Ein neues Hochhaus in der Berliner City West auf altem Grund

Die City West in Berlin erfindet sich neu und was nicht passt auf diesem Weg, das wird von Investoren passend gemacht wie zum Beispiel durch einen Neubau mit dem vorläufigen Namen Budapester Straße 35 auf altem Grund. Dort entwickelt Barings Deutschland bis Sommer 2019 ein neues, 15-geschossiges Büro- und Geschäftsgebäude. Nach Plänen von Grüntuch Ernst Architekten aus Berlin entsteht ein polygonaler Baukörper mit kristalliner Fassadenstruktur. Die Gebäudehülle rhythmisiert durch die vertikale Gliederung und facettierte Glasfelder das skulpturale Volumen. Das exponiert stehende Gebäude am Olof-Palme-Platz reflektiert über versetzte Spiegelflächen die Himmelsbilder in den Stadtraum, soloben sich die Architekten schon mal selbst.

Kenner wissen um die Geschichte des roten Klinkerbaus mit seiner markanten gebogenen Architektur der Postmoderne (Pysall, Stahrenberg und Partner) gegenüber dem Zoo-Aquarium und neun Etagen, das  erst 1985 für die Grundkreditbank errichtet wurde, die später in der Berliner Volksbank aufging. Das Geldinstitut hatte die Immobilie Ende 2014 an ein Konsortium aus drei Unternehmen verkauft. Im August 2016 erwarb Barings das Haus für einen „institutionellen Investor aus den USA“. Wie es heißt, werden „deutlich über 100 Mio. Euro“ investiert. Doch dass das Haus nur ein „Hochhäuschen“ wird (im Vergleich zu Upper West und dem Zoofenster mit Waldorf Astoria) sehen Investoren und Architekten drei Gründen geschuldet: Zum einen dem schwierigen Baugrund, die alten Fundamente lägen zum Teil fünf m tief im Grundwasser, zum anderen sei die Lage zwar solitär, doch ein Hochhaus würde den Zoologischen Garten unliebsam verschatten und zum dritten – aus Investorentypischer Sicht – sei ja die Immobilie mit einer darauf liegenden wirksamen Baugenehmigung erworben worden, eine Neubeplanung hätte ein Zeitverzug von zwei bis drei Jahren verursacht (bares Geld, was kein Investor und schon gar kein amerikanischer Fondsanleger übrig hat).

Barings beschreitet mit diesem Vorhaben neue Wege. „Wir sehen Projektentwicklungen grundsätzlich auch als Teil unseres Geschäftsmodells und wollen den Bereich auch weiter ausbauen. Ebenso sind aber auch Beteiligungen an anderen Projekten denkbar, wo wir im Joint Venture mit dem anderen Entwickler das Kapital zur Verfügung stellen. Das ist uns wichtig und tatsächlich etwas neu“, so Christoph Wittkop, Managing Director und Country Head von Barings Deutschland.

Keine Mietflächen weit und breit

Diese Entwicklung kommt für den Berliner Immobilienmarkt genau zur richtigen Zeit. Das weiß auch Barings. Keine freien Mietflächen weit und breit und schon gar nicht in der City West oder Ost in den so genannten Core- oder Trophy-Immobilien. Da rechnet Wittkop schon ganz kühn mit einer Miete ab 30 Euro/qm aufwärts, Bikini Berlin der Bayerischen Hausbau macht es vor. „Wir wollen an dieser prominenten Stelle ein architektonisch attraktives Objekt mit hochwertigen Büroflächen errichten, das Raum für verschiedene Nutzer bietet. Damit werden wir das bereits vorhandene Gebäudeportfolio in der City West ideal ergänzen und der weiteren Entwicklung dieser interessanten Mikrolage einen Impuls geben“, sagt er.

Um die Grundstücksfläche optimal zu nutzen und auch die Bürogrundrisse effizient zu gestalten, ist ein achteckiger Neubau mit insgesamt 15 Stockwerken und einer Gebäudehöhe von 60 Metern geplant. „Mit diesem Gebäudeentwurf begegnen wir den Anforderungen des Immobilienmarktes sowie dem dringenden Bedarf an modernen Büroräumen in der City West. Hier gibt es praktisch keinen nennenswerten Leerstand“, so Wittkop.

Östlicher Eingang zur City West

„Wir freuen uns darauf, das Projekt in dieser prominenten Lage gemeinsam mit Barings Deutschland umzusetzen und damit das neue Erscheinungsbild der City West mitzugestalten“,so Armand Grüntuch von Grüntuch Ernst Architekten. „Unser Entwurf trägt der exponierten Lage Rechnung. Die unregelmäßig oktogonale Grundform entfaltet eine unterschiedliche Wirkung in der Bewegung um das Gebäude herum. Das Gebäude wird sich in die Sichtachse der architektonisch anspruchsvollen Bauwerke wie dem Upper West, dem Waldorf Astoria und dem Bikini Berlin einfügen. Gleichzeitig markiert es den östlichen Eingang zur City West und es wird noch vom Potsdamer Platz aus zu sehen sein.“ Wie schön.