Bremen – Ich Tarzan, Du Jane!

Das Power-Pärchen aus dem Urwald lebte ungewöhnlich und im Einklang mit der Natur. Deshalb stand es auch Pate für ein Bremer Bauprojekt, das ebenfalls von der Norm abweicht. Jetzt wurde  die etwas andere Quartiersentwicklung mit dem Deutschen Städtepreis ausgezeichnet

Mit einer Anerkennung würdigt die Jury des Deutschen Städtebaupreises das Neubauprojekt „Tarzan und Jane“, das offiziell „Neue Perspektiven für Huchting“ heißt und von der Gewoba in Bremen-Huchting verwirklicht wurde. An fünf Standorten im Bereich Kötnerweide, Buddeskamp und Kirchhuchtinger Landstraße sind insgesamt 80 neue Wohnungen entstanden oder im Entstehen begriffen.

Die Idee hinter „Tarzan und Jane“: den Wohnungsbestand aus der Nachkriegszeit um moderne Wohnungszuschnitte für heutige Bedürfnisse zu ergänzen. Etwa Einzelappartements für Senioren oder Studenten, die zu Wohngemeinschaften zusammengefasst sind, aber auch Wohnungen für Alleinerziehende, Singles und größere Familien – und alle sind barrierefrei über einen Aufzug erreichbar. Da an allen fünf Standorten die Häuser – abgesehen von den unterschiedlichen Wohntypen – baugleich sind, reduziert sich die Bauzeit auf etwa ein Jahr.

Die Gewoba vermietet die Neubauwohnungen zu einem verhältnismäßig günstigen Preis von 6,50 €/qm, weil sie zu 100 Prozent öffentlich gefördert sind. Die Nachfrage von Neumietern, aber auch von vielen Bestandsmietern ist laut Gewoba enorm groß. Für das Unternehmen ein Beleg dafür, dass in Bremen noch mehr Sozialwohnungen benötigt werden.

Preisgekrönt, seriell gefertigt

In der Begründung lobte die Jury, das Projekt zeige exemplarisch, wie die „aufgelockerten Siedlungen der fünfziger und sechziger Jahre mit kostengünstigem, qualitätsvollem Wohnungsbau aufgewertet werden“ können. Ohne die vorhandene Sozialstruktur zu überfordern, sei das Wohnungsangebot verbreitert und Freiräume aufgewertet worden. Besonderen Wert für die Gewoba erhalte die Auszeichnung dadurch, dass das Projekt „Tarzan und Jane“ eine nachträgliche Bebauung im Wohnquartier darstelle: „Wohnungsmangel, Alterung, Singularisierung, zunehmende Armut – unsere Städte stehen vor gewaltigen sozialen Herausforderungen, auf die wir nicht die gleichen baulichen Antworten geben können wie in den fünfziger Jahren“, sagt Peter Stubbe, Vorstandsvorsitzender der Gewoba. „In der Stadt brauchen wir zukunftsorientierten Wohnungsbau, der generationengerecht und flexibel, bezahlbar und seriell umsetzbar ist.“

Mit seriellen Bauprojekten an mehreren Standorten entwickelt die Gewoba die eigenen Quartiere weiter und schafft neuen Wohnraum. Den prämierten Entwurf „Tarzan und Jane“ arbeiteten die Planer und Architekten zu serienreifen Prototypen aus. Jedes Haus wird je nach örtlicher Bedarfslage mit unterschiedlichen Grundriss-Kombinationen realisiert – bis zu 100 Varianten sind möglich. Zwischen 14 und 18 Wohneinheiten finden in dem Bautyp Platz: „In der Theorie verspricht serielles Bauen schneller und günstiger mehr Wohnraum zu schaffen. Dabei wird außer Acht gelassen, dass dafür bisher keine zeitgemäßen Bautypen existierten. Diese zur Praxistauglichkeit zu bringen, ist sehr kostenintensiv und personalaufwendig“, sagt Martin Paßlack, Leiter Neubau und Stadtentwicklung bei der Gewoba.