Ein Phyrrussieg für Michael Zahn?

 

Deutsche Wohnen Übernahme durch Vonovia gescheitert

 

Eine der größten feindlichen Übernahmen in Deutschland ist gescheitert. Damit fehlen der 2016er Umsatzstatistik schon 147.000 Wohnungen. Bis zuletzt – wir sprachen ihn noch letzte Woche persönlich – war Vonovia-Vorstandsvorsitzender Rolf Buch zuversichtlich, die Übernahme der Deutschen Wohnen in Kürze abschließen zu können. Nun hat der Kampf des Michael Zahn, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Wohnen zum vorläufigen Erfolg geführt. Die Mindestannahmequote für die Milliarden-Offerte sei nach vorläufigem Stand nicht erreicht worden, so die Vonovia. Nur 30,4% hätten dem Angebot zugestimmt.

 

In der öffentlichen Wahrnehmung dürfte lt. PLATOW Brief Rolf Buch einen unschöner Dämpfer erlitten haben. Er wird ihn verschmerzen können. Denn das wichtigste Ziel, die Torpedierung der Übernahme der LEG Immobilien durch die Deutsche Wohnen, hat der ehemalige Bertelsmann-Vorstand längst erreicht. Ein annähernd gleich großer Branchenzweiter mit einem Portfolio, das einen Wettbewerb sicherlich nicht scheuen müsste, konnte verhindert werden. Inwieweit der Sieg von Deutsche Wohnen-Chef Michael Zahn über die abgewehrte feindliche Übernahme zum Phyrrussieg wird, muss abgewartet werden. Statt durch ehrenvollen Abwehrkampf für seine Aktionäre und sich selber den besten Deal auszuhandeln, muss den Börsenprofis von PLATOW zufolge Zahn jetzt seinen treu gebliebenen Aktionären nun erst recht beweisen, dass die Deutsche Wohnen mit ihrem auf Berlin fixierten Geschäftsmodell im Alleingang mehr Wert schaffen kann als Buch mit seinem Übernahmeangebot den Investoren in Aussicht gestellt hat. Das sei angesichts der aktuellen Börsenturbulenzen für Zahn keine leichte Übung, resümiert PLATOW.

 

„Wir haben den Aktionären der Deutschen Wohnen ein wirtschaftlich attraktives Angebot unterbreitet und hierzu in den vergangenen Wochen viel Unterstützung vom Markt erhalten. Wir stellen heute fest, dass wir nicht die erforderliche Anzahl Aktien für eine erfolgreiche Übernahme angedient bekommen haben. Dies wäre eine wertschaffende Möglichkeit gewesen, den Markt weiter zu konsolidieren. Wir setzen unseren bewährten Kurs fort und bauen unser erfolgreiches Geschäftsmodell mit einer deutschlandweiten Plattform weiter aus. Unser umfangreiches Investitionsprogramm in den wichtigen Bereichen „Energieeinsparung“, „Altersgerechtes Wohnen“ und „Neubau“ ist eine nachhaltige Quelle internen Wachstums. Dazu kommen innovative Dienstleistungen für unsere Kunden. So erhöhen wir die Zufriedenheit unserer Kunden und schaffen stetigen Wertzuwachs für unsere Aktionäre. Das Ergebnis steht gleichzeitig für eine Deutsche Wohnen mit dem Fokus Portfoliomanagement in Berlin“, resümierte Vonovia CEO Rolf Buch in seinem offiziellen Statement nach der gescheiterten Übernahme der Deutschen Wohnen. Als Erfolg verbucht der Vonovia Chef Buch zudem, dass mit der gescheiterten Übernahme die LEG NRW auch eigenständig bleibt. Die LEG sei ein wichtiger Partner, wie der Verkauf von rd. 14.000 Wohnungen im November 2015 zeige, so Buch.

 

Unterdessen freut man sich in Berlin, denn Michael Zahl bleibt im Amt. „Unsere Argumente gegen die Transaktion haben den Markt überzeugt“, so Zahn offiziell. Auch der Deutsche Mieterbund begrüßt die Entscheidung der Aktionäre. Die Gefahr einer übergroßen Marktmacht und eines entsprechend großen politischen Einflusses ist vorerst abgewendet, so Bundesdirektor Lukas Siebenkotten. Es hätten sich keinerlei Vorteile für den Mieter durch den Zusammenschluss ergeben. Vielmehr fordert der Mieterbund die beteiligten Unternehmen auf, vermehrt in den Neubau von Wohnungen zu investieren.

 

Fazit: Teil 1 der Übernahmeschlacht ist erstmal gescheitert. Auch wenn Rolf Buch das Ganze eher nüchtern betrachtet, hätte der Zusammenschluss der beiden großen deutschen Wohnungsunternehmen sicherlich viele Synergieeffekte bewirken können.  So steckt die Vonovia seit einiger Zeit viel Geld in die Sanierung des Portfolios. Davon hätten sicher auch Deutsche Wohnen Wohnungen profitieren können. Was wirklich hinter den Kulissen rational und an persönlichen Befindlichkeiten abging, werden wir wohl erst später erfahren. Was in zwei Köpfen „menschelt“ hätte 1,5 Millionen Mieter betroffen. Nachdem Vonovia-Vorstand Zinnöcker noch auf der MIPIM schmunzelnd vom versuchten Halbfinal-Spiel von DW und LEG sprach können wir zumindest im selbst aufgestellten Bild bleiben: Im Finale wurde Vonovia vom Platz gestellt. Jetzt gibt es erstmal neue Qualifikationsspiele mit Portfolioakquisitionen. Aber eine neue Finalrunde wird es sicherlich geben. (AE/WR)