Decathlon baut Logistikzentrum in Schwetzingen

Wo früher Züge der Deutschen Bahn repariert wurden und über Jahrzehnte eine Vielzahl von Menschen beschäftigt war, wird jetzt nach über 20 Jahren wieder neues Leben einkehren. Die französische Firma DECATHLON, die Sportartikel herstellt und weltweit vertreibt, wird ab 2012 auf mehr als 60 Prozent des über 20 ha großen Areals ein Distributionszentrum für Deutschland errichten, das 2013 in Betrieb gehen soll.

Decathlon Logistikzentrum

Decathlon Logistikzentrum

„Schwetzingen war für unseren ersten Logistikstandort in Deutschland die erste Wahl. Dafür sprechen die zentrale Lage im Rhein-Neckar-Dreieck und die hervorragende Verkehrsanbindung an die Autobahnen A5 und A6, aber auch die Verbindung zu einer Stadt wie Schwetzingen, die insgesamt viele Qualitäten mitbringt. Deshalb haben wir den Grundstückserwerb auch so ausgelegt, dass wir am Standort noch wachsen können“, sagt Recep Sari, Expansionsleiter Baden-Württemberg der DECATHLON Deutschland Unternehmensentwicklungsgesellschaft mbH. Bisher wurden die 12 deutschen Filialen sowie die Kunden des Online-Shops von Mulhouse in Frankreich und Willebroek in Belgien mit Waren versorgt. „Mit dem neuen Lager in Schwetzingen machen wir einen großen Schritt vorwärts, um die Verfügbarkeit unserer Produkte weiterhin zu verbessern“, so der Regionalleiter Süd und zukünftige Logistikleiter Dominique Tousch. In einer ersten Stufe ist der Bau einer Logistikhalle mit mindestens 20.000 m² Lagerfläche vorgesehen. Weitere Ausbaustufen sind geplant. „Wir waren uns einig, dass die optische Gestaltung nur mit einem leistungsfähigen Architekturbüro – BFK Architekten aus Stuttgart – gelöst werden konnte. Das Fassaden-Konzept wird in enger Abstimmung mit der Stadt Schwetzingen entwickelt. Es wird eine Dachbegrünung geben, eine Photovoltaik-Anlage ist auch geplant“, so Recep Sari. Langfristig wird Decathlon über 40 Mio. Euro in den Standort investieren und anfangs 100 bis 120 neue Arbeitsplätze schaffen, die Zahl der Mitarbeiter wird in Zukunft auf ca. 250 bis 300 steigen.

Bisheriger Eigentümer ist das private Immobilienunternehmen aurelis Real Estate GmbH & Co. KG, das auf die Vermietung, Entwicklung und Vermarktung ehemals industriell genutzter Flächen im ganzen Bundesgebiet spezialisiert ist. Stadt und aurelis haben sich im Frühjahr 2008 auf ein kooperatives, gemeinsam getragenes Verfahren geeinigt, um in der Moderation der FIRU mbH aus Kaiserslautern die Projektentwicklung voranzutreiben, Nutzungen zu entwickeln und das notwendige Planungsrecht zu schaffen.

„Wir haben gemeinsam mit der Stadt über mehrere Jahre Planungsentwürfe mit verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten für das Gelände entwickelt. Diese Entwürfe haben wir von Fachgutachtern intensiv prüfen lassen. Eindeutiges Ergebnis des Prozesses ist die gute Eignung als Logistikstandort, denn die Verkehrsanbindung ist perfekt.“ stellt Thaddäus Zajac fest, als aurelis-Geschäftsführer für die Region Mitte und damit auch für Baden-Württemberg verantwortlich. Um nun eine schnelle Umsetzung des Projektes zu ermöglichen, habe man schon im Vorjahr die große Wagenrichthalle zurückgebaut, so Zajac weiter. Erste ökologische Ausgleichsmaßnahmen seien ebenfalls bereits umgesetzt worden. So wurden die unter Naturschutz stehenden Mauereidechsen gefangen und in eigens für sie hergestellte Steingabionen innerhalb und außerhalb des Geländes verlagert.

„Die Verhandlungen und Vorbereitungen waren sehr umfangreich und komplex wie kaum bei einem anderen Projekt zuvor. Schwetzingen wird von der Lösung sicher nachhaltig profitieren. Mit DECATHLON kommt ein Unternehmen, das von seiner Prägung und seiner Arbeitsphilosophie sehr gut zu Schwetzingen passt. Da gab es sehr früh starke Sympathien“, sagt Oberbürgermeister Dr. René Pöltl. Er freue sich, dass es gelungen sei, über einen Lenkungskreis auch den Gemeinderat in diesen langen Entscheidungsprozess konkret mit einzubinden, um eine gemeinsame Richtung festzulegen. Die Zahl der Arbeitsplätze, aber auch die Verkehrsbelastungen seien wichtige Kriterien gewesen. So erfolge die Erschließung sowohl des nördlichen als auch des südlichen Teils ohne die Berührung von Wohngebieten. Der LKW-Verkehr sei zudem mit 50 – 80 Fahrzeugen am Tag sehr erträglich und spiele sich nur an Werktagen ab. Mit der Ausweisung als Gewerbegebiet werde es auch in Zukunft keine Nutzungen mit zu hohen Belastungen geben.

Der zwischen der Stadt Schwetzingen und aurelis abgeschlossene städtebauliche Vertrag legt unter anderem die Erschließungsleistungen fest. aurelis wird im Norden eine Kreisverkehrsanlage errichten lassen und damit für die direkte Anbindung des Areals an die Bundesstraße 535 sorgen. Auch die innere Erschließung mit Straßen, Fußwegen und einem Radweg entlang der bestehenden Baumallee sowie die Erstellung von Grünanlagen und ökologischen Ausgleichsflächen übernimmt das Immobilienunternehmen.

Pöltl dankt allen Projektbeteiligten für das große Engagement. Die Mitarbeiter der Stadtverwaltung und der Gemeinderat hätten mit den beteiligten Firmen Hand in Hand und sehr flexibel gearbeitet, das verdiene höchstes Lob und habe die Ansiedlung erst ermöglicht.

Weiteres Verfahren

Nachdem in diesen Tagen alle Verträge zwischen den Beteiligten geschlossen werden und der Gemeinderat am 21. Juli die Offenlage des Bebauungsplans beschlossen hat, soll möglichst schnell eine Baugenehmigung seitens der Stadt erteilt werden. Erste Abstimmungen haben bereits stattgefunden. Mit einem Baubeginn ist im Frühjahr 2012 zu rechnen, so dass der Betrieb dann bis Mitte 2013 starten kann.

Weiteres Gewerbegebiet im südlichen Teil

Im südlichen Teil des Areals, auf dem die denkmalgeschützte Wagenrichthalle II steht, wird ein kleineres Gewerbegebiet mit ca. 70.000 Quadratmeter Größe, einschließlich der Hallenflächen, entstehen. „aurelis hat uns im Rahmen der Gesamtlösung die Restflächen im Süden ohne Zahlung übertragen. Gleichzeitig erhalten wir einen Ausgleichsbetrag für Restarbeiten in dem Areal. So können wir die dortige Entwicklung selbst steuern“, erklärt OB Pöltl. Das Land hatte bereits 2010 einen Zuschuss von 1,5 Mio. Euro für die Entwicklung des Südareals und den Erhalt der Halle bewilligt. Die Projektentwicklung für diesen Teil des Areals wird jetzt unter Federführung der Stadt Schwetzingen weiter betrieben. Erste Ideen gibt es bereits.