Immobilien nehmen als Assetklasse weltweit an Bedeutung zu

Immobilienbranche traf sich auf der 5. Immobilienkonferenz

Im Vorfeld des G20-Gipfels in Südkorea haben sich in Berlin mehr als 150 Immobilienexperten versammelt, um über Investments und Finanzierungen in der Branche zu diskutieren. Zwei Jahre nach der Lehman-Insolvenz scheinen die Bankenwelt weitgehend stabilisiert, der Abwärtstrend gestoppt und die Märkte auf deutlichem Erholungskurs, stellte Christian Schulz-Wulkow Partner bei Ernst & Young zu Beginn der 5. Immobilienkonferenz fest. Bei dem Branchentreffen, zu dem BCCG, GBF, IMMOEBS und BFW eingeladen hatten, stand die Frage im Vordergrund, wie Politik und Makroökonomie die Immobilienmärkte beeinflussen können.

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Neben der Diskussion um Währungspolitik und Handelsbilanzen stand in Seoul auch der Abschluss von Basel III auf der Tagesordnung. Prof. Dr. Wolfgang Maennig von der Universität Hamburg führte mit einem Vortrag über Einflüsse von problematischen Staatsfinanzen, Inflation, Währungsschwankungen sowie demographischen Entwicklungen auf den Immobilienmarkt in das Thema ein. Er prognostizierte, dass  die Durchschnittspreise deutscher Immobilien langfristig real nicht steigen werden und der alte Spruch „Lage, Lage, Lage“ eine Renaissance erfahren werde. Die Aussage werde eine verstärkt regionale, weniger mikromilieubezogene Bedeutung bekommen.

In der von Dr. Christian Schede, Head of Real Estate OLSWANG Germany, moderierten Paneldiskussion nahmen die Bankenvertreter zu den zu erwartenden Änderungen durch regulatorische Maßnahmen wie Basel III Stellung. Kritisiert wurde insbesondere das sog. Leverage Ratio, das festlegt, wie viel Geld sich die Bank im Verhältnis zu ihrem Eigenkapital ausleihen darf. Da hierbei das Risiko der Kredite außer Acht gelassen wird, setzt dies Anreize für risikoreichere aber renditeträchtigere Finanzierungen. Sichere Geschäfte mit geringen Margen wie z.B. Kommunaldarlehen würden sich nicht mehr lohnen. Daneben wurden die Auswirkungen von steigenden Staatsverschuldungen auf das Zinsniveau und den Immobilienmarkt diskutiert. Der Vorstandsvorsitzende der BerlinHyp Jan Bettink erwartet aufgrund des derzeitigen Verschuldensstandes vieler Staaten dramatische wirtschaftliche Veränderungen. „Das ist eine Chance für Immobilien als Sachwerte in Ballungszentren“, sagte Bettink. Immobilien gewinnen deshalb als Assetklasse an Bedeutung. Das ehemalige Vorstandmitglied der Bundesbank Dr. Hans Reckers betonte, dass die weltweit hohe Liquidität nicht so sehr ein Inflationsrisiko für die Endverbraucherpreise darstelle, sondern für Vermögenspreisblasen.

David Marsh CBE, Member of the Board des German British Forum, moderierte die zweite Diskussionsrunde und stellte fest, dass Deutschland bei Investoren „en vogue“ sei. Robert Bambach, Geschäftsführer von HOCHTIEF Projektentwicklung GmbH, begründete dies  unter anderem mit der Dezentralität des deutschen Immobilienmarktes,  der viele Core-Standorte aufweise. Iris Schöberl, Geschäftsführerin von F&C Reit Asset Management  in Deutschland bestätigte, dass  trotz des von den Banken derzeit regelmäßig geforderten Eigenkapitalanteils von 30 bis 40 Prozent ausländische Investoren  ihr gegenüber äußern würden, sie wären bei deutschen Immobilien „in  the buying-mood.“ Während Niclas Karoff, Geschäftsführer der TLG Immobilien GmbH, ein zunehmendes Interesse im Einzugsgebiet seines Unternehmens in den neuen Bundesländern feststellte, hob der Vorstand der GSW Immobilien AG Andreas Segal die wieder zunehmende Anziehungskraft Berlins für ausländische Investoren in Bezug auf Wohnimmobilien hervor. Gerade im internationalen  Bereich sei der deutsche Markt wieder auf der Investmentagenda der Anleger zu finden, die eine nachhaltige Stabilitätsstrategie verfolgen, bestätigte Dr. Christian Ossig, