Wie neu. Gepflegte Oldtimer sind eine Wertanlage.

Wer würde nicht gerne mit Jay Leno tauschen? Der bekannteste Showmaster Amerikas sammelt Autos wie andere Leute Briefmarken. In seiner Garage parken 130 Oldtimer und andere wertvolle Autos. Ein Hobby für Multimillionäre. Mit dem ersten Oldtimer-Fonds von Classic Dream Lease sollen es Normalsparer mit Einsätzen ab 10.000 Euro plus drei Prozent Agio Jay Leno nachmachen. Mit einem riesigen Unterschied: Leno hat noch kein einziges seiner Autos verkauft. Der Fonds muss die antiken Flitzer spätestens nach zehn Jahren mit Gewinn wieder los werden, damit die Kalkulation aufgeht. Die Prognose ist allerdings gewagt.

1957 Chevy

1957 Chevy

Bevor die Oldtimer im Wert steigen, muss der Fonds sie erst einmal erwerben. Das Angebot startet als Blind Pool ohne konkretes Investment. Das im Prospekt aufgelistete Portfolio ist nur ein Seitenfüller. Der tatsächliche Wagenpark wird 100-prozentig anders aussehen. In der Vorstellung des Initiators kauft er unter anderem einen AC Cobra zu 500.000 Euro, zwei Jaguar E-Type V12 S3 Roadster zu jeweils 80.000 Euro, zwei Mercedes 300 SL Flügeltürer zum Preis von jeweils 500.000 Euro und einen VW Bus Samba zu 50.000 Euro. Alles in allem 59 Autos zu Preisen zwischen 20.000 Euro und 600.000 Euro im Gesamtwert von gut zehn Millionen Euro.

Bei der Wertsteigerung rechnet Classic Dream Lease mit einem Plus von 12,5 Prozent pro anno im Mid-Case und mit zehn Prozent p.a. im schlechtesten Fall. Das hat leider im Vergleich zu den offiziellen Verbands-Zahlen so viel mit der Realität früherer Jahre zu tun wie ein VW Golf mit automobilen Raritäten, auch wenn der Anbieter aus eigenen Berechnungen eine derartige Entwicklung der Oldtimerpreise im vergangenen Jahrzehnt suggeriert.

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) führt seit 1999 den Deutschen Oldtimer Index mit 88 Modellen, und der kommt zu ganz anderen Ergebnissen. So schwankt die Wertentwicklung dort seit dem Jahr 2000 zwischen jährlich 1,3 Prozent und 17,7 Prozent. 2009 und 2010 waren es jeweils 2,5 Prozent. Immerhin – anders als beim Dax kannte der Chart nur eine Richtung. Doch das reicht längst nicht aus, um Anlegern des Fonds das in Aussicht gestellte Ergebnis zu erwirtschaften.

Erst einmal müssen die Fondskosten wieder reinkommen. Der Prospekt listet weiche Kosten von 12,4 Prozent auf und weist darüber hinaus je nach Verkaufs-Szenario eine Liquiditätsreserve zwischen weiteren 6,6 Prozent und 18,2 Prozent aus. Dieses Polster ist dazu gedacht, laufende Kosten zu begleichen, zum Beispiel die Hallenmiete für die Autos, die Versicherung, das Marketing, Gutachtergebühren und sonstige Vergütungen.

Vertrieben wird der Oldtimerfonds von der Carus Vertriebs- und Vermittlungs GmbH. Geschäftsführer ist Jürgen Meister, früher in führender Position bei Hannover Leasing. Er betrachtet die Prognose des Fonds als realistisches Szenario: „Wir haben den Anspruch, dass wir besser sein wollen als der Index. Classic-Dream-Lease-Geschäftsführer Georg Fritz fährt seit mehr als 20 Jahren Oldtimer und kennt sich auf dem Markt bestens aus.“

Ginge die Kalkulation tatsächlich auf, würden Anleger ihren Einsatz bis zum Jahr 2022 ungefähr verdoppeln. Im Bad-Case stellt der Prospekt ein Plus von rund 60 Prozent in Aussicht.

Oldtimer machen bestimmt Spaß, und ausgewählte Modelle dürften tatsächlich ihren Wert steigern. Darauf verlassen sollten sich die Anleger jedoch nicht. Die Autos sind eher Hobby als Kapitalanlage. Wer Geld übrig hat, kauft sich ein altes Schätzchen, will es fahren, reparieren, pflegen, stolz drauf sein. Es müssen ja nicht gleich 130 Stück sein wie bei Jay Leno.



Über den Autor

Markus Gotzi

Chefredakteur „Der Fondsbrief“
Tel.: +49 (0) 221 – 97 58 97 75
E-Mail: redaktion@markusgotzi.de

Er ist Träger des Deutschen Journalistenpreises und des Deutschen Preises für Immobilienjournalismus. Viele Jahre lang verfasste der Diplom-Journalist Artikel zu allen Themen rund um die Immobilie und andere Sachwerte in der Financial Times Deutschland. Zudem war Markus Gotzi vier Jahre als Redakteur für das Wirtschaftsmagazin Capital tätig.

Aktuell publiziert er unter anderem in überregionalen Blättern wie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und in Branchenmagazinen wie dem Immobilien-Manager. Zudem ist Markus Gotzi Chefredakteur des Fachmediums »Der Fondsbrief«, dem bundesweit auflagenstärksten Newsletter mit Schwerpunkt geschlossene Beteiligungsmodelle und Sachwertinvestitionen.