Simone und Steffen Uttich
wenden sich mit ihrem Buch „Es ist nur Geld – 10 Fehler mit denen Sie Ihr Vermögen versenken“ auch und vor allem an Privatanleger ohne oder mit nur geringer Vorbildung in der Vermögensanlage. Es soll ihnen die Scheu nehmen, sich einmal genauer mit der Materie zu befassen. Ein vernünftig strukturiertes Portfolio sei kein Hexenwerk, meinen die Autoren.
Das Buch macht aber auch Profis Spaß. Gesunder Menschenverstand und Know How paaren sich mit leserorientiertem Stil – Schmunzeln inklusive. Simone Uttich hat 10 Jahre Erfahrung als Wertpapierberaterin einer Großbank und ist seit 5 Jahren Geschäftspartnerin eines unabhängigen Finanzdienstleisters. Steffen Uttich ist seit 1991 Journalist und war bis zur Hinwendung zum Immobilienressort der FAZ als Nachfolger von Jens Friedemann mit dem Themenschwerpunkt private Geldanlage befasst.
„Über Geld spricht man nicht“, lautet eine weit verbreitete Redewendung – schwadronierende Investment-Banker natürlich ausgenommen. Dennoch füllt die Erfindung mancher monetärer Perpetuum Mobiles Finanz- und Börsenzeitschriften ebenso wie Tageszeitungen bis hin zur BILD. Mangels hellseherischer Fähigkeiten bei Rating Agenturen ebenso wie bei Journalisten geht da natürlich manches schief. Selten wird die Verantwortung einer Positivempfehlung gesehen. Aber der Leser möchte Handlungsanweisungen und verletzt bei klaren Anlageempfehlungen regelmäßig die Grundregeln der Kapitalanlage.
Hier setzt das Buch an. Die Autoren gestehen freimütig: Das Patentrezept für die erfolgreiche Vermögensmehrung kennen sie auch nicht. Sie zäumen deshalb das Pferd von hinten auf. Nachdem sich viele Autorenkollegen die Mühe gemacht haben, ihren Lesern gute Ratschläge über erfolgreiches Investieren an die Hand zu geben, was letztlich aber wohl nicht richtig funktionierte, schreiben sie auf, was nach praktischen Erfahrungen auf jeden Fall nicht funktioniert. Das passt in die Philosophie des „Der Immobilienbrief“, der nach zwei Leitsätzen vorgeht: „Nicht denken, streuen!“ und „Dumme Fehler vermeiden.“ Natürlich geht auch so – zumindest in der Immobilie – manchmal oder seit 1993 auch recht oft etwas schief. Aber es ist zumindest für die Nerven besser, bei Problemen sicher zu sein, eine frühere Entscheidung auf damaligem Erkenntnisstand richtig getroffen zu haben.
Die zehn größten Fehler in der privaten Geldanlage beschreiben Simone und Steffen Uttich. • • • 1. Guter Rat kostet nichts! Banken- und privater Provisionsvertrieb erzeugen lediglich die Illusion einer kostenlosen Beratung. Provisionsinteresse sei letztlich die entscheidende Ursache, warum eine sinnvolle Risikostreuung des Vermögens häufig nicht einmal ansatzweise vorhanden ist. • • • 2. Kaufen, wenn alle kaufen! Ausgerechnet im Umgang mit dem eigenen Geld käme der Herdentrieb des Menschen zum Tragen. Das erzeugt Zyklik. Der Vergleich mit Lemmingen ist unvermeidlich. • • • 3. Kaufen und halten! Leider ist die Zeit von Altmeister Andre Kostolany vorbei. Seine Philosophie des Abwartens stammt lt. Uttich aus einer Zeil, als der deutsche Aktienmarkt schon für Aufregung sorgte, sobald sich der Leitindex nur um 0,5% bewegte. Heute ist das ein ruhiger Handelstag. Wer zu lange wartet, findet nach einigen Jahren eine Häufung von Depotleichen.
