Einzelhändler blicken mit viel Optimismus auf 2011

Der Start ins Jahr 2011 ist Deutschlands Einzelhändlern gut gelungen. Nach Berechnung des Handelsverbands HDE, Berlin, auf Grundlage der vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes, erzielte die Branche (o. Kfz, Brenn- und Schmierstoffe) im Februar ein Umsatzwachstum von nominal 2,5% und real 1,1%. Für die ersten beiden Monate summiert sich das Plus damit auf nominal 2,7% und real auf 1,7%, wie HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth auf der Frühjahrs-Pressekonferenz des Handelsverbands in Düsseldorf darlegte.

In Verbindung mit dem recht günstigen Weihnachtsgeschäft, das dem hiesigen Einzelhandel trotz der schwierigen Winter-Witterung im Dezember noch ein Plus von 3% auf 76,8 Mrd. Euro gebracht hatte und der deutlichen Belebung im 2. Halbjahr 2010 ist in der Branche für 2011 Optimismus angesagt. Zumal die Rückmeldungen des Einzelhandels für das Geschäft im März laut Genth gleichfalls sehr positiv ausfallen. Da jedoch die Auswirkungen der Katastrophe in Japan, der Krieg in Libyen und die Auswirkungen auf Öl-, Rohstoff- und Lebensmittelpreise noch nicht absehbar sind, bleibt der Spitzenverband erst einmal bei seiner bisherigen Prognose von nominal 1,5% auf einen Umsatz etwa 410,8 Mrd. Euro. Angesichts der Preissteigerungen könnte das real Stagnation bedeuten.

Der Rückblick auf die vergangenen 10 Jahre bestätigt, dass sich der Einzelhandel stetig in einem Korridor von plus/minus 2% bewegt hat. Es ist laut Genth vor allem die Konkurrenz mit anderen Branchen wie etwa Reisen, Freizeit und Telekommunikation um die Ausgaben der Konsumenten, die dem Einzelhandel zu schaffen macht. Anfang der 1990er-Jahre habe der Anteil der Branche am privaten Konsum noch bei 40% gelegen und sei seither um 13 bis 14% gesunken. Hier muss der Einzelhandel wieder Boden gut machen. Ideen sind gefragt.

Eine der Möglichkeiten ist das Online- resp. Multi-Channel-Geschäft, das viele Einzelhändler kontinuierlich ausbauen. Die jüngste News aus diesem Bereich war die Übernahme des Online-Elektronik-Händlers Redcoon durch die Fachmarkt-Kette Media Saturn, die auf diesem Wege neben dem stationären Handel auch das Online-Geschäft ausbauen will. Auch der Hagner Douglas-Konzern ist dabei, das Online-Geschäft als Ergänzung neben seinen Fachgeschäften auszubauen.

Wichtig sei die Kombination aus „stationär“ und „online“, betont Genth. Dabei fungiert das Internet in der Verbindung mit den Geschäften vor Ort als Wachstumstreiber. Es gebe Verbraucher, die sich zwar im Internet informierten, aber nur im Laden einkaufen würden, so der Hauptgeschäftsführer. Der Umsatz liegt in diesem Segment  bei 8,5 Mrd. Euro.

Seit 1999 ist der übers Internet erzielte Umsatz laut HDE von 1,25 Mrd. Euro auf 23,7 Mrd. Euro im Jahr 2010 gestiegen. Für 2011 wird ein Umsatz von 26,1 Mrd. Euro erwartet. Die Wachstumsraten lagen in den vergangenen Jahren zwischen 8 und gut 12%. Dabei darf aber laut Genth nicht übersehen werden, dass der Anteil des Online-Handels am gesamten Einzelhandelsumsatz erst bei gut 5% liegt.

Und nicht jedes Produkt ist via Internet zu verkaufen. Am besten läuft das Geschäft laut HDE mit Büchern, vor Spielwaren, Sportartikeln und Bau- sowie Heimwerkerartikeln. Auf Bekleidung entfällt der geringste Teil. Wichtig ist es aus Genths Sicht, dass die Bezahlung z.B. durch mobiles Bezahlen, in Zukunft weiter erleichtert werden kann.

Das Jahr 2010 war für den deutschen Einzelhandel nach der Krise das Jahr der Normalität. Der Umsatzeinbruch aus dem Krisenjahr 2009 (-3,1%) konnte mit dem Zuwachs im Vorjahr wieder leicht ausgeglichen werden. Insbesondere das 2. Halbjahr habe der Branche eine gute  Basis verschafft, so Genth. Das ergab die Konjunktur-Umfrage des Verbands vor etwa 4 Wochen, an der sich etwa 3 000 Einzelhändler beteiligt haben. Das gilt aber nicht nur für die Geschäftslage und die Umsatzentwicklung, sondern auch für die Gewinnlage. 39% der Befragten erzielten im 2. Halbjahr 2010 Gewinnsteigerungen, bei 30% waren die Gewinne konstant und bei 31% gingen sie zurück.

„Unsere Umfrage zeigt, dass die Einzelhändler außerordentlich guter Stimmung sind“, lautet Genths Fazit. „Ihre Einschätzungen zur Geschäftslage sind so gut wie seit 10 Jahren nicht“. Vor diesem Hintergrund erwartet fast die Hälfte der Befragten im 1. Halbjahr 2011 einen Umsatzzuwachs gegenüber 2009. Nur 16% (2009: 26%) gehen von einem Umsatzrückgang aus. Allein im März haben nach Feststellung des Kölner Instituts für Handelsforschung rund 48% der befragten Unternehmen die Erlöse im Vergleich zum Vorjahresmonat gesteigert. Für etwa 21% verlief die Entwicklung stabil auf Vorjahresniveau. Für das gesamte Jahr 2011 erwartet die Mehrheit (56,9%) der Befragten eine leichte Verbesserung.

Vieles wird für den Einzelhandel von der Entwicklung der Preise abhängen. Der HDE rechnet 2011 mit einem Anstieg der Verbraucherpreise um 2%. Vor allem bei Lebensmitteln erwartet der Verband Preissteigerungen. Hier liege die Gefahr für die Entwicklung der Konsumkonjunktur, denn Preissteigerungen bei Nahrungsmitteln würden sich deutlich stärker auf die Verbraucherstimmung auswirken, als höhere Preise in anderen Bereichen. „2011 wird das Geschäft für den Einzelhandel kein Selbstläufer sein“, betont Genth. Insgesamt erwartet er jedoch eine stabile Entwicklung für den Einzelhandel.