Im Gespräch… mit Olaf Drossert, Niederlassungsleiter Berlin bei Becken

Der Immobilienbrief Berlin im Gespräch mit Olaf Drossert, Senior Projektleiter und Leiter der Becken-Niederlassung Berlin über…

Berlin und Hamburg im allgemeinen und besonderen, neue Akzente in der Hauptstadt und hohe Verzinsung von Eigenkapital

 

Die BECKEN Gruppe – seit Jahrzehnten in Hamburg eine feste Größe – konzentriert ihre Kompetenzen in eigenständigen Gesellschaften unter dem Dach der BECKEN Holding. Das Leistungsportfolio reicht von der  Projektentwicklung und Projektmanagement bis hin zur Verwaltung und wird durch BECKEN Development und BECKEN Verwaltung abgedeckt. Der „Heimathafen“ der BECKEN Gruppe ist Hamburg. Hier sind aufsehenerregende Projekte realisiert worden, die das Stadtbild entscheidend mitprägen. Diese Akzente will die Gruppe nun auch in anderen Metropolen wie Berlin und München setzen und sich darüber hinaus in den nächsten Jahren noch mehr dem innovativen Wohnungsbau widmen, wie bei dem aktuellen Projekt „Mühlenquartier“ in Hamburg Wandsbek“.

In den vergangenen Jahren hat das Unternehmen in Zusammenarbeit mit renommierten Architekten zahlreiche Projekte realisiert, die aufgrund ihrer zukunftsorientierten und nachhaltigen Konzepte mehrfach mit nationalen und internationalen Immobilienpreisen ausgezeichnet wurden. Hierzu gehören in Hamburg unter anderem der „Berliner Bogen“, das „Berliner Tor Center“ und das „Deichtorcenter“.

Ihr erstes Hauptstadtprojekt entwickelt die Gruppe in der Europacity mit der Büroimmobilie Bertha Berlin mit einer Mietfläche von 17.000 qm für 75 Mio. Euro (Architektur Büro BarkowLeibinger, Berlin). Das ist ein ziemlich weitsichtiges, wenn auch spekulatives  Development, denn Core-Immobilien auf dem Gewerbeimmobilienmarkt Berlin sind knapp. Die BECKEN-Gruppe sei immer bereit, ohne Vorvermietung zu starten, denn die Mieter hätten heute immer kürzere Entscheidungshorizonte und Mietentscheidungen mit 24 Monaten Vorlauf würden immer seltener. Becken beteiligt sich mit eigenem Geld an der Entwicklung und mit dem Joint-Venture-Partner HanseMerkur ist genügend Eigenkapital für einen Start ohne Vorvermietung vorhanden. Die Mieten sollen bei 20 Euro/qm liegen. Angestrebt sind für das Multi-Tenant-Projekt ein DGNB-Silber-Zertifikat und die Baufertigstellung Mitte 2016.

 

Frage:

Wie ist Ihre Beziehung zu Berlin?

Zu Berlin habe ich eine spannungsreiche Beziehung. Die hohe Dynamik der Stadt, das internationale Parkett und die Größe dieser Stadt beeindrucken und fesseln mich bei jedem Aufenthalt aufs Neue. Gleichzeitig fühle ich mich durch die historisch bedingte Struktur als ordnungsliebender Mensch herausgefordert.

Hamburg ist Stadt. Berlin ist Metropole.

 

Frage:

Worin sehen Sie den größten Beitrag Ihres Unternehmens für eine positive Akzeptanz des Standorts Berlin?

Unsere Entscheidung in einem Markt wie Berlin, der gerade im Vergleich zum Hamburger Marktgeschehen durch eine hohe Volatilität geprägt ist, eine Niederlassung aufzubauen, dokumentiert unser Vertrauen in Berlin als attraktive Stadt und in Berlin als investitionsfreundlichen Markt. Wir hoffen diesen Vertrauensvorschuss mit Offenheit und einer breiten Akzeptanz gespiegelt zu bekommen.

In ihrem Heimathafen Hamburg hat die Becken Gruppe eine Reihe aufsehenerregender Projekte realisiert und so das Stadtbild entscheidend mitgeprägt, diese Akzente wollen wir auch in der Hauptstadt setzen. Dabei werden wir stets die Grundwerte des Unternehmens wahren: Qualität, Kreativität, Zuverlässigkeit – Werte die zu uns und Berlin passen.

 

Frage:

Das Finanzierungsklima im allgemeinen ist rauer geworden. Wie gehen Sie bzw. Ihr Unternehmen mit dem Leidensdruck um? Oder ist gar keiner?

Die BECKEN Development ist insbesondere für ein mittelständisches Unternehmen mit einem Eigenkapital in Höhe von etwa 100Mio. Euro sowie der Unternehmensstruktur innerhalb einer Holding gut für die wachsenden Anforderungen der finanzierenden Banken aufgestellt. Ferner haben wir uns in jüngster Vergangenheit für die Beteiligung von Investoren an einzelnen Projekten geöffnet, die Mezzaninkapital in Projektgesellschaften einzelner Projekte einbringen und hierdurch eine marktunüblich hohe Verzinsung ihres Eigenkapitals erzielen. Beispielhaft sei hier unser Projekt Bertha Berlin am Hauptbahnhof genannt, das wir gemeinsam mit der Hanse Merkur realisieren.