4. Alles auf ein Pferd setzen! Die Kunst der Risikostreuung bestehe darin, zunächst die richtige Mischung aus den unterschiedlichen Anlageformen zu finden. Was Anleger dazu allerdings unbedingt brauchen, sei eine eigene Meinung zur Marktentwicklung. (Anm.: Das korrespondiert mit der immobilienwirtschaftlichen Erfahrung, dass der gesunde Menschenverstand eines Taxifahrers mit Migrationshintergund viele Investitionsentscheidungen dynamischer Investmentbanker leicht als fehleranfällig erkannt hätte.) Markterwartung und Einschätzung der Risikobereitschaft würden aber gerne an den Berater/Banker delegiert. • • • 5. Hauptsache, Steuern sparen! Steuervermeidungsstrategien hätten sich nur in wenigen Fällen als Segen für den Erhalt beziehungsweise die Vermehrung eines Vermögens herausgestellt. Anleger machen keinen Fehler, wenn sie Steuereffekte erst einmal ausblenden. • • • 6. Gewinner von gestern! Märkte bewegen sich in Zyklen. Am Ende eines Zyklus lassen sich die besten Anlageergebnisse erzielen. Von den großen Gewinnern der jüngeren Vergangenheit solle man die Finger lassen. • • • 7. Auf Schnäppchenjagd gehen! Billig kaufen, teuer verkaufen – auf mehr käme es in der Geldanlage eigentlich nicht an. Wer gutgläubig in einen Titel marschiere, stehe hinterher meist mit leeren Händen da. Weder Verkäufer bei Real Assets noch Tipgeber bei Aktien seien immer uneigennützig.
8. Eigener Herd ist Goldes wert! (Anm.: Na ja, dafür bräuchten wir mehr Platz. Aber sicher ist richtig, dass das Eigenheiminvestment dumme Kapitalanlage-Fehler geradezu anzieht. Aber die merken meist erst die Erben.) Grundsätzlich sollte man heutzutage nicht mehr von einer Wertsteigerung der Immobilie ausgehen, meinen die Autoren. Das stimmt sicherlich. • • • 9. Auf Modewellen reiten! Um an das Geld ihrer potentiellen Kunden zu kommen, müssen die Anbieter von Anlageprodukten permanent gute Ideen entwickeln. Zwangsläufig leide der Überblick. Zudem sei in der provisionsgesteuerten Vermögensberatung ein Kunde, dessen Geld langfristig angelegt ist, ohnehin ein schlechter Kunde. Permanente Umschichtung generiert Provisionen. Es sei immer wieder erstaunlich, wie vertrauensselig viele Anleger ihren Beratern Jahr für Jahr von einer Modewelle zur nächsten folgen. Die „Der Immobilienbrief“-Erfahrungen mit geschlossenen Immobilien- oder Schiffsfonds hauen in die gleiche Kerbe. Auch bei der Aktie machen Zwischensprints nur kurzatmig. • • • 10. Gewinn ohne Risiko! Auch in der Geldanlage gäbe es so etwas wie ein Grundgesetz. Es lautet: Niedrige Rendite – niedriges Risiko; hohe Rendite – hohes Risiko. Je weiter sich das Versprechen einer Geldanlage von dem Maßstab einer sicheren Bundesanleihe entferne, umso riskanter sei sie. Unglücklicherweise sei aber ein geringer Aufschlag zum sicheren Zins automatisch eine Garantie für geringes Risiko.
„Der Immobilienbrief“-Fazit: Das Buch von Simone und Steffen Uttich bringt vielleicht die Wissenschaft nicht weiter. Aber das ist auch nicht Anliegen der Autoren. Man kann das Buch mit Spaß lesen. Das ist sicher mehr wert als ein 8-bändiges Nachschlagewerk der Kapitalanlage renommierter Professoren, die sich vor allem das Schulterklopfen ihrer wissenschaftlichen Kollegen verdienen wollen – auf jeden Fall ist es 17,90 Euro wert. (ISBN 978-3-89981-206-0 # 3206)