„Drama“ Eurokurs – Zeitreihe entlarvt Panikmacher

Eurokursverfall

Eurokursverfall

Eurokurs
Eurokurs

Unaufhörlich stürzt seit Jahresbeginn der Dollar in die Tiefe. Presse, Ewig-Skeptikern, Inflationspropheten und Staats-Crash Kassandras offenbart sich die Schwäche des Systems und der sich anbahnende Zusammenbruch des Euroraumes. Und die Zahlen geben Ihnen anscheinend Recht. Immerhin stürzte der Euro zum US-Dollar (USD) allein von Anfang Dezember mit noch rund 1,50 USD bis heute auf nur noch ca. 1,22 USD. Das sind rund 19%! Nachdem es mit der normalen Krisen-Inflationspanik nicht geklappt hat, macht jetzt Angst vor importierter Inflation durch Rohstoffpreise die Runde. Schon gerät der Blick auf das gerade jetzt so wichtige ungeheure Konjunkturprogramm durch Währungs-Export-Tuning hinter Inflationsangst-Wolken.

Hinzu kommt natürlich noch die alte Logik, die auch der Autor Ende der 90er Jahre in den Konjunktur-Büchern von „Der Platow Brief“ in der Euro-Vorbereitung vertreten hat, dass eine Währungsunion vor einer politischen Union bedeutet, den zweiten Schritt vor dem ersten Schritt zu machen. Da kann man leicht stolpern. Außerdem war der Euro immer schon der Zusammenschluss alternder, reifer Staaten ohne Wachstumsdynamik aber mit Soliditäts-Dogma mit Staaten ohne demografische Wachstumsdynamik und Industriehistorie aber südeuropäischer Wirtschaftsdisziplin. Hinzu kommt: Die oft wesensfremde Stabilitätspolitik mit Vorrang vor Wachstum hatte schon in der Vorbereitung der 90er Jahre die Nerven der Euro-Europa-Wahlbürger strapaziert. In einer wachsenden Wirtschaft mit 3% Inflation, so man sie denn beherrschen könnte, lebt es sich nun einmal besser als mit Realeinkommensverlusten und schwadronierenden Zentralbankern. So wunderte es niemanden, dass der Euro sich schnell unter einem USD einpendelte.

Dann kam die Dollar-Wende. Nachdem die Europäer sich weigerten, sich in die Reihe der erfolglosen Afghanistan Eroberer einzureihen (Oktober 2001) und den Krieg gegen irakische Massenvernichtungswaffen mitzumachen (März 2003), wurden sie per Euro-Kurs zur Kasse gebeten (siehe Chart). Der Euro verdoppelte annähernd seinen Wert, ohne dass dies aber der ökonomischen Entwicklung der Euro-Staaten zuzuschreiben gewesen wäre. „Afghanistan-Stärke“ des Euro in Verbund mit politischer „Offenheit“ führte dann auch noch zur „Ihr Kinderlein kommet“-Osterweiterung. Wer sich davon Euro-Stärke erhoffte, musste schon über weihnachtliche Denkstrukturen verfügen.

Bedenken Sie doch bitte: Vor diesem Hintergrund müder Euro-Player im Wettbewerb mit kriegsversehrten US Boys wurde der Euro zu einer Erfolgstory ohnegleichen – zumindest für die Währungshüter. Das offenbart die Liebe des Volkswirtes zu langen Zeitreihen (siehe Chart). Und für diesen intellektuellen Schritt muss die Zeitreihe noch nicht einmal lang sein. Der Euro-Wohlstandsdreh liegt gerade eine Dekade zurück. Ich rechne heute noch in DM um und kann „Cent-Fünfziger“ nur auf Grund der Autobahn-Toiletten identifizieren.

Wenn es nicht faktischer Blödsinn wäre, würde ich ebenso wie sicherlich viele Bürger gerne die DM zurück haben. Denn egal, was wirklichkeitsfremde Inflationsstatistiken vorgaukeln, der gefühlte Wohlstand und das gefühlte Einkommen nimmt ab. Allein der Blick in unsere Honorar- und Anzeigenpreisliste offenbart Verblüffendes. Umgerechnet liegen wir heute auch nominal unter 2000er Werten, während sich Ausgabenbereitschaft noch im DM-Gefühl misst und Kosten sich heute leicht 1:1 verwenden lassen.

Aber auch die Euro-Panikmache ist schierer Blödsinn. Der Euro bleibt. Vielleicht fallen ein paar Stabilitäts-Idole. Natürlich ist die Staatsverschuldung dramatisch. Aber die Zinsen liegen heute auch nur noch bei einem Viertel des historischen Spitzenwertes. Da kann man sich schon einmal etwas leisten. Und mal ehrlich, warum sollen wir heute 1 Mrd. Euro an Bildung sparen, wenn es gleichzeitig in der Kompetenz eines mittleren Unternehmens-Angestellten liegt, solche Beträge am Ende zu Lasten der Allgemeinheit zu verspielen. Das Problem liegt in der zwangsläufigen Fehlallokation von Ressourcen bei niedrigen Zinsen und dem Spekulationsanreiz durch Leverage-Möglichkeiten. Aber das Problem ist kein Euro-Problem, sondern ein weltweites Problem.

Warum sollte also auch im Verhältnis des Euro zum USD nicht auch noch Spiel drin sein. Der Wirtschaft täte es eher gut. Der „Big Mac Index“ hat auch noch ein wenig Platz. Die Euro-Wirtschaft war nie so stark wie die DM-Wirtschaft. Die USA haben auch eine völlig andere Wachstumsdynamik. Und wenn der Euro jetzt schon abschmiert, dann ist auch durchaus noch eine Übertreibung auf die andere Seite des Gleichgewichtes drin.

„Der Immobilienbrief“-Fazit: Stellen Sie sich doch einmal vor, wir hätten mal wieder echte Inflationsangst, gerade genug echte Inflation (3%), um die Angst köcheln zu lassen und noch einen schwachen Euro, der Investoren lockt und den Export ankurbelt. Wäre das nicht ein Paradies der Immobilienwirtschaft? (Anm.: Und im anschließenden Crash hätte ich lieber Immobilien als Wertpapiere im Portfolio.)