Handwerker fordern von Handwerkskammer Begleichung ihrer Rechnungen

Jürgen Hoffmann

Was passiert, wenn Handwerker Handwerker für sich arbeiten lassen? Es kommt zum Streit. In Hamburg jedenfalls. Dreieinhalb Jahre nach der Eröffnung des 56 Millionen Euro teuren Elbcampus, des Kompetenz- und Bildungszentrums der Handwerkskammer Hamburg, fordern noch immer fünf Firmen (darunter eine Arbeitsgemeinschaft) die Begleichung von Rechnungen.

In fast allen Fällen geht es um noch ausstehende Restzahlungen. Rund fünf Millionen Euro soll die Handwerkskammer einbehalten haben. Ein Klempnermeister, dem angeblich noch rund 340.000 Euro zustehen, musste inzwischen Insolvenz anmelden. Die für den Rohbau (Kosten: 6,6 Millionen Euro) verantwortliche Firma Köster aus Osnabrück hat nach eigenen Angaben noch 2,7 Millionen Euro zu bekommen. Die will Unternehmenschef Dieter Köster jetzt einklagen. „Wir bekommen unser Geld“, ist er sicher. Außerdem verlangt er die Herausgabe einer Vertragserfüllungsbürgschaft über 655.000 Euro. Wenn man eine Verzinsung der Forderung von acht% ansetzt, geht es mittlerweile allein in diesem Fall um rund 3,5 Millionen Euro. Nach Aussage von Frank Glücklich, Hauptgeschäftsführer der Hamburger Handwerkskammer, sind Kösters Forderungen unberechtigt, weil die Firma „den Bau nicht  vorangetrieben und nie ausrechend Personal auf der Baustelle gehabt hat“. Köster wiederum wirft der Kammer vor, den Bau schlecht geplant zu haben. Frank Lange, ehemaliger Prokurist der Arge Geerds/Lanco, beklagt den Umgang der Handwerkskammer mit den beauftragten Handwerksbetrieben: „Hier wird versucht, sich angesichts ausgeuferter Kosten schadlos zu halten.“ Kammer-Hauptgeschäftsführer Glücklich betont, dass ein Teil des Baus des Elbcampus durch öffentliche Fördermittel finanziert wurde und es deswegen ein komplexes Prüfverfahren gibt. Die Mittelgeber strichen jeden Cent, der anhand der Rechnungen nicht hundert%ig förderungswürdig sei. Auf den restlichen Kosten bliebe die Kammer sitzen. Diese müssten aus Mitgliedsbeiträgen finanziert werden „Schon aus diesem Grund sind wir gezwungen, monierte und mangelhafte Leistungen nicht zu bezahlen.“ Dass durch die vorgeschriebene öffentliche Ausschreibung der Aufträge seinerzeit angestrebt wurde, möglichst viele Betriebe zum Zuge kommen zu lassen, sieht Glücklich heute zwar kritisch, „aber wir wollten dem regionalen Handwerk eine Chance geben“.