Für den Aufbau Ost sind enorme finanzielle Mittel eingesetzt worden – sie haben sich aber auch bezahlt gemacht. Das ist eines der zentralen Ergebnisse einer ökonomischen Bilanz 20 Jahre nach dem Mauerfall, die das DIW Berlin heute veröffentlichte. Die Wissenschaftler kommen darin zu einer positiven Gesamtbewertung der wirtschaftlichen Lage im Osten Deutschlands. „Bei der Produktivität und bei der Wettbewerbsfähigkeit hat es immense Fortschritte gegeben, die Erneuerung der Infrastruktur ist weit fortgeschritten“, sagte DIW-Präsident Klaus F. Zimmermann. „Außerdem ist es nach einer fast vollständigen De-Industrialisierung gelungen, wieder ein beachtliches industrielles Wachstum zu erreichen.“
In der Wirtschaftspolitik forderte Zimmermann eine stärkere Konzentration auf die Strukturprobleme Ostdeutschlands: „An erster Stelle stehen die zu geringe Innovationskraft und die demographische Schrumpfung der nachwachsenden Generationen: Diese Probleme müssen wir angehen, wenn Ostdeutschland wirtschaftlich auf eigenen Beinen stehen soll – mit weiteren Investitionen in Beton statt in Köpfe wird das aber nicht funktionieren.“
„Die allgemeine Einschätzung der wirtschaftlichen Lage in den neuen Bundesländern krankt an überzogenen Erwartungen noch aus der Wendezeit und falschen Vergleichsmaßstäben“, sagte Zimmermann . „Gemessen an dem, was an wirtschaftlicher Substanz vor 20 Jahren vorhanden war, ist das Glas weder halb voll noch halb leer, sondern mindestens zwei Drittel voll.“
Er trat auch der Auffassung entgegen, die wirtschaftliche Aufholjagd des Ostens sei abgebrochen oder ins Stocken geraten. „Die Produktivität, die Exportorientierung und generell die Wettbewerbsfähigkeit entwickeln sich weiter stetig nach oben,“ sagte Zimmermann bei der Vorstellung der ökonomischen Bilanz in Berlin.