Finanzierungspotenziale des Vereins FC Schalke 04 e.V.

Einleitung

„Der Name unseres Vereins ist und bleibt Fußball-Club Gelsenkirchen-Schalke 04 e.V. Er ist und bleibt ein Verein im Sinne des deutschen Vereinsrechts.“ (Vorstand des FC Schalke 04, galt bis zum 15.04.2015)

Der FC Schalke 04 e.V. steht in einem harten Wettbewerb – sowohl innerhalb der Bundesliga als auch mit den Clubs der europäischen Top-Ligen. Nur ein anhaltender sportlicher Erfolg, d. h. in unserem Fall die Teilnahme an der Champions League, garantiert die hohen Einnahmen, um sich die hohen Ausgaben, insbesondere Spielergehälter, leisten zu können. Zwar gibt es auch immer wieder Vereine, die kurzfristigen sportlichen Erfolg haben, aber dieser ist bislang bei keinem Verein nachhaltig geblieben. Ausnahmen gibt es zwar sowohl national als auch international, aber insgesamt trifft schon zu: Geld schießt Tore, gewinnt Spiele und sichert damit nachhaltig hohe Einnahmen. Ob auch ein anderer Weg möglich wäre, d. h. der Verein verzichtet auf die sportlichen Erfolgsziele und deren Konsequenzen, soll hier nur am Rande diskutiert werden.

Durch die Festlegung auf die „Unternehmensform“ Verein und den Verzicht auf die Form einer Kapitalgesellschaft ergeben sich bestimmte Rahmenbedingungen, die bei den Finanzierungsalternativen zu berücksichtigen sind. In diesem Artikel sollen die verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten untersucht werden, die einem Bundesligaklub allgemein offenstehen und welche Potenziale diese insbesondere für unseren Verein jeweils haben. Woher kommen die Mittel, um unseren Verein für die Zukunft finanziell sicher aufzustellen? Die Finanzierung umfasst dabei alle Aktivitäten der Kapitalbeschaffung, sei es aufgrund von laufenden Einnahmeüberschüssen oder durch Kapitalzuflüsse. In der Bundesliga gibt es nur noch fünf Vereine und somit 13 Kapitalgesellschaften, die den Spielbetrieb organisieren. Vor dem Hintergrund der finanziellen Anforderungen stellt sich die Frage, ob der „Verein“ bei der Finanzierung Nachteile hat und wie stark diese ausfallen.

Die Finanzierungsquellen eines Vereins können nach Innen- und Außenfinanzierung unterschieden werden. Innenfinanzierung (s. Kapitel 1) beschreibt dabei die Gewinnung von liquiden Mitteln innerhalb des Unternehmens, die dann für Investitionen genutzt werden können. Maßgeblich hierfür ist die Summe aus laufenden bzw. jährlichen Einnahmen und Ausgaben innerhalb einer Periode. Bei der Außenfinanzierung handelt es sich um einmalige bzw. unregelmäßige Einnahmen von den Gründern oder unternehmensfernen Kapitalgebern. Es wird hier nach der Art der Finanzierung durch Eigenkapital von bisherigen oder durch neue Gesellschafter (s. Kapitel 2) und Fremdkapital von unternehmensfremden Kapitalgebern (s. Kapitel 3) unterschieden.

Zunächst soll auf die laufende Einnahmeerzielung eingegangen werden und dabei wird die Gewinn- und Verlustrechnung des Vereins analysiert. Es sollen hier die Potenziale für die Bereitstellung von Kapital innerhalb des Unternehmens aufgezeigt werden. Danach geht es darum zu überprüfen, welche Möglichkeiten unserem Verein auf den Finanzmärkten bei der einmaligen Beschaffung finanzieller Mittel, sei es auf der Eigenkapital- oder Fremdkapitalseite, gegeben sind. Sollten Investitionen in den Spielerkader dazu beitragen, dass sportliche Ziele besser erreicht werden, dann besteht der Anreiz für Vereine, durch externe Kapitalaufnahme (Eigen- und Fremdkapital) sportlichen Erfolg zu erzwingen.

1.     Einnahmen und Ausgaben (Innenfinanzierung)

Eine erste Möglichkeit zur Finanzierung eines Vereins ist die Erzielung eines Nettoüberschusses, d. h. dass der Verein mehr Einnahmen als Ausgaben in einem Jahr hat. Bei dieser (betriebswirtschaftlich so genannten) Innenfinanzierung erfolgt die Finanzierung durch die offenen und versteckten Gewinne aus betrieblichen Leistungs- und Umsatzprozessen. Die Innenfinanzierungsmöglichkeiten eines Vereins hängen sehr von der sportlichen Entwicklung ab.

In diesem Kapitel können keine konkreten Vorschläge für Potenziale von Einnahmen und Ausgaben gegeben werden, da hierfür eine genaue Analyse der finanziellen Verhältnisse notwendig wäre. Aber es ist möglich, die Entwicklung der Schalker Finanzen im Vergleich mit anderen Bundesligisten aufzuzeigen.

1.1      Einnahmen

In den letzten fünf Jahren wuchsen die Einnahmen der Bundesliga von allen europäischen Top-Ligen am stärksten und liegen in der Rangliste hinter England auf Rang 2. So konnten die Bundesligisten in den letzten Jahren neben den Ticketerlösen außerdem die Einnahmen durch Werbung oder den Verkauf von Fanartikeln deutlich steigern. Die aktuellen Fernsehverträge der DFL sind eine Konsequenz der wachsenden Popularität, auch wenn deren Erlöse noch weit hinter den Fernsehgeldern liegen, die in England oder Spanien erzielt werden.

Laut dem Beratungsunternehmen Deloitte belegen die Schalker als Verein in der aktuellen Tabelle der 20-umsatzstärksten Fußballvereine Europas Platz 14 mit 213,9 Mio. Euro. Bayern liegt mit 487,5 auf Rang drei. Auch der BxB, Tabellenelfter, hat angesichts von 261,5 Mio. Euro Umsatz einen gewaltigen Vorsprung auf die Königsblauen. Schalke 04 profitierte bei der Einnahmeentwicklung davon, dass der Verein im dritten Jahr in Folge in der Champions League vertreten ist. In jedem Jahr überstand die Mannschaft die Gruppenphase. Allein für die laufende Saison werden die Einnahmen aus der „Königsklasse“ zum Winter mit 32 Mio. Euro angegeben, nicht zu vergessen, dass sich dadurch aber auch höhere Ausgaben ergeben.

