HCI – Von der Schippe gesprungen

Die drei großen Fondsaktiengesellschaften, MPC, Lloyd und HCI leiden derzeit kräftig. Schiffspipelines, Absatzeinbruch und natürlich aktienrechtliche Berichtspflicht machen Ihnen das Leben schwer. Wer über den Schaden berichten muss, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Während MPC Capital AG und Lloyd pünktlich satte Verluste bei nach wie vor stabiler Selbstbeurteilung berichteten, ließ sich HCI Capiatal AG Zeit. Die Branche berichtete längst von unvermeidbaren Bankverhandlungen. Inzwischen ist klar, dass manche Gerüchte stimmten, aber die HCI in letzter Sekunde wohl noch von der Schippe springen konnte. Allerdings lenkt das Ergebnis jetzt noch den Blick auf den Hauptgesellschafter MPC, der selbst schon kräftig gebeutelt ist. Jetzt meldet die HCI, dass mit den Hauptgläubigerbanken sowie den Hauptaktionären ein umfassendes Restrukturierungskonzept verabredet wurde. HCI wurde „von allen wesentlichen, gegenüber den Banken bestehenden Eventualverbindlichkeiten“ freigestellt. Platow berichtete in diesem Zusammenhang bereits über 1,4 Mrd. Euro an Garantien und rechnete Ihnen schon im Juni (Nr. 70 v. 24.6.09) vor, dass eine Unternehmensentwicklung der HCI aus eigener Kraft die Grundrechenarten neu gestalten würde.

     In mehrmonatigen Verhandlungen mit den Hauptgläubigerbanken, der HSH Nordbank AG und der Commerzbank, sowie den Hauptgesellschaftern, der MPC und der Döhle Gruppe, wurde die gleichzeitige Enthaftung von allen wesentlichen, gegenüber Banken bestehenden Eventualverbindlichkeiten, eine nachfolgende Barkapitalerhöhung und die Umwandlung bestehender Finanzierungen der HCI verabredet. Auf die beiden Hauptgläubigerbanken entfallen rund drei Viertel der Eventualverbindlichkeiten. Das Konzept steht jedoch lt. HCI unter dem Vorbehalt, dass alle betroffenen Banken zustimmen. Nach Abschluss der Enthaftung soll eine Barkapitalerhöhung in Höhe von 22 Mio. Euro durchgeführt werden. Diese wird durch MPC und der Döhle abgesichert. Zur kurzfristigen Liquiditätsicherung wurde eine Stundung von Darlehensforderungen von Banken in Höhe von rund 36 Mio. Euro vereinbart. Beim Fondsabsatz sieht es branchengemäß weiter flau aus. HCI konnte im 1. Hj. 2009 mit 73,1 Mio. Euro lediglich weniger als ein Viertel des Vorjahreswertes von 340,5 Mio. Euro platzieren. Allerdings zeigen die Platzierungspfeile nach oben. Jetzt besteht auf Grund des Genehmigungsvorbehaltes der Gläubigerbanken jedoch die Gefahr, dass sich Vertriebe bis zur Sicherstellung der HCI zurückhalten; denn der Verkauf von Kapitalanlageprodukten eines akut gefährdeten Unternehmens sollte unter Haftungsgesichtspunkten genau überlegt werden.