Flaute im Fondsgeschäft trotz leichter Erholung – Fonds AG’s wieder Opfer ihrer Berichtspflicht

Selten war der Platzierungsmarkt geschlossener Fonds so gespalten. Einige leben von der Sonderkonjunktur einfacher Konstruktionen mit deutschen Immobilien. Alles was einen Mietvertrag hat, heißt heutzutage „Core“. Früher nannten wir viele solche Immobilien „Mietvertrag mit Wetterschutz“. Australien boomt gleichfalls. Ob das Finanzamt etwaige Objektbesichtigungen der Anleger anerkennt? Schiffe, USA und komplexe Konstruktionen sind dagegen tot.

Dennoch sendet schwer gebeutelte Markt der geschlossenen Fonds Lichtzeichen. Er hat sich im dritten Quartal um 9,9% verbessert. Der umgekehrte Basiseffekt macht sich bemerkbar. Der Fondsverband VGF ermittelte bei seinen Mitgliedern ein Platzierungsergebnis von 739,9 Mio. Euro. Im Juli wurden 215,5 Mio. Euro, im August 234,7 Mio. Euro und im September 289,9 Mio. Euro platziert. Treiber dieser Entwicklung dürften insbesondere Immobilien- und New Energy Fonds sein, auch wenn der Verband dazu keine offiziellen Zahlen herausgibt.

Der Blick auf die berichtspflichtigen AG’s macht wenig Hoffnung. Alle drei sind vertriebsstark. Warum sollte es dem Markt besser gehen. Allerdings macht die Schiffslastigkeit Sorgen. Wenn es nächstes Jahr kracht, helfen auch keine Langfristperspektiven (siehe Editorial).

HCI hängt offen am Tropf der Banken. Inzwischen müsste man eigentlich auch etwas von den ausstehenden Genehmigungen zum vorgestellten Sanierungskonzept hören. Der Quartalsbericht hat sich aber wieder verschoben. Die Quartalszahlen von MPC Capital und Lloyd Fonds zeigen, dass die Fondsbranche immer noch in schwierigen Zeiten steckt.

So musste Lloyd Fonds im dritten Quartal ein EBIT von -14,59 Mio. Euro verbuchen. Für die ersten 9 Monate des Jahres lag das EBIT bei -22 Mio. Euro. Der Umsatz sank von 45 Mio. Euro auf 13 Mio. Euro. Die Bilanzsumme gab von 125 Mio. Euro auf 74 Mio. Euro nach. Die Eigenkapitalquote bleibt bei ca. 55%. Die Mitarbeiterzahl reduzierte sich von 161 auf 109. Der Personalaufwand sank entsprechend um 3 Mio. Euro auf 7,5 Mio. Euro. Das platzierte Eigenkapital brach von 268,2 Mio. Euro auf 31,9 Mio. Euro ein. Vor allem Schiffsfonds sind out. Einziger Lichtblick sind Immobilien. Mit Holland II legte das Unternehmen im vergangenen Quartal erstmals wieder einen Hollandfonds auf.

Beim ehemaligen Multimarktführer der Branche, MPC Capital aus Hamburg, konnten im vergangenen Quartal immerhin 45 Mio. Euro eingesammelt werden. In den gesamten ersten drei Quartalen konnte 100 Mio. Euro Eigenkapital (VJ: 463 Mio. Euro) verzeichnet werden. MPC will sich zukünftig auf die Bereiche Immobilien und Energie- und Rohstofffonds konzentrieren. Treiber im dritten Quartal waren Immobilienfonds mit 27 Mio. Euro Anlegergelder. Im Gesamtjahr lag der Anteil der Schiffsfonds am eingesammelten Eigenkapital bei 8 Mio. Euro (VJ: 184 Mio. Euro). Investmentfonds, PE-Fonds, Lebensversicherungsfonds und Strukturierte Produkte flossen im vergangenen Quartal keine Gelder zu. MPC hat in den vergangen drei Quartalen über 60 Mitarbeiter abgebaut. Der Konzernverlust lag in diesem Jahr bisher bei -60 Mio. Euro (VJ: -77 Mio. Euro).

Fazit: Langsam wird es eng in der Fondsszene. Auch von mittelständischen Initiatoren hört man in der Gerüchteküche nichts Erfreuliches. Speziell Schiffsinitiatoren sind gebeutelt. Manche Immobilien-Spezialisten haben dagegen Sonderkonjunktur. Solar läuft auch. Viele Initiatoren haben das erste Halbjahr 2010 in der Planung aber auch schon abgeschrieben. Pessimisten erwarten eine Marktbereinigung. Dann wird die Branche gefordert sein, Managementlösungen für Fonds bereitzustellen. Sonst geraten auch schwimmfähige Fonds in den Strudel untergehender Versorgungsschiffe. Die erhoffte Marktexplosion im letzten Quartal wird auf jeden Fall ausbleiben – soviel ist mit Sicherheit zu hören. Manche Initiatoren könnten sich im Frühjahr zu Tode sparen.

Wir sind allerdings weniger skeptisch. Geschlossene Fonds sind längst dem grauen Steuersparmarkt entwachsen und im Gegenteil inzwischen das steuerehrlichste und am besten prospektierteste Kapitalanlageprodukt überhaupt. Risikoadäquate Renditen sind erzielbar. Vergleichsrenditen sind trostlos. Und der Anlagebedarf drückt.

Übrigens: HCI veröffentlicht sein Quartalergebnis erst am 30.11.2009.