Wie die Bundesliga insgesamt konnte der FC Schalke 04 die gesamten Umsätze in den vergangenen zehn Jahren von 2003 bis 2013 verdoppeln (die Daten der Bundesliga von 2013/14 sind nicht mehr vergleichbar). Jedoch stiegen seit 2010 die Umsätze in der Bundesliga doppelt so stark wie auf Schalke an. Bei einzelnen Positionen gibt es weitere deutliche Unterschiede. So konnte Schalke im kurz- als auch langfristigen Vergleich weit überdurchschnittliche Zuwächse bei den Werbeeinnahmen und nur langfristig bei den Medienerträgen erzielen. Durch die exorbitanten Prämien in der Champions League ist hier der Unterschied in der Bundesliga noch größer geworden. Hingegen gab es bei den Spielerträgen (Eintrittskarten etc.) nur unterdurchschnittliche Zuwächse ebenso beim Merchandising, hier aber sind die absoluten Erträge auf Schalke weitaus höher.

Verglichen mit fünf anderen Vereinen, die ebenfalls mit die höchsten Personalkosten in der Bundesliga aufweisen, hat Schalke die Umsätze nur unterdurchschnittlich steigern können, sowohl bei den Spielerträgen als auch bei den Werbeeinnahmen konnten die anderen Vereine kräftiger zulegen. Leider liegt die Personalaufwandsquote auf Schalke deutlich höher als bei den anderen fünf Vereinen. Bei einem mittelfristigen Vergleich der Transferaktivitäten sind die hohen Defizite bei den Transferaktivitäten von drei Bundesligisten festzustellen. Schalke hat nur wenig Geld für Transfers ausgegeben, aber auch nur sehr wenig eingenommen. Die Transfereinnahmen liegen weit unterhalb von denen z. B. der Bayern oder Leverkusen. Hier könnte eventuell noch Potenzial für unseren Verein bestehen.

Die Einnahmen profitierten in den letzten Jahren sehr stark davon, dass der FC Schalke 04 mehrmals an der Champions League teilnahm. Im Vergleich zu den Einnahmen von den Kapitalgebern sind diese Einnahmen jährlich wiederkehrend und nicht nur einmalig.

Das Argument, dass der Verein nichts von der Champions League hat, ist so nicht zutreffend. Zum einen lassen sich dadurch höhere Ausgaben, sei es für Personal oder Investitionen, leichter finanzieren. Zum anderen ist es dem Verein eher möglich, seine Schulden zurückzufahren.  Falls unser Verein nicht an der Champions League teilnehmen kann, kommt es aufgrund der bestehenden Verträge kurzfristig zu Verlusten. Aufgrund von Verträgen für Organisation oder mit Spielern ist mit Verlusten in zweistelliger Millionenhöhe zu rechnen. Langfristig wäre eine Abwärtsspirale (weniger Einnahmen – weniger Ausgaben – weniger sportlicher Erfolg) zu befürchten.

1.2      Ausgaben

Die Personalausgaben stellen den größten Ausgabeposten eines Vereins dar und weisen auch hohe Zuwächse auf. Das gilt aber sowohl für Schalke 04 als auch für die Bundesliga insgesamt, wo sich diese Ausgaben in den letzten zehn Jahren ungefähr verdoppelt haben. In diesem Jahrzehnt war der Anstieg dieser Ausgaben auf Schalke indessen stärker und allein im Jahr 2014 stiegen die Personalkosten auf Schalke noch einmal um mehr als 15 Mio. Euro (Bundesliga nur durchschnittlich um 5 Mio. Euro). Bei der Personalquote, dem Anteil der Personalausgaben am Umsatz, ist erst in den letzten Jahren ein höherer Anstieg auf Schalke festzustellen. Für das Jahr 2014 wird eine Personalquote von rund 53 Prozent ausgewiesen, was knapp 10 Prozentpunkte oberhalb des Durchschnitts der anderen Bundesligisten liegt.

Ähnlich sieht die Entwicklung der Ausgaben für den Spielbetrieb bzw. der Materialaufwand aus. Diese sind auf Schalke ungefähr dreimal so hoch wie in der Bundesliga im Durchschnitt und auch doppelt so stark angestiegen. Die Höhe und die Entwicklung bei den Ausgaben erscheinen angesichts dieser Fakten insgesamt erklärungsbedürftig.

1.3      Beurteilung

Die Innenfinanzierung mit einer nachhaltig stärkeren Steigerung der Einnahmen als den Ausgaben ist auf der einen Seite der schwierigste Weg, da viel Disziplin auf Seiten des Vereins notwendig ist, um dies zu erreichen. Auf der anderen Seite bleibt damit die Eigenständigkeit des Vereins erhalten und der Verein ist nicht abhängig von fremden Kapitalgebern.

 

2.     Finanzierung durch die Aufnahme von Eigenkapital

Im Vergleich zu der Innenfinanzierung handelt es sich bei der Außenfinanzierung mit Eigenkapital um eine einmalige oder wenige Male umfassende Kapitalmaßnahme, die erst seit der Saison 1998/1999 möglich ist. Bis zu der Saison war die Rechtsform der Teilnehmer der ersten und zweiten Bundesliga ausnahmslos die des Vereins. Heute hat die überwiegende Mehrheit der Erst- und Zweitligisten die Rechtsform des Vereins abgelegt und die Lizenzspielerabteilung in Kapitalgesellschaften ausgegliedert. Nur noch Schalke, Mainz, Freiburg, Stuttgart und Paderborn sind in der Bundesliga spielende eingetragene Vereine, alle anderen haben Kapitalgesellschaftsformen wie AG, GmbH oder GmbH & Co. KGaA.

