Liebe Leserin, lieber Leser,
noch ist in der Immobilienwirtschaft die Freude über die neue Regierung nicht ganz abgeebbt, noch herrscht der blanke Optimismus vor, typisch für die Branche. Die ist froh, dass z. B. wesentliche Forderungen wie im Bereich Klimaschutz berücksichtigt und Hürden im Mietrecht bei energetischer Sanierung beseitigt wurden. Nun werden weitere Taten gefordert wie Wiedereinführung einer degressiven Afa, um den Wohnungsneubau anzukurbeln, der von Neuem historische Tiefststände erreicht hat. Das Baukindergeld der CSU steht in den Sternen ebenso wie eine Vereinfachung des Eigenheimrentengesetzes oder die Stärkung der Immobilie als eine (wichtige) Säule der Altersvorsorge.
Das bewegt die Branche. Aber warum wird sie nicht gehört? Als Antwort darauf sollte man sich aufmerksam das Team, das „unser Neuer“, der Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer, um sich scharte, anschauen. Bereits seine Rede „im Rahmen der Aussprache der Regierungserklärung der Bundeskanzlerin vor dem Deutschen Bundestag“ ließ, wer wollte, aufhorchen, im wahrsten Sinn. Das Wort Stadtentwicklung kam sowieso nur marginal vor, wenngleich „sein Haus“ alles, was mit Energiesparen wie dem Passivhaus zu tun hat, „mit allen Kräften fördern“ wolle. Das ist positiv. Dem Mann aus dem Land von MAN, BMW und Audi, Siemens Verkehrstechnik u. a. geht es vor allem um eines – den Verkehr und seine Infrastruktur. Und das ist der Mangel des Teams: Keiner seiner drei parlamentarischen Staatssekretäre Enak Ferlemann, Andreas Scheuer oder Jan Mücke ist ausgewiesener Fachmann für das Bauwesen oder für die Stadtentwicklung oder als Ansprechpartner für die Immobilienbranche oder einer ihrer Lobbyverbände besonders qualifiziert. Über eine, wenn auch geringe Affinität zur Immobilie verfügt nur Mücke. Der versprach zwar kürzlich auf dem GdW-Verbandstag in Berlin, den Dialog mit Immobilienbranche fortzuführen, wie es der Koalitionsvertrag vorsieht. Dessen ungeachtet – mit der Berufung von Klaus-Dieter Scheurle zum beamteten Staatssekretär hat Ramsauer die Pflöcke für seine Amtszeit eingeschlagen, mit Scheurle will er „die Verkehrspolitik auf neue Füße stellen“. War Engelbert Lütke Daldrup die Figur hinter, neben oder vor Wolfgang Tiefensee, Politikerklärer seines Meisters und Wadenbeißer der Journalisten, so sind nun die Prioritäten neu verteilt. Ramsauer und Scheurle oder umgekehrt oder im Doppelpack – für diese Fahrtrichtung des Ministeriums sind die Weichen gestellt.
Haben Sie eine gute Zeit – und bleiben Sie uns gewogen!
Karin Krentz