Der Handelsimmobilien Report Nr. 77
– Editorial von Ruth Vierbuchen: Das Pokern um den Karstadt-Verkauf geht weiter. In dieser Gemengelage könnte die Offerte des Warenhaus-Betreibers Maurizio Borletti, die er nunmehr vorgelegt hat, als Auffangnetz gesehen werden, falls der Berggruen-Deal scheitert. (Seite 1)
– METRO Group Asset Management – Ein neuer Riese tritt an: Die METRO Group Asset Management betreut über 700 Immobilien in 32 Ländern und hat in punkto Nachhaltigkeit zuletzt weltweit Zeichen gesetzt. Jahrelang hat die Tochter der Düsseldorfer Metro Group im Hintergrund gewirkt. Seit diesem Jahr arbeitet sie verstärkt auch für Investoren und Kunden außerhalb des Konzernverbundes und weitet ihr Drittgeschäft aus. Dabei setzt sie auf die Handelskarte: „Aus dem Handel für den Handel“ lautet das Motto. (Vierbuchen, Seite 2)
– Investmentmarkt – Shopping-Center schieben den Markt an: In Deutschland breitet sich wieder Optimismus aus. Die Bundesbürger sind zuversichtlich, dass sich die Konjunktur weiter erholt und ihre Einkommen steigen. Der Konsumklima-Index ist im Juli gestiegen. Und auch der ifo-Geschäftsklima-Index verzeichnete den größten Sprung seit der Wiedervereinigung. Diese Aufhellung spiegelt sich auch auf dem Investmentmarkt für Handelsimmobilien wider – auch wenn sich der Einzelhandelsumsatz bis Ende Mai mit nominal -0,4% nur knapp auf Vorjahresniveau bewegt. (Vierbuchen, Seite 6)
– Theo Albrecht – ein Revolutionär des Lebensmitteleinzelhandels: Mit Theo Albrecht ist ein Unternehmer gestorben, der – gemeinsam mit seinem älteren Bruder Karl – den Einzelhandel verändert hat, wie kaum ein anderer Einzelhändler. Dabei kann nicht mehr geklärt werden, ob die beiden Brüder, die eine ganze Vertriebslinie erfunden haben, nun ein besonderes Gespür für die ausgeprägte Sparsamkeit der Deutschen hatten, oder ob sie mit ihrem Personal sparenden Konzept in spartanischem Ambiente den deutschen Konsumenten zum Pfennig-Fuchser erzogen haben. (Vierbuchen, Seite 9)
– Vermietungsmarkt – der Handel expandiert wohl überlegt: „Nach den untypischen Quartals-Schwankungen im Jahr 2009 zeigt der Vermietungsmarkt wieder einen soliden Jahresverlauf“, stellt Doris von Muschwitz, Leiterin Einzelhandelsvermietung Deutschland bei Jones Lang LaSalle mit Blick aufs 1. Halbjahr 2010 fest. Grundlage der Untersuchung ist eine Stichprobe von 315 Vermietungen aller Maklerhäuser in Deutschland mit einer vermittelten Verkaufsfläche von zusammen 160 000 qm in deutschen 1A-Lagen. (Vierbuchen, Seite 11)
– Lebensversicherungen präferieren Handelsimmobilien: Handelsimmobilien treten als Anlage immer weiter aus ihrem Schattendasein heraus. So freunden sich inzwischen auch immer mehr Lebensversicherer mit der Anlage-Klasse an, weil den auf höchste Sicherheit ausgerichteten Unternehmen derzeit die präferierte Anlage abhanden gekommen ist. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Düsseldorfer Immobiliendienstleisters Comfort unter 42 der 74 laut Bafin gelisteten deutschen Lebensversicherungen. Der Schwerpunkt der Investitionen liegt mit 66% der Nennungen im Segment Handelsimmobilien. (Vierbuchen, Seite 12)
– Experten sehen Marktanteil der 1-Euro-Shops bei 0,5%: Als die Hertie-Filiale in Wesseling bei Köln geschlossen und an den Bonner Entwickler Phoenix Development verkauft wurde, hatte der damalige Bürgermeister Günter Ditgens die große Sorge, in die umgebaute Immobilie könnten vor allem Billig-Anbieter einziehen und das Angebotsniveau der Stadt senken. Inzwischen hat sich gezeigt, dass die Sorge unbegründet war, doch grundsätzlich gilt das Problem, dass in vielen Innenstädten immer mehr 1-Euro-Shops auftauchen, wie Joachim Stumpf, Geschäftsführer der BBE Handelsberatung feststellt. (Vierbuchen, Seite 13)
– Deikon – vom Stern am REIT-Himmel zum Zitterkandidaten: Dusan R. Rajcic, Vorstandschef der Düsseldorfer Boetzelen AG sah in der neuen REIT-Gesetzgebung die große Chance für sein Unternehmen: Er wollte von dem erwarteten Interesse deutscher Einzelhandelskonzerne, ihre Immobilien steuerbegünstigt zu verkaufen, profitieren. Als das Gesetz 2007 in Kraft trat, war das Düsseldorfer Unternehmen bereits auf den Gang an die Börse vorbereitet. Die Road-Shows wurden absolviert und mit dem 13. Juni stand der Termin für das Going Public fest. Heute kämpft das Unternehmen ums Überleben. (Vierbuchen, Seite 14)