Editorial – Warum Kardinal Woelki übers Ziel hinaus geschossen ist

Editorial von „Der Immobilienbrief“ Nr. 415

Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrter Herr Kardinal Woelki,

ich hoffe, Sie haben die Weihnachtszeit gut überstanden. Unsere europaweite Großfamilien-Weihnachtsfeier hat zwar schon Ehen gefährdet, aber im Laufe vieler generationenübergreifender Jahrzehnte bis heute nicht die Bedeutung verloren. Lediglich die Geschenke-Blockchain (jeder/jedem) ist einer „nur noch Kinder“-Philosophie gewichen. Die „süßen“ Kleinkinder versorgen dafür in Dankbarkeit die Familie mit den aktuellen Kinderkrippen-Bazillen und sorgen so für die Familiengesundheit durch ein kontinuierliches Antikörper-Update.

 

Bei uns stand Weihnachten unter dem Segen der Vodafone-Weihnachtsmänner. Die für „machen wir in Ruhe im Januar“ zugesagte Beschleunigung unseres Internet kippte am 19.12. mit gutgemeint schneller Abschalten der „alten“ Leitung den ersten Dominostein. Wir waren in Urlaub. Für unsere nach eigenem Empfinden erwachsenen 3 Kinder um die „20“ brach die Kommunikationswelt zusammen. Telefon weg. Internet weg. iPads tot. Laptop tot. Drucker tot. Fernsehen weg. Spotify weg. Netflix weg. Sky weg. Apple-TV tot. Fire Stick tot. Alexa taub. Überwachungskameras blind. Mit Hilfe der freundlichen Vodafone-Hotline gelang meinen Töchtern in mehrstündigen Konferenzen die Neuinstallation des Internets mit neuen Zugangsdaten, aber ohne Telefon („Festnetz braucht kein Mensch“). Unser IT-Fachmann („Papaaa, …“) reinstallierte über die Feiertage jeden Router-Überraschungsnutzer. Telefon installierte der regionale Vodafone Fachmann („hat er auch noch nie gemacht“) mit neuer Nummernzuordnung, Faxabstellung und neuen Zugangsdaten. Logisch: Fernseher tot. Alles tot. … (s.o.). Neuinstallation erfolgte über die freien Tage. Dann schickte im versprochenen Januar unser netter Vodafone-Freund einen externen Fachmann. Vodafone rennt jetzt. „Man hätte eigentlich nur die Kabel 1:1 umstecken müssen.“ Sogar die originären Zugangsdaten waren wiederhergestellt. Logisch: Fernseher tot. Alles tot. … Ebenso tot, wie die neue Weihnachts-Sonos-Anlage für die flächendeckende Raum- und Alexa-Versorgung meiner Frau außerhalb der Wohnzimmer-Bose-Versorgung. Zum Glück ist die Neuinstallation kein Problem. Nur buchte sich das neue Sonos-System dann in die Wohnzimmer-Bose-Anlage ein, wo sie eben nicht hingehörte. Da ist Sie noch. Aber dafür funktioniert mein Smartphone gesteuerter Weihnachts-„R2-D2“ einwandfrei. Der sorgt für gute Laune. Er läuft und fiept wie aus Star Wars bekannt. Am besten kann er aber wohl Raumschiffe steuern. Ich schau am Wochenende mal bei „mobile.de“ rein. Mal sehen, was die in der Raumschiff-Kategorie haben.

 

Eure Eminenz, Kardinal Woelki, Sie verwiesen in Ihrer Weihnachtsansprache auf zynische, sogar menschenverachtende Züge der Wohnungsspekulation. Mein Kollege Edmund Pelikan hat in einem offenen Brief an Sie die Bedeutung der Immobilienwirtschaft für Ihr eigenes Bistum zusammengestellt (siehe google). Was Sie vielleicht sonst noch wissen sollten: Kleine private und altersvorsorgende Eigentümern pflegen meist mit Liebe rd. 15 Millionen Wohnungen und werden dafür von Politik, Rechtsprechung, Messie-Mietern und jetzt von Ihnen abgestraft. Die professionelle Immobilienwirtschaft investiert mehr in den Bestand, als Private das könnten. Die überwiegende Mehrzahl der privaten Vermieter achtet eher auf die Mieterqualität als die Miethöhe. Ich selber habe noch niemals – auch in Berlin – eine Bestandsmiete erhöht. Alle Bestandsmietstatistiken bestätigen Deutschland als Mieterparadies. Bei der Neuvermietung erhält man in einer Marktwirtschaft Marktmiete. Ich kann mich nicht erinnern, dass Sie in den Phasen deutlicher Mietsenkungen (4,60 bis 5 Euro in Berliner und Leipziger Neubau, in Wuppertal, im Ruhrgebiet und noch weniger in Bad Hersfeld – im Bestand noch heute) Menschenfreundlichkeit gelobt hätten. Ebenso wenig kann ich mich erinnern, dass Sie Volkswagen, Verkehrsbetriebe oder apple zur sozialen Preisgestaltung mobiler und kommunikativer Grundbedürfnisse motiviert hätten. Für die Politik ist die Immobilienwirtschaft ein wahlpolitischer und steuerlicher Selbstbedienungsladen geworden. Mit explodierenden Nebenkosten und Energiewende „ins Nichts“ (H.W. Sinn) belastet das Mieter mehr als die Mieten. Natürlich gibt es in unser beider Branchen menschenverachtende oder soziopathische Kriminelle. Das ist Statistik. Natürlich gibt es immer Controlling- oder Testosteron-gesteuerte Abweichungen von sozialen Leitlinien und auch Fehler. Aber, Eminenz, es gibt kein moralisches Recht, über Menschenverachtung Deutschlands wichtigster Branche zu schwadronieren.