Das Eigenkapital steht per definitionem dem Fußballklub unbefristet zur Verfügung. Aus Sicht der Bundesliga-Klubs sind dies zunächst einmal attraktive Finanzierungsinstrumente, schaffen diese doch eine verbesserte Eigenkapitalstruktur und können die Finanzierung hoher Investitionen möglich machen. Die Vereine wollen sich durch den Einstieg dieser Geldgeber sportlichen Erfolg sichern. Den Eigenkapitalgebern steht keine feste Verzinsung zu, aber sind am wirtschaftlichen Erfolg des Vereins beteiligt.

2.1      Mäzen

Ein Mäzen ist laut Definition eine Person oder ein Unternehmen, das mit Geld etc. die Umsetzung eines Vorhabens fördert, ohne eine direkte Gegenleistung zu verlangen. Mäzene sind vor allem aus den Bereichen Kunst, Kultur oder Sport bekannt, die diese mit finanziellen Mitteln fördern. Sie werden auch als Gönner, Förderer oder Wohltäter bezeichnet, ob das auch für den Fußball zutrifft mag bezweifelt werden. Denn um die mit ihrem Engagement verbundenen Ziele durchzusetzen, fordern Mäzene oftmals erhebliche Mitspracherechte (Anteile, Posten etc.).

Als Beispiel für Mäzenatentum wird aus der Bundesliga das Engagement des SAP-Mitgründers Dietmar Hopp bei der TSG Hoffenheim angeführt. Mit seinem aktuellen 49 Prozent-Anteil am Verein gab Hopp seit 1989 geschätzte 350 Mio. Euro in den Klub. Ist dies nun ein Beispiel für einen altruistischen Mäzen oder nicht? Es wäre eins, wenn das Engagement längerfristig und gefühls- statt gewinnorientiert wäre. Aufgrund eines Antrags bei der DFL darf Hopp aber 2015 die Stimmrechtsmehrheit bei der TSG Hoffenheim Fußball Spielbetriebs GmbH vollständig übernehmen. Von daher ist er m.E. nicht als Mäzen sondern eher als Investor mit strategischen Absichten einzuschätzen.

Auch wenn es in einem Verein einen echten Mäzen gäbe, müsste ein Verein in die nachhaltige Verbesserung der Vereins- und Finanzierungsstrukturen investieren und nicht nur in neue Spieler oder hohe Gehälter. Da immer die Gefahr besteht, dass ein Mäzen die Lust an „seinem Verein“ verliert, hat sich der Verein längerfristig vom Mäzen finanziell unabhängig zu machen. Damit wäre der Klub aber wieder auf andere Einnahmequellen angewiesen.

2.2      Eigenkapitalaufnahme mit Hilfe einer Kapitalgesellschaft

Mit der durch die DFL ermöglichten Umwandlung eines Vereins (bzw. dessen Profiabteilung) in eine Kapitalgesellschaft ist es diesen Kapitalgesellschaften möglich, (weiteres) Eigenkapital von in- und externen Kapitalgebern aufzunehmen. Eigenkapital kann entweder durch die bisherigen Eigentümer bzw. Gesellschafter oder durch die Aufnahme neuer Gesellschafter erfolgen. Mit dieser Rechtsform sind die Bundesligaklubs in der Lage, Kapital (Eigenkapital) von einer (großen) Anzahl von Anlegern für die Profibereiche einzusammeln. Dazu stehen ihnen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, je nachdem welche Rechtsform gewählt wird. Dies kann bei einer Aktiengesellschaft sowohl durch einen Börsengang als auch bei einer nachträglichen Kapitalerhöhung geschehen. Bei einer KGaA kann dies bei der Gründung als auch durch die Aufnahme von weiteren Kommanditisten geschehen.

Zu den möglichen Formen einer Kapitalgesellschaft zählen u. a. die Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH), die Aktiengesellschaft (AG) sowie die Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA). Die Rechtsform GmbH ist eine juristische Person und wird durch ein eigenes Gesetz geregelt. Die Rechtsform der AG ist emissionsfähig bzw. börsenfähig. Eine AG muss aber nicht börsennotiert sein, wie es die Mehrzahl der AGs in Deutschland ist. Viele AGs streben einen späteren Börsengang an und wollen dann auch von zukünftigen Kapitalerhöhungen profitieren. So konnte der Verein aus Lüdenscheid-Nord nicht nur Einnahmen aus dem Börsengang realisieren, sondern auch durch zwei Kapitalerhöhungen im Jahr 2014. Durch die Ausgabe von etwa 25 Mio. neuen Aktien konnte ein Erlös von mehr als 140 Mio. Euro brutto erzielt werden. Dadurch wurden die Schulden auf einen Schlag getilgt.

Im Gegensatz zur Aktiengesellschaft gibt es bei der KGaA zwei Arten von Gesellschaftern: Zum einen persönlich haftende Gesellschafter (Komplementär) und zum anderen Kommanditaktionäre, die nicht persönlich und unbeschränkt für die Verbindlichkeiten der Gesellschaft haften, sondern lediglich mit ihrem Aktienkapital. Die KGaA ist neben der AG die einzige Rechtsform, die börsenfähig ist.

2.3      Strategischer Partner

Im Rahmen einer strategischen Partnerschaft wird aus einem Sponsor (Werbetreibender) ein Eigentümer des Vereins. Aus einem Verein-Sponsor-Verhältnis kommt es zu einer direkten Beteiligung des Sponsors am Eigenkapital des Klubs. Eine strategische Partnerschaft bedeutet auch, dass sich die Geschäftsbeziehung zwischen Klub und Unternehmen als Sponsor nicht allein auf das zur Verfügung gestellte Eigenkapital (Sicht des Klubs) bzw. die Erzielung einer monetären Rendite (Sicht des Sponsors) beschränkt. Vielmehr sollen im Rahmen der strategischen Partnerschaft zusätzliche Synergieeffekte geschaffen werden, die im Rahmen des klassischen Sponsorings eventuell nicht erreicht werden, so z. B. die gemeinsame Erschließung neuer Absatzmärkte.

