Catella: Erster wiedereröffneter Offener Fonds kauft in Oslo

Mit eher beunruhigenden Nachrichten macht die Szene der Offenen Immobilienfonds derzeit von sich reden. Neben Catella Real Estate AG KAG mit „Focus Nordic Cities“ und Degi International, die pünktlich nach Ablauf der 3-Monatsfrist ohne spätere Verwerfungen wieder ihre Fonds für Anteilsrückgaben öffneten, werden jetzt wohl nur SEB Immoinvest, CS Euroreal und Axa Immoselect wieder Anteile zurücknehmen. Mehr als die Hälfte der Ende Oktober im Zuge der Finanzmarktverwerfungen „geschlossenen“ Fonds, die Anteilsrücknahmen aussetzten – allen voran wie immer KanAm – , bleiben über diese Frist hinaus geschlossen. Das setzt aufsichtsrechtliche Regelmechanismen in Kraft und baut eine immer größer werdende Rücknahme-Gefahrenwelle durch kumulierten Liquiditätsbedarf der Anleger, Vertrauensverlust und auch Zweitmarktspekulation auf.

Gut sieht es dagegen bei Catella KAG aus. Catella hatte den Offenen Fonds Focus Nordic Cities genau nach Ablauf der ersten 3-Monatsfrist als erster Offener Fonds, 1 Tag vor der Degi, wieder geöffnet und damit das erste marktbedingte „Run-Risiko“ getragen. Der kleine Fonds für Institutionelle konnte allerdings mit dem Risiko besser umgehen, da die wichtigen Investoren persönlich betreut werden konnten.

Jetzt kauft der Focus Nordic Cities wieder. Der von Catella KAG gemanagte offene Immobilienfonds erwirbt erstmalig nach Wiederöffnung des Fonds eine Einzelhandelsimmobilie in Oslo. Axel Wünnenberg, Head of Acquisition, hat letzte Woche im norwegischen Oslo ein Stadtteilzentrum in sehr guter Lage mit rund 6.000 qm Handelsfläche und 146 Parkplätzen wurde für rund 25 Mio. Euro erworben. Hauptmieter ist die norwegische Tochter des schwedischen Einzelhandelskonzerns ICA. Norwegen ist von der Wirtschaftskrise wenig betroffenen.

Vorstandssprecher Dr. Andreas Kneip sieht in den Catella-Heimatmärkten Oslo, Stockholm und Helsinki derzeit sehr gute Einkaufsmöglichkeiten für hohe Immobilienqualität zu vernünftigen Preisen. Oslo erscheine auf Grund der weiterhin hohen norwegischen Kaufkraft vor allem der Bereich Einzelhandel interessant.

Gefragt zur Entwicklung auf den Investmentmärkten sieht im Background-Gespräch Kneip auch wieder Bewegung in der Investorenszene, die sich im Moment aber noch nicht in Zahlen auswirke. Das könne sich aber recht schnell ändern. Beim Focus Nordic Cities seien annähernd alle Rückgabeanträge storniert worden. Nahezu alle Anleger hätten ihre Bereitschaft erklärt, die Anteile am Fonds weiterhin zu halten. Seit Fondsöffnung habe der Fonds Nettozuflüsse. Auch für 2009 werde eine Rendite angestrebt, die sich in dem Plankorridor zwischen 5 und 6% bewegt.

Da Kneip mit Erfahrungen aus drei Krisenzeiten nicht auf Aufwertungsgewinne gesetzt hatte, ist für den Fonds die Höhe der Nettomieteinnahmen aus den Fondsobjekten maßgeblich. Die liegt im Fondsdurchschnitt bei 5,6%. Zudem hatte Catella unmittelbar nach Wiederöffnung des Fonds bei der BaFin den Antrag auf Einführung von Rücknahmefristen, die eine besser planbare Liquiditätssteuerung und eine höhere Planungssicherheit ermöglichen, gestellt. Die neuen Fondsbedingungen, die in Einzelregelungen sowieso bereits seit Dezember umgesetzt wurden, werden am 28.06.2009 in Kraft treten. Die BVI-Fonds warten dagegen noch auf neue Gesetze. Da ist sogar Godot zuverlässiger.

(Literaturhinweis: In dem Schüleralbtraum „En attendant Godot“ von Samuel Beckett verbringen die beiden Landstreicher Estragon und Wladimir u. a. an einem undefinierbaren Ort ihre Zeit damit, auf eine Person namens Godot zu warten, die sie nicht kennen und von der sie Nichts wissen, nicht einmal, ob es sie überhaupt gibt.)