 

Frage:

Wie haben Sie in die Immobilienbranche gefunden?

Nach ersten Erfahrungen in Industrie- und Dienstleistungsunternehmen war mir relativ schnell klar, dass ich meine Berufung in einer Melange aus Büro- und freier Tätigkeit, aus der theoretischen Entwicklung und der praktischen Entstehung, zwischen dem Großen Ganzen und dem interessanten Detail finden werde. Genau diese Aspekte bietet der Beruf als Projektentwickler.

Und außerdem geht doch nichts über den Geruch von frisch gegossenem Beton.

 

Frage:

Wie schätzen Sie die Perspektiven des Berliner Immobilienmarktes im Allgemeinen und speziell in Ihrem Tätigkeitsbereich ein?

Der Berliner Immobilienmarkt ist Kummer gewohnt, um so mehr freue ich mich über die positiven Entwicklungen der letzten Jahre.

Die kommenden Jahre werden aus meiner Sicht vom Wandel geprägt sein. Anforderungen von Büro- und insbesondere Wohnimmobilien werden aufgrund der empirischen Bevölkerungsentwicklung,  der zunehmenden Dissonanz zwischen der Entwicklung von Einkommens- und Lebenshaltungskosten sowie des leider zunehmenden populistischen Handelns des Gesetzgebers einer noch rasanteren Dynamik unterliegen. Hiervon kann unser Tätigkeitsbereich profitieren, wenn Zeichen der Zeit richtig antizipiert werden. An genau dieser Stelle trennt sich zukünftig die Spreu vom Weizen.

 

Frage:

Wo sehen Sie sich und Ihr Unternehmen in zehn Jahren?

In meiner Vision ist die BECKEN Development in 10 Jahren ein deutschlandweit führendes Projektentwicklungsunternehmen mit etwa 120 bis140 Mitarbeitern an 3 bis 5 Standorten in Deutschland. Der Standort Berlin trägt einen maßgeblichen Anteil zum Gesamtumsatz des Unternehmens bei. Neben der klassischen Projektentwicklung im engeren Sinne haben wir den Wandel zu einem dienstleistungsorientierten Immobilienunternehmen erfolgreich abgeschlossen und angrenzende Geschäftsbereiche wie Asset Management und Investor Relationship Management deutschlandweit etabliert.

Um unseren internationalen Investoren weitere attraktive Investitionsmöglichkeiten zu bieten, lässt sich der Sprung ins europäische Ausland nicht länger aufschieben und Niederlassungen in London und Amsterdam sind in Planung. Für eben letztere werde ich rechtzeitig die Hand heben und meinen bis dahin 12- und 10-jährigen Töchtern Pannekoeken schmackhaft machen.

 

Frage:

Wo birgt aus Ihrer Sicht die Metropole Berlin noch Potenzial in der Stadtentwicklung und warum?

Ganz im Gegensatz zu meiner alten Heimat Hamburg bietet Berlin ein enormes Potenzial alleine durch Schließen von Baulücken und dem Ersatz von abgängiger Bausubstanz. Die Nachfrage nach Lebensraum, also Wohn-, Arbeits- und Freizeitflächen wird alleine durch den Nettozuzug von Neu-Berlinern erheblich zunehmen. Die Herausforderung der kommenden Jahre besteht daher vor allem darin, diese einmalige Chance auf Stadtgestaltung nicht durch die Errichtung von bürokratischen Hürden oder „Nostalgie-Terrorismus“ zu verpassen.

 

Frage:

Was ist Ihr Lieblingsort in Berlin?

Der Tierpark. An keinem anderen Ort in dieser pulsierenden Stadt kann man Ruhe mit allen Sinnen spüren.160 Hektar Platz, um das eigene Tun zu hinterfragen und den Gedanken freien Lauf zu lassen.

 

Frage:

Ihre Lieblingsimmobilie?

Meine Lieblingsimmobilie ist das Museum für Architekturzeichnungen der Tchoban Foundation in der Christinenstraße. Obgleich das Gebäude aus gegossenem Beton besteht, wirkt der durchgefärbte und mit vor Ort beim Bau relifierten Zeichnungen versehene Beton warm und einladend. Das äußere Konzept setzt sich im Inneren fort. Schier unzählige, liebevolle Details bilden ein Gesamtkunstwerk, das auch ohne Ausstellung einen Besuch wert ist.

 

Frage:

Und mit wem aus der Immobilien- oder Finanzbranche würden Sie einmal gerne zum Mittag/Abendessen gehen und warum?

Gerne mit Marcus Lemli. Die perfekte Zusammenarbeit, aber auch die sehr kurzweiligen Closing Dinner gehören seit unserer gemeinsamen Zeit bei Jones Lang LaSalle zu den inspirierendsten Treffen in meiner Arbeitswelt.