Die Vereine können durch eine strategische Partnerschaft mit dem eingeworbenen Eigenkapital das Fremdkapital reduzieren und damit Zins und Tilgung sowie Investitionen in Steine und Beine finanzieren. Hierdurch sollen auch Synergieeffekte erreicht werden, vor allem bei der gemeinsamen Erschließung neuer Absatzmärkte und beim Thema Imageverbesserung. Nachteilig ist, dass es sich oftmals nur um eine einmalige Zahlung handelt, die aber zu langfristigen Verpflichtungen führt. Die strategischen Partner erwarten nicht nur eine Rendite, sondern üblicherweise auch Mitspracherechte.

Beispiele für strategische Partnerschaften in der Bundeliga gibt es mehrere:

  • Bei den Schalendieben aus München halten mit der Allianz AG (zahlte 2014 110 Mio. Euro), Adidas (kaufte sich 2001 für 75 Mio. ein) und Audi (bezahlte 2009 90 Mio.) drei Investoren je 8,33 Prozent des Aktienkapitals.
  • Bei der HSV Fußball AG stieg Klaus-Michael Kühne als strategischer Partner ein. Er beteiligt sich mit 18,75 Millionen Euro an der HSV Fußball AG und wird dafür mit 7,5 Prozent an der Gesellschaft beteiligt, wobei ein Millionendarlehen in Anteile an der ausgegliederten HSV-AG umgewandelt wird. Weiterhin  sicherte sich Kühne für vier Jahre die Namensrechte (neu: Volksparkstadion) für insgesamt 16 Mio. Euro. Ein weiterhin noch bestehendes Darlehen in Höhe von 6,25 Mio. Euro muss der HSV mit Zinsen bis 2019 zurückzahlen, der Zinssatz beträgt 4,5 Prozent.
  • In Lüdenscheid-Nord erwarb der Energie-Konzern Evonik 2014 für  rund 45 Mio. Euro ein Aktien-Paket und hält damit circa 15 Prozent. Signal-Iduna und Puma kauften Aktien für 16 Mio. Euro und haben je rund 5 Prozent Anteile.

Sonderfälle einer strategischen Partnerschaft stellen die beiden Bundesligaklubs Bayer Leverkusen und VFL Wolfsburg dar, bei denen Unternehmen Werksklubs etabliert haben. Diese Klubs sind schon seit Jahren 100-prozentige Tochtergesellschaften der Bayer AG und Volkswagen AG. Weiterhin gehören dazu die Zweitligaklubs FC Ingolstadt (Audi) und RB Leipzig (RedBull), bei denen der Sponsor direkt am Eigenkapital beteiligt ist. Aufgrund der früheren Sonderregelungen für Leverkusen und Wolfsburg gibt es nun eine weitere DFL-Sonderregel. Diese führt dazu, dass Investoren wie in Hoffenheim oder Hannover nach 20 Jahren maßgeblicher Förderung mehr als 50 Prozent übernehmen dürfen – aus Gründen der Gleichbehandlung.

2.4      Finanzinvestoren

Finanzinvestoren verfolgen mit der Beteiligung an Bundesligaklubs das Ziel, eine attraktive Gesamtrendite aus einem Engagement zu erwirtschaften. Diese ergibt sich aus dem gezahlten Kaufpreis, den Erträgen im Beteiligungszeitraum und dem späteren Verkaufserlös. Ein Ausstieg aus der Beteiligung erfolgt typischerweise nach fünf bis zehn Jahren. Ein Finanzinvestor hat im Gegensatz zu den beiden vorangegangenen Investorentypen einzig das Ziel, eine möglichst hohe monetäre Rendite in einem relativ kurzen Zeitraum zu erzielen. Inwieweit sich dies innerhalb des recht kurzen Investmentzeitraums von Finanzinvestoren realisieren lässt, wird sich zeigen. Die für den strategischen Partner wichtigen Synergieeffekte beim Marketing etc. sind für den Finanzinvestor uninteressant.

Für die Fußballklubs ist der Einstieg von Finanzinvestoren zunächst einmal ähnlich attraktiv wie strategische Partnerschaften: Die zur Verfügung gestellten finanziellen Mittel des Finanzinvestors können genutzt werden, um Fremdkapital bei Dritten zu reduzieren und/oder lassen Raum für bedeutende Investitionen. Die Finanzinvestoren sind eher zurückhaltend bei Minderheitspositionen ohne (absehbare) Stimmrechtsmehrheit im Verein, sie wollen vielmehr das Vereinsgeschehen (mit)-bestimmen. Da bisher keine langfristigen Erfahrungen mit Finanzinvestoren in der Bundesliga vorliegen, kann die Wahrscheinlichkeit von Konflikten während der Beteiligungszeit mit dem Investor und die Folgen bei einem Ausstieg derzeit noch nicht beurteilt werden.

Ein Beispiel für einen Finanzinvestor in der Bundesliga ist der Einstieg des US-Finanzinvestors Kohlberg Kravis Roberts & Co. (KKR) bei Hertha BSC mit rd. 61 Mio. Euro im Jahr 2014. Davon werden ca. 19 Mio. Eigenkapital für den Erwerb einer 9,7prozentigen-Beteiligung (mit der Option auf 33 Prozent aufzustocken) verwendet. Den Differenzbetrag hat KKR in andere Komponenten investiert, darunter rd. 24 Mio. Euro für die Refinanzierung ausstehender Fremdkapitalverbindlichkeiten bei Dritten durch KKR-Darlehen sowie eine sofortige Prämie für die Vertragsunterschrift.

2.5      Beurteilung

Bei der Eigenkapitalfinanzierung haben „Vereine“ gegenüber den Kapitalgesellschaften deutliche Nachteile. Sie können vielfach diese Instrumente nicht nutzen, da Vereine nicht mit Hilfe neuer Investoren ihr Eigenkapital steigern können.

