Limbecker Platz: – „Wir werden alles wie ein Magnet in die Innenstadt saugen“

Limbecker Platz

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Für Frank Billand, Geschäftsführer der Union Investment Real Estate GmbH ist die Investition in das Shopping-Center am Limbecker Platz in Essen gut angelegtes Geld. Mit 60% ist der Emittent von offenen Immobilien Fonds an dem 70 000 qm großen Center beteiligt, das in einer Partnerschaft mit dem Warenhaus-Konzern Karstadt (20%), der einen Teil des Grundstücks eingebracht hat, und dem Hamburger Shopping-Center-Spezialisten ECE gehalten wird. „Für uns ist das eine stabile Investition“, stellt Billand bei der Pressekonferenz zur Eröffnung der 2. Bauphase Mitte Oktober fest.

Selbst in Krisenjahren würden gut positionierte Shopping-Center noch stabile Umsätze erzielen, lobt er. Hinzu kommt die Streuung des Risikos auf die große Zahl von etwa 200 Mietern wie im Center am Limbecker Platz. Zieht der Mieter aus einer Büroimmobilien aus, ist nicht garantiert, dass sich ein neuer findet, so Billand vergleichend. Bei guten Shopping-Centern schon, da ein wesentlicher Teil des Erfolgs im Einzelhandel vom Standort abhängt. Dass Investoren wie Union Investment derzeit stark umworben werden und ihr Engagement bei Center-Eröffnungen immer wieder lobend erwähnt wird, daran ließ Andreas Mattner, Geschäftsführer der ECE Projektmanagement, die das Center entwickelt hat, keinen Zweifel. Die Finanzierung großvolumiger Objekte ist unverändert ein Thema und jeder gelungene Abschluss wird derzeit gefeiert.

Für Union Investment ist der Limbecker Platz (Foto) das zweite Großprojekt in Essen. Vor einigen Jahren hatte das Unternehmen die neue Hauptverwaltung von Evonik (vormals RAG) gekauft. Europaweit ist die Union Investment Real Estate in 26 Shopping-Center investiert.

Die Stadt Essen, die im Wettbewerb der Ruhrgebietsstädte aus Sicht von Randolph Calderoni, Einzelhandelsspezialist von Brockhoff & Partner, in den vergangenen Jahren viel an Boden verloren hatte, erhofft sich von dem neuen innerstädtischen Einkaufsmagneten viel, wie Oberbürgermeister Reinhard Paß zu verstehen gab. Für ihn war die Eröffnungspressekonferenz die erste Amtshandlung überhaupt als Oberbürgermeister der Ruhrhauptstadt 2010.

Mit der Entwicklung des Centers an dem alten Karstadt-Standort will Essen Geschichte schreiben und wieder mehr Kaufkraft in die Stadt zurück holen. In den vergangenen Jahren war die Zentralitätskennziffer um 8 Punkte gesunken.

Ob das Center nach Eröffnung der ersten Bauphase mit dem neuen Karstadt-Warenhaus im Frühjahr 2008 bereits positive Auswirkungen auf die Zentralitätskennziffer gezeigt hat, lässt sich laut Stephan Kugel, ECE-Geschäftsführer für den Bereich Center-Management aber noch nicht genau sagen. Erst im Herbst 2010, wenn das komplette Center ein volles Jahr am Markt ist, lasse sich feststellen, welche Wirkung es auf die Zentralität entfalte.

Gerüchte, das Center liege bisher hinter den Umsatzerwartungen, dementierte Kugel mit dem Hinweis, dass erst nach Eröffnung der 2. Bauphase  mit weiteren 100 Geschäften und wichtigen Ankermietern und ohne Beeinträchtigung durch Bauarbeiten das Geschäft voll anlaufen könne. Denn mit Eröffnung der 2. Bauphase am 22. Oktober gehen wichtige Zugpferde wie Saturn und Karstadt Sport an den Start.

Zudem konnten laut Thomas Glindmeyer, ECE-Bereichsleiter Nordwest, viele neue Marken für Essen gewonnen werden. Dazu gehört der erste deutsche Monki-Shop von H & M, ein Konzept für junge Damen, oder Marken-Shops wie Diesel oder Gant. Zudem konnte mit Rewe für 1 800 qm ein Lebensmitteleinzelhändler in dieser zentralen Innenstadtlage angesiedelt werden. Auch einen Kolonialwaren-Laden alter Prägung gibt es, sowie einen Baumarkt im speziellen Innenstadt-Format.

Gastronomie macht 6% des Angebots aus. Zudem bietet das Center attraktiv gestaltete Ruhezonen mit Sitzgruppen und 4 Rotunden, die sich bei ihrer Gestaltung an den Städten Essen, Amsterdam, Paris und Rom orientieren und laut ECE-Architektin Christiane Weckwerth der Orientierung dienen sollen. Center-Manager Ulrich Schmitz hat keinen geringeren Anspruch als am Limbecker Platz „das“ Mode-Center der Region zu führen, was er mit regelmäßigen Modenschauen unterstreichen will. Mit einem gut gefüllten Aktionsplan – 190 Tage Programm – und Öffnungszeiten bis 24 Uhr an Freitagen sowie der Zusammenarbeit mit dem City-Manager von Essen will er wieder Leben in die Innenstadt holen. Und Mattner bekräftigt: „Wir werden alles wie ein Magnet in die Stadt saugen.“ In dieser Umgebung sieht sich Karstadt-Geschäftsführer Andreas Boznar mit dem Warenhaus und Karstadt Sport, dem einzigen Sportgeschäft in der Essener City, gleichfalls gut aufgehoben. Aus seiner Sicht war die Attraktivität von Essen in den 1990er-Jahren stark zurück gegangen. Das soll sich nun ändern.

Oberbürgermeister Paß knüpft daran die Hoffnung, dass auch der insolvente Warenhaus-Konzern Karstadt, der seinen Firmensitz in Essen hat, von der Belebung des alten Standorts profitieren wird. Als neues Stadtoberhaupt wird ihm daran gelegen sein, das Unternehmen nicht zu verlieren. Auch ECE-Manager Glindmeyer versicherte auf eine entsprechende Frage: „Wir gehen davon aus, dass Karstadt weiter als Warenhaus-Standort bestehen bleiben wird.“

ECE blickt auf 40 Jahre zurück

Auch wenn Oberbürgermeister Paß überzeugt ist, dass der Limbecker Platz für die Essener Innenstadt mittelfristig von Vorteil sein wird, so räumt er doch ein, dass es in der Umgebung des Centers vorübergehend auch zu Reibungsverlusten kommen könnte. Maklerunternehmen registrierten, dass die Mieten in der Stadt nachgegeben haben.

Für die Hamburger ECE war die Eröffnung des Limbecker Platzes am 22. Oktober in doppelter Hinsicht Grund zum Feiern. Das Unternehmen feierte einen Tag später quasi sein 40-jähriges Bestehen. Denn am 23. Oktober 1969 hatte ECE-Gründer Werner Otto mit dem Nürnberger Franken-Center (Foto) sein erstes Einkaufszentrum eröffnet. Die ECE selbst hatte der 100 Jahre alte Gründer des Otto-Versands 1965 gegründet. In den USA und Kanada hatte Werner Otto die ersten Shopping-Center gesehen: „Was mich beeindruckte, war die kundenfreundliche Vielfalt der Läden in den Einkaufs-Centern. Es reizte mich, so etwas auch in Deutschland zu erstellen.“