bis 50 Prozent an die Signina AG gehen.

 Anbieter: Leonidas ist ein vergleichsweise junges Emissionshaus aus dem Jahr 2006, das bislang Solaranlagen aufgelegt hat. Sie laufen nach eigenen Angaben wie geplant oder besser. Geschäftsführende Gesellschafter sind Max-Robert Hug und Antje Grieseler.

 Steuern: Anleger erhalten Einnahmen aus Gewerbebetrieb. Steuererklärungen im Ausland müssen nicht eingereicht werden.

 Meiner Meinung nach… Wasser ist das neue Solar, wobei es nicht immer um die Produktion von sauberem Strom geht. Der Leonidas-Fonds investiert in Wasseraufbereitungsanlagen weltweit und lässt sich und seinem Partner Signina dabei viele Freiheiten einräumen. Die Beteiligung ist eine Glaubensfrage. Entweder Anleger vertrauen dem Konzept und den beteiligten Partnern, oder sie lassen die Finger davon. Allerdings profitiert Signina nicht, wie im Punkt Interessengleichheit behauptet, erst ab einem Gesamtrückfluss von 403 Prozent, sondern kassiert Jahr für Jahr laufende Gebühren in Millionenhöhe. Ein Fragezeichen steht hinter den kalkulierten Verkaufspreisen nach 20 Jahren und ob die bis dahin berücksichtigten Rücklagen für eventuelle Sanierungen ausreichen.



Über den Autor

Markus Gotzi

Chefredakteur „Der Fondsbrief“
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Er ist Träger des Deutschen Journalistenpreises und des Deutschen Preises für Immobilienjournalismus. Viele Jahre lang verfasste der Diplom-Journalist Artikel zu allen Themen rund um die Immobilie und andere Sachwerte in der Financial Times Deutschland. Zudem war Markus Gotzi vier Jahre als Redakteur für das Wirtschaftsmagazin Capital tätig.

Aktuell publiziert er unter anderem in überregionalen Blättern wie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und in Branchenmagazinen wie dem Immobilien-Manager. Zudem ist Markus Gotzi Chefredakteur des Fachmediums »Der Fondsbrief«, dem bundesweit auflagenstärksten Newsletter mit Schwerpunkt geschlossene Beteiligungsmodelle und Sachwertinvestitionen.