Mit der Einbindung eines Mäzens, strategischen Partners, Finanzinvestors oder sonstigen ähnlich gelagerten Formen der Eigenkapitalfinanzierung haben sich in den letzten Jahren vielfältige Alternativen entwickelt. Sie eröffnen den einzelnen Fußballklubs weiteres Entwicklungspotenzial und ermöglichen den Klubs Wachstum. Durch den potenziellen Einstieg externer Geldgeber in Form der Eigenkapitalbeteiligung können erhebliche Strukturbrüche im Ligabetrieb herbeigeführt werden. Bedeutende Geldgeber sind potenziell in der Lage, die gewachsene Finanzkraftordnung der Fußballklubs gehörig durcheinander zu bringen. Der wirtschaftliche Erfolg ist dann nicht mehr allein durch sportliche Erfolge zu begründen.

Da es sich aber bei den Eigenkapitalfinanzierungen um sehr risikoreiche Investments handelt, wollen Investoren sich das Risiko entsprechend vergüten lassen und erwarten eine überdurchschnittliche Rendite. Gerade bei den eher risikoreichen Engagements in Vereinen werden Investoren nicht einsteigen, ohne sich nachhaltige Rechte zu sichern. Die Geldgeber kaufen sich mit ihrem Engagement Einfluss auf die Vereinspolitik, was sich teilweise daran zeigt, dass sie in den Gremien des Fußballklubs vertreten sein wollen.

Für die betroffenen Vereine bieten sich durch den Einstieg starker Geldgeber gute Aussichten. Es sollte jedoch beachtet werden, dass es sich teilweise nur um eine Anschubfinanzierung handelt. Es ist nicht damit zu rechnen, dass Eigenkapitalfinanzierungen laufend erfolgen. Außerdem ist bei den Vereinen auf eine effiziente Verwendung zu achten.

Der FC Schalke 04 hat sich, so die Aussagen der letzten Zeit, entschieden, Investoren mit Mitspracherecht nicht zuzulassen. Beim Verein liegen somit alle Rechte und Pflichten – und die gesamte Entscheidungsgewalt. Durch diese Entscheidung verzichtet der Verein freiwillig auf verschiedene Formen der Eigenkapitalfinanzierung. Die Einbindung eines strategischen Partners, eines Finanzinvestors oder sonstigen ähnlich gelagerten Formen der Eigenkapitalfinanzierung ist dem Verein FC Schalke 04 verwehrt.

Neben der grundsätzlichen Beurteilung einer Eigenkapitalbeteiligung stellt sich aber erstens die Frage, was eigentlich „ohne“ Mitspracherecht möglich wäre. Dies wird in der Betriebswirtschaft als „Stille Beteiligung“ bezeichnet, je nach Ausgestaltung kann es Eigenkapital oder Fremdkapital sein.Bei diesen Beteiligungen stellt ein Investor Eigenkapital in Form einer Beteiligung zur Verfügung, ohne dass diese nach außen sichtbar wird. Der Kapitalgeber übernimmt keine Haftung gegenüber Dritten, sondern haftet lediglich im Innenverhältnis bis zur Höhe seiner Einlage. Am Ende der Beteiligung kauft i.d.R. das Unternehmen die Beteiligung zurück. Auf Schalke gibt es eine derartige Beteiligung der Stadt Gelsenkirchen bei der Finanzierung der Arena.

Zweitens muss diese Beschränkung natürlich nicht für Tochtergesellschaften des Vereins gelten. Die Beteiligungen des Vereins sind schon heute in der Rechtsform einer Kapitalgesellschaft organisiert. Von daher wäre auch eine zu prüfende Alternative für die Aufnahme von Eigenkapital im Konzern „Schalke 04“, ob sich nicht ein Investor an einer Tochtergesellschaft, z. B. der Stadionbesitzgesellschaft, mit Eigenkapital beteiligen könnte.

Andere Gesellschaftsform = professionelles Wirtschaften?

Bei der Diskussion um die Einführung einer anderen Rechtsform als der des Vereins wird immer als Argument hervorgebracht, dass mit der Einführung einer Kapitalgesellschaft ein professionelles Management verbunden ist. „Verein“ wird hingegen mit einer chaotischen Organisationsform gleichgesetzt: „Bei euch geht es ja wie in einem Karnickelverein zu“. Dazu kommen Bilder von turbulenten Hauptversammlungen, Präsidenten für einige Tage und Finanzchaos. Dagegen steht das Bild einer Kapitalgesellschaft mit ihren so gut durchorganisierten Strukturen und Abläufen verbunden mit starken unternehmerischen Erfolgen.

Es werden hier jedoch zwei Dinge miteinander verbunden, die zwangsläufig nichts miteinander zu tun haben. So können einerseits Kapitalgesellschaften auch unternehmerisch scheitern, was nicht nur durch die zahlreichen Unternehmensinsolvenzen belegt ist. Auch in Vereinen, die als Kapitalgesellschaft organisiert sind, können merkwürdige Verhältnisse herrschen. In Hannover 95+1 gibt es einen diktatorischen Präsidenten mit dem Hang zur Selbstdarstellung, dem die traditionellen Vereinsstrukturen und traditionsbewusste Fans der Hauptfeind sind.

Andererseits können sich auch in einem Verein unternehmerische Strukturen bilden, wie das Beispiel Schalke 04 schon zeigt. Es gibt einen Vorstand, der vom Aufsichtsrat kontrolliert wird und die Aufsichtsratsmitglieder werden vor der Wahl durch die Mitgliederversammlung von einem Wahlausschuss begutachtet. Trotzdem können natürlich bei beiden Rechtsformen einzelne Personen eine dominierende Rolle haben.

 

3.     Finanzierung durch Aufnahme von Fremdkapital

Als Fremdkapital werden die auf der Passivseite der Bilanz ausgewiesenen Schulden eines Unternehmens bezeichnet. Fremdkapital wird einem Verein von Gläubigern zur Verfügung gestellt. Der Fremdkapitalgeber besitzt einen verbrieften Anspruch auf Zins- und Tilgungszahlungen und diese sind dabei erfolgsunabhängig. Im Insolvenzfall nimmt der Fremdkapitalgeber eine bevorzugte Gläubigerstellung ein und wird vorrangig vor den Gesellschaftern der Unternehmung bedient.

