Im Gespräch… „Die Politik muss führen und wollen“

Im Gespräch mit Jan Dietrich Hempel, Vorstand Garbe Logistic AG, zum Logistikimmobilienmarkt Hamburg.

„Der Immobilienbrief“: Wie läuft es für Sie am Logistikstandort Hamburg?

Jan Dietrich Hempel: Positiv – im ersten Halbjahr konnten wir rund 170.000 Quadratmeter Logistikfläche neu-  oder nachvermieten. Damit ist die Vollvermietung nahezu erreicht. Weil fast alle Leerstände vermietet sind steht für den weiteren Jahresverlauf vor allem das Projektentwicklungsgeschäft im Mittelpunkt.

Jan Dietrich Hempel

Jan Dietrich Hempel

DIB: Projektentwicklungen sind teuer und nicht immer das sicherste Geschäft. Was erwarten Sie noch bis zum Jahresende?

Hempel: Projektentwicklungen sind in der Tat volatiler und daher schwieriger einzuschätzen. Da kaum noch moderne Logistikhallen am Markt sind, erwarten wir im weiteren Jahresverlauf eine verstärkte Nachfrage nach Neubauten. Für diese Entwicklung sind wir gut aufgestellt und können zusammen mit unseren Partnern einen hohen zweistelligen Millionenbetrag in neue Projektentwicklungen investieren.

DIB: Die Branche klagt laut über den Mangel an Grundstücken.

Hempel: Das ist standortabhängig sehr unterschiedlich. Hamburg zählt wie die süddeutschen Metropolen München und Stuttgart, aber auch Frankfurt, zu den Hot Spots des Logistikimmobilienmarktes. Hier wird es zunehmend schwieriger, große Grundstücke ohne wesentliche Einschränkungen, beispielsweise bei den Betriebszeiten, zu sichern. Probatestes Mittel ist das Ausweichen ins Umland. Hier müssen Entwickler hinsichtlich der Flächenangebote von Kommunen oder Wirtschaftsförderern auf dem laufenden sein.

DIB: Was wünschen Sie sich von der Politik?

Hempel: Wir denken, dass die Ausweisung von zusätzlichen Logistikflächen zu jenen Stabilitäts- und auch Wachstumsvoraussetzungen unserer Wirtschaft gehört, die sozialpolitisch und ökologisch so gestaltet werden können, dass eine Akzeptanz in der Bevölkerung herstellbar ist. Hier müssen die Branchenverbände und die Unternehmen mitwirken, was diese nach unserem Eindruck auch sehr gut tun, aber die Politik muss wollen und führen.

DIB: Wie schätzen Sie die Lage vor dem Hintergrund der Euro- und Schuldenkrise ein?

Hempel: Selbst wenn sich das Wirtschaftswachstum krisenbedingt in der zweiten Jahreshälfte verlangsamen sollte – auf Dauer wird der Bedarf an Logistik- und Lagerflächen an den Top-Standorten in Deutschland weiter steigen. Das belegen auch die aktuellen Daten des Logistik-Indikators, der im zweiten Quartal 2012 nach drei verhaltenen Quartalen wieder aufwärts weist. Nach Einschätzung der Logistiker aus Industrie, Handel und Dienstleistung hat sich der Wirtschaftsbereich Logistik in Deutschland auf hohem Niveau stabilisiert und befindet sich derzeit auf Wachstumskurs.