Gläubiger legen Wert auf sichere Zukunft für Karstadt

Die Gläubiger haben dem Antrag des Insolvenzverwalters, die Karstadt Warenhaus GmbH fortzuführen, mit 100% der Stimmen zugestimmt. Damit erteilen sie Klaus Hubert Görg den Auftrag, einen Insolvenzplan zu erarbeiten, um Karstadt als Ganzes zu erhalten. Der Termin für die Abstimmung über den Plan ist noch offen. Zudem stimmten sie dafür, dass Karstadt  an einen qualifizierten Investor verkauft wird, der die Zukunft des Unternehmens nachhaltig sichert.

Die Erleichterung der Gläubiger über diese Entscheidung äußerte sich in lange anhaltendem Applaus. Am Tag zuvor hatte Helmut Balthasar, Insolvenzverwalter aus dem Team von Görg Rechtsanwälte am selben Ort in der Gruga-Halle in Essen der kleinen Gläubigerschar der Muttergesellschaft Arcandor noch drastisch vor Augen führen müssen, wie sich die Werte eines Unternehmens im Zuge einer Insolvenz in Luft auflösen können und die Quote in den Promille-Bereich absackt.

Einen Tag später, bei der Gläubiger-Versammlung von Karstadt schlug Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg (Foto) andere Töne an. Hier sieht er gute Chancen, den Warenhausbetreiber im Zuge eines Insolvenzplanverfahrens zu retten – vorausgesetzt, die Hauptgläubiger sind bereit, auf einen Teil ihrer Forderungen zu verzichten. „Die gegenwärtigen Umsatz- und Liquiditätsplanungen gehen davon aus, dass die Schuldnerin bis auf weiteres auf einer stabilen Cash-Basis weitergeführt werden kann, wobei das anstehende Weihnachtsgeschäft von besonderer Bedeutung sein wird“, resümiert Insolvenzverwalter Rolf Weidmann von Görg Rechtsanwälte. Allerdings müsse man sich schon ziemlich dumm anstellen, um im Weihnachtsgeschäft nicht erfolgreich zu sein, lautet seine Einschätzung.

Als wichtiges Indiz für die gute Ausgangslage wertet er, dass 2 Warenkreditversicherungen Karstadt wieder in den Deckungsbereich aufgenommen haben. Das komme in der Insolvenz sehr selten vor. Laut Görg verfügt Karstadt derzeit über eine Liquidität von 256 Mio. Euro, das Volumen der Warenbelieferung liegt auf dem Niveau vor der Insolvenz, die Gehälter der Mitarbeiter für Oktober und die Mieten für November sind bezahlt. Also relativ günstige Voraussetzungen.

Anschließend führte Insolvenzverwalter Baltasar in einem Zahlenvergleichen vor Augen, was passiert, wenn Karstadt – wie im Fall Quelle – liquidiert werden müsste. Dann würde nach aktueller Kalkulation eine Quote im niedrigen einstelligen Prozentbereich übrig bleiben. „Wir haben hier keine „Steine und Erde-Situation“, verweist Balthasar darauf, dass bei einem Handelsunternehmen wenig Substanz zum Verteilen bleibt – zumal die Immobilien verkauft wurden. Den Wertverlust des Vermögens bei Liquidation beziffert er mit etwa 1 Mrd. Euro. Denn wenn die Häuser geschlossen würden, würden von Seiten der Vermieter etwa 1,5 Mrd. Euro an Schadensersatzansprüchen aus entgangenen künftigen Mieten und Pachten anfallen. Auch von den kurzfristigen Vermögenswerten, die bei etwa 515 Mio. Euro liegen, dürften nach Rechnung des Verwalters nur etwa 150 Mio. Euro für die Masse übrig bleiben.

Bei Fortführung des Unternehmens und Verkauf an einen Investor, der Karstadt erfolgreich fortführt, dürfte die Quote höher ausfallen. Wie hoch, wird natürlich erst nach Abschluss des Verfahrens feststehen. „Wir glauben, dass es möglich ist, einen Insolvenzplan hin zu bekommen, der keinen schlechter stellt, als bei der Liquidation“, stellt Görg fest. Sowohl für Teile von Karstadt als auch für das Gesamtunternehmen gibt es bereits Interessenten. Mit der Suche nach einem Investor wurde Merrill Lynch beauftragt und ein Datenraum inzwischen eingerichtet.

Eine wichtige Voraussetzung für das Insolvenzplanverfahren haben die Mitarbeiter mit ihrem Verzicht auf 150 Mio. Euro in den nächsten 3 Jahren geleistet. „Die Mitarbeiter beweisen damit, dass sie an das Unternehmen glauben“, beschwor Karstadt-Betriebsratsvorsitzender Helmut Patzold die Mit-Gläubiger, dem Antrag auf Erarbeitung eines Insolvenzplans zuzustimmen.

Wie sehr auch das Highstreet-Konsortium, Eigentümer der meisten der 129 Waren- und Sporthäuser, an einer Fortführung interessiert ist, brachte Insolvenzverwalter Frank Kebekus als Berater des Vermieters zum Ausdruck:„Ich bitte Sie, den Antrag zu unterstützen. Das ist die vernünftigste Variante. Auch wir als Vermieter werden diese Lösung mittragen.“ Bislang hat sich das Konsortium, das 3,7 Mrd. Euro für die Immobilien gezahlt hat, bereit erklärt, in den nächsten 3 Jahren Mietreduktionen von über 200 Mio. Euro zu akzeptieren.

Und da Highstreet daran interessiert ist, Karstadt als langfristigen Mieter zu erhalten, appellierte Kebekus an die Gläubiger, sie sollten den Insolvenzverwalter unbedingt beauftragen, nur an einen nachhaltigen Investor zu verkaufen, der Know-how und Geld habe, Karstadt erfolgreich weiter zu führen.

Gekündigt hat Insolvenzverwalter Görg bislang die Mietverträge für die 5 Sport- und Warenhäuser, die dem Esch-Fonds gehören. Über die Miete werde neu verhandelt, so Görg, doch zeichne sich noch keine Lösung ab. Zudem steht fest, dass Standorte im Hamburger Elbe Einkaufszentrum, in Stuttgart, Braunschweig, Berlin, Dortmund und München aufgegeben werden. 11 Filialen stehen noch auf dem Prüfstand.