3.1       Bankdarlehen

Der klassische Bankkredit ist sehr vielfältig in der Ausgestaltung, was u. a. die Laufzeiten oder die verlangten Sicherheiten betrifft. Bankdarlehen waren lange das einzig verfügbare Außenfinanzierungsinstrument für Fußballklubs und haben insbesondere in der Vergangenheit bei der Finanzierung von großvolumige Finanzierungsprojekten (z. B. Stadion) eine kostengünstige Finanzierungsform dargestellt. Sie sind heute noch immer die üblichste Form der Außenfinanzierung von Fußballklubs.

Banken sind bei der Kreditvergabe spätestens nach Basel III und weiteren gesetzlichen Vorgaben in den letzten Jahren deutlich selektiver geworden. Hiervon sind insbesondere bonitätsschwächere, sich unter Umständen aktuell in einer sportlichen Krise befindende Klubs nachteilig betroffen.

Beim FC Schalke 04 ist es in den letzten Jahren zur Tradition geworden zwischen verschiedenen Begrifflichkeiten zu unterscheiden, wenn es um Schulden geht. Die Vereinsspitze verwendet gerne die Finanzverbindlichkeiten, die von 232 Mio. Euro (2009) auf 164 Mio. Euro im Jahr 2014 zurückgegangen sind. Der gesamte Schuldenbestand (einschließlich der Rückstellungen (z.B. für Steuern) und Rechnungsabgrenzungsposten (Verein hat schon Geld erhalten und muss erst noch eine Leistung bringen)) hat sich ebenfalls im gleichen Zeitraum von knapp 300 Mio. auf gut 230 Mio. Euro verringert. Die Verbindlichkeiten sind im betriebswirtschaftlichen Sinne alle finanziellen Verpflichtungen eines Vereins gegenüber seinen Lieferanten. Banken und sonstigen Gläubigern. Die Verbindlichkeiten setzen sich im Wesentlichen zusammen aus Anleihen in Höhe von 60,8 Mio. Euro und aus Verbindlichkeiten bei Kreditinstituten von 74,1 Mio. Euro. Auch die Veltins-Arena hat einen Anteil bei den Verbindlichkeiten des Vereins (Konzerns), das dürften nach vor Jahren gemeldeten Plänen noch rund 50 Mio. Euro sein.

3.2       Anleihen bzw. Schuldverschreibungen

Anleihen oder Schuldverschreibungen (engl. Bonds) sind mittel- bis langfristige Kredite, die am Kapitalmarkt durch Emission von Wertpapieren aufgenommen werden. Früher waren diese nur großen Unternehmen vorbehalten, seit dem Jahr 2009 gibt es das Segment der „Mittelstandsanleihen“, bei denen das Emissionsvolumen mit weniger als 100 Mio. Euro wesentlich geringer ist.

Durch hohe anfängliche Transaktionskosten, weitere Folgekosten (z. B. Rating) sowie höhere Zinsen als beim Bankdarlehen ist die Mittelstandsanleihe ein relatives teures Fremdfinanzierungsinstrument. Positiv wirkt sich jedoch die Endfälligkeit der Anleihe aus, was im Vergleich zum tilgenden Bankdarlehen zu einer tendenziell geringeren laufenden Belastung durch die fehlenden Tilgungen während der Laufzeit führt. Aktuell sind Mittelstandsanleihen von geringem Interesse für Anleger. Dies ist darauf zurückzuführen, dass in den letzten Jahren gut ein Sechstel der Unternehmen mit Mittelstandsanleihen insolvent gegangen sind.

Der FC Schalke 04 hat 2012 und 2013 eine Mittelstandsanleihe in Höhe von 50 Mio. Euro begeben, die sowohl an private als auch institutionelle Investoren verkauft wurde. Der jährliche Zinssatz beträgt 6,75 Prozent und ist damit recht attraktiv.

Eine weitere Variante einer Anleihe ist die sog. Fan-Anleihe, die fast ausschließlich an die Fans eines Vereins verkauft wird (häufig als Schmuckurkunde). Die Fananleihe stellt dabei wie die Mittelstandsanleihe auf den ersten Blick ein klassisches Wertpapier dar,ermöglicht jedoch aus Emittenten-Sicht im Vergleich zu vergangenen Emissionen von Anleihen schuldnerfreundlichere Anleihebedingungen. Für Vereine mit einem hohen Fanpotenzial sind Fan-Anleihen ein mögliches Finanzierungsinstrument. Aber aufgrund des eher geringen Anteils am gesamten Fremdkapitalvolumen sind sie eher Exoten für die Finanzierung eines Vereins.

Im Jahr 2010 hat der FC Schalke 04 eine Fan-Anleihe herausgegeben, die dem Klub rund elf Mio. Euro einbrachte. Die schöne Verzinsung mit 5,5 Prozent hatte auch mein Interesse geweckt. Eine weitere, besondere Form einer Fan-Anleihe stellt der Arena-Baustein auf Schalke dar. Der Verein bzw. die Arena-Gesellschaft bekam dadurch einen zinslosen Kredit von den Fans. Die Tilgung erfolgte durch Gutscheine, die in den Folgejahren für Fanartikel eingelöst werden konnten.

3.3       Nachrangfinanzierungen: Mezzanine-Kapital

Mezzanine-Finanzierungen oder Nachrangfinanzierungen befinden sich zwischen Fremd- und Eigenkapital: diese schließen die Lücke zwischen Darlehen und dem Eigenkapital. Nachrang-Darlehen sind Kredite, bei denen im Insolvenzfall diese Verbindlichkeiten erst zurückgezahlt werden, wenn die übrigen Gläubiger ihr Geld erhalten haben. Die Kapitalgeber werden bei Insolvenz somit nachrangig bedient, erhalten dafür aber einen höheren Zinssatz.

Nachrangfinanzierungen können verschiedene Formen annehmen, die sich beispielsweise in der Form typisch oder atypisch Stiller Beteiligungen, Wandelanleihen, Nachrang-Darlehen oder Genussscheinen zeigen. Genussscheine können von Investoren gezeichnet werden, wobei es möglich ist, die laufende fixe Verzinsung um eine variable Komponente, z. B. in Abhängigkeit vom sportlichen Erfolg zu ergänzen. Aus Vereinssicht können somit die Finanzierungskosten im Einklang mit der sportlichen Entwicklung gebracht werden. Für die Investoren ist der zusätzliche Bonus auch ein interessanter Aspekt, gleichzeitig aber kann die Nachrangigkeit dazu führen, dass der Investor im Fall der Insolvenz alles verliert.

Beim FC Schalke 04 gibt es eine Verbindlichkeit in Form einer Stillen Beteiligung durch die Stadt Gelsenkirchen. Diese hat sich in Höhe von 10,2 Mio. Euro bei der Finanzierung der Veltins-Arena beteiligt.

3.4       Forderungsverkauf / Forfaitierung

Auch zu diesen Formen der Finanzierung gehört der Verkauf von Rechten bzw. von Forderungen, die als Passive Rechnungsabgrenzungsposition in der Bilanz berücksichtigt werden. Dabei wird hier insbesondere auf zwei Möglichkeiten eingegangen: der Verkauf von Rechten an spezielle Sportvermarkter und der Verkauf von mittel- und langfristigen Forderungen an Dritte (Forfaitierung).

Die Übertragung bzw. der Verkauf von Marketingrechten ist längst als Finanzierungsinstrument in der Liga etabliert. Jeder Fußballklub verfügt über eigene Vermarktungsmöglichkeiten (z.B. Trikot- und Bandenwerbung, Stadionname), welche ausgewählte Sponsoren gegen Zahlung eines Entgelts für einen bestimmten Zeitraum nutzen können. Die Vermarktung der eigenen Rechte stellt dabei eine bedeutende Erlösquelle für Fußballklubs dar und ist umso wertvoller, je erfolgreicher – im sportlichen Sinne – und beliebter (z. B. „Traditionsverein“) ein Fußballklub ist. Der Fußballklub kann die Vermarktung entweder selbst übernehmen oder für einen gewissen Zeitraum (i.d.R. langfristig mit über 10 Jahre) an einen spezialisierten Sportvermarkter übertragen. Der Sportvermarkter soll dabei insbesondere durch die Implementierung eines professionellen Marketing-Konzepts sowie durch seine guten Kontakte zu (internationalen) Wirtschaftsunternehmen einen Mehrwert für den Fußballklub schaffen.

Der Fußballklub erhält bei Vertragsabschluss eine einmalige, durchaus substanzielle Signing-Fee, muss in den Folgejahren jedoch Umsatzeinbußen hinnehmen, da der Vermarkter selbstverständlich nicht die vollen Einnahmen an den Klub weiterreicht, sondern einen Teil (ungefähr 20 Prozent der Erlöse) für sich beansprucht. Die Klubs können auf eine auch international bessere Vermarktung hoffen und erhalten eine oft stattliche Vertragsprämie im Voraus. Auf der anderen Seite können die Vermarkter am Fußballgeschäft teilhaben.

Auf Schalke wurden in der Vergangenheit auch schon Rechte an diese Sportvermarkter verkauft. Derzeit aber verfügt der Verein über alle seine Rechte, sei es Marketing- oder Transferrechte, und kann daher die Einnahmen aus der Vermarktung vollständig realisieren.

Forfaitierung kann als ein Finanzierungsgeschäft angesehen werden, bei dem ein Finanzinstitut die zukünftigen Forderungen eines Vereins erwirbt. Ein Bundesligaklub kann zu sofortigen Barerlösen und damit zu Liquidität kommen, indem er bestehende Forderungen z. B. an eine Finanzinstitution verkauft. Dabei erhält der Verein den aktuellen Gegenwert der zukünftigen Forderungen abzüglich einer Gebühr. In den folgenden Jahren kann er dann aber nicht mehr über diese verfügen.

Beim FC Schalke 04 wurden vor Jahren Sponsorenverträge wie etwa der mit Hauptsponsor Gazprom oder dem Ausrüster Adidas forfaitiert und somit die Forderungen an die Banken abgegeben. Hierdurch hatte der Verein sofort Einnahmen (mit Abschlag), deren Zahlungen ansonsten erst später erfolgt wären.

3.5       Asset Backed Securities (ABS)

Das Grundprinzip einer Asset Backed Security-Anleihe ist einfach: Ein Verein bringt in eine eigens dafür gegründete, rechtlich vom Verein unabhängige Zweckgesellschaft bestimmte Forderungen wie zukünftige Zuschauereinnahmen oder andere Stadioneinnahmen ein und erhält dafür einen bestimmten Gegenwert abzüglich der Transaktionskosten. In den meisten Fällen handelt es sich bei den Forderungen um zukünftige Zuschauereinnahmen. Die Anleihen sind durch die eingebrachten Aktiva des Vereins besichert. Die Zweckgesellschaft refinanziert sich, indem sie Anleihen – sogenannte ABS-Anleihen – emittiert. Diese Anleihen werden an nationale und internationale Anleger verkauft. Verkompliziert wird diese ABS-Anleihe durch die Ratings und die dafür notwendigen Sicherheiten. Weiterhin können verschiedene Abschnitte (Tranchen) von dem Anleihebetrag gebildet werden, die alle unterschiedliche Risiken und damit Verzinsung aufweisen können.

Eine ABS-Anleihe hat den Vorteil der langfristigen Finanzierung. Sie weist insbesondere im Vergleich zu anderen Fremdfinanzierungsinstrumenten häufig geringere Finanzierungskosten auf. Nachteilig ist, dass eine ABS nicht endfällig ist und daher jährliche Zins- und Tilgungszahlungen fällig sind. Dies führt zu entsprechenden Belastungen bei den jährlichen Ausgaben. Seit der Finanzkrise wird dieses Finanzinstrument nur noch selten eingesetzt.

Der FC Schalke 04 hat im Jahr 2002 eine ABS-Anleihe, die sogenannte Schechter-Anleihe, in Höhe von 85 Mio. Euro begeben und die Anleihe an internationale Investoren verkauft. Hierbei wurden die zukünftigen Zuschauereinnahmen als Sicherheit eingesetzt. Nach Querelen mit den Initiator Schechter wurde die ABS-Anleihe vorzeitig zurückgezahlt.

3.6      Beurteilung

Bei dieser Beurteilung soll auf zwei Fragen eingegangen werden, nämlich ob erstens für einen „Verein“ statt einer Kapitalgesellschaft bei der Fremdkapitalfinanzierung Nachteile bestehen und zweitens wie Fremdkapital generell bei Bundeligaklubs und speziell auf Schalke zu beurteilen ist.

Zum einen eröffnen die vielfältigen Finanzierungsmöglichkeiten den einzelnen Fußballklubs weiteres Entwicklungspotenzial. Sie ermöglichen den Klubs weiteres Wachstum, um den erhofften sportlichen und finanziellen Erfolg zu erreichen. Es ist aber nur geliehenes Geld, wofür Zinsen zu bezahlen sind und das irgendwann auch wieder zurückgezahlt werden muss. Es wird zwar argumentiert, dass Kapitalgesellschaften es leichter hätten, sich Fremdkapital zu besorgen. Diese Gesellschaftsform hätte schon bestehende, bessere Organisationsstrukturen und ebenso umfangreiche Verpflichtungen zur Öffentlichkeitsarbeit, insbesondere gegenüber den Eigenkapitalgebern. Aber die Vereine haben ebenfalls umfangreiche Dokumentationsverpflichtungen, nicht zuletzt in den Lizensierungsverfahren der Deutschen Fußball Liga (DFL). Aufgrund einer niedrigeren Eigenkapitalquote könnte es aber für Vereine im Vergleich zu Kapitalgesellschaften schwieriger sein, sich Fremdkapital zu beschaffen.

Der FC Schalke 04 hat in den vergangenen Jahren auf sehr unterschiedlichen Wegen Fremdkapital eingeworben. Es ist daher auch Traditionsvereinen durchaus möglich, sich Fremdkapital zu besorgen. Die Finanzierungsbedingungen sind verschieden je nach der Bonität des Bundesligaklubs.

Zum anderen werden Schulden bzw. Verbindlichkeiten bzw. Fremdkapital prinzipiell in der Öffentlichkeit negativ beurteilt. Sie sind aber ökonomisch notwendig, um z. B. Vermögen zu schaffen. Um die Entwicklung auf Schalke zu beurteilen werden im Folgenden drei Vergleiche herangezogen.

Erstens können die Schulden eines Vereins mit den geschaffenen Vermögenswerten verglichen werden. Die Arena, das Vereinsgelände und der Spielerkader sind derartige Vermögensgegenstände. In der Bilanz des Konzerns Schalke 04 wird jedes Jahr ein „negatives“ Eigenkapital ausgewiesen: Die Schulden übersteigen die Vermögenswerte mit 75 Mio. Euro mehr als deutlich. Nach Aussagen des Schalke-Vorstands übersteigen die Vermögenswerte die Schulden jedoch bei weitem, dabei wird vor allem auf die Stillen Reserven (z. B. Spieler sind in der Bilanz zu geringeren Buchwerten ausgewiesen als ihr potenzieller Transferwert ist) hingewiesen.

Zweitens kann die Entwicklung der Verbindlichkeiten mit anderen Bundesligavereinen (Durchschnitt) verglichen werden. Die Verbindlichkeiten sind 2013 auf Schalke mit 230 Mio. Euro sechsmal höher als bei einem anderen Bundesligisten, beim Vergleich auf Konzernebene waren die Schulden noch dreimal so hoch. In den letzten Jahren konnte Schalke seine Schulden abbauen, während die durchschnittlichen Verbindlichkeiten eines Bundesligisten im letzten Jahrzehnt um gut 20 Prozent stiegen.

Drittens kann die Schulden- mit der Vermögensentwicklung verglichen werden. Das Anlagevermögen von Schalke 04 betrug im letzten Jahrzehnt rund 210 Mio. Euro und ist seit dem um 40 Prozent gesunken. Die anderen Bundesligisten verdoppelten hingegen im letzten Jahrzehnt ihr Vermögen ohne die Schulden stark auszudehnen. Hingegen kam es auf Schalke zu einem gleichzeitigen Abbau von Vermögen und Schulden. Schalke baute seine Schulden vornehmlich dadurch ab, dass zu wenig investiert wurde. Für die kommenden Jahre sind aber Investitionen im Schalker Feld geplant, die aber die Schulden wieder belasten.

Der Weg des Schuldenabbaus auf Schalke ist kritisch zu hinterfragen. Wenn vom Verein langfristig eine Verschuldung von unter 100 Mio. Euro angestrebt wird, muss auch nach den Konsequenzen gefragt werden. Soll dann auch das Vermögen abgeschrieben sein und entsprechend bis dahin keine Investitionen mehr durchgeführt werden?

 

Fazit

Anders als viele andere Konkurrenten in der Bundesliga will der FC Schalke 04 seinen Status als eingetragener Verein behalten. Dabei hat sich der Verein mit unternehmensähnlichen Organisationsstrukturen (Aufsichtsrat, Vorstand) professionell aufgestellt. Zusätzlich wurden einige relevante wirtschaftliche Aktivitäten (z. B. der Betrieb des Stadions oder die Vermarktung des Klubs) als Tochtergesellschaften in Kapitalgesellschaften ausgegliedert.

Als Verein hat der FC Schalke 04 nicht die Möglichkeiten der Kapitalgesellschaften, Eigenkapital aufzunehmen. Für die Tochterunternehmen könnten sich aber hier durchaus Möglichkeiten bieten. Bezüglich der Finanzierung mit Fremdkapital scheint es hingegen keine Nachteile zu geben. Die bisherigen Aktivitäten des Vereins zeigen die Kreativität der Führungsebene und können als Vorbild für andere Bundesligaklubs dienen.

Das Ziel der Finanzpolitik und der Finanzierung muss es sein, unseren Verein für die Zukunft finanziell sicher aufzustellen. Dabei sollte eine grundsätzliche Offenheit gegenüber neuen Geldgebern und –quellen vorhanden sein, aber die damit verbundenen Risiken auch sorgfältig beachtet werden.

 

 

Prof. Dr. Günter Vornholz

EBZ Business School Bochum

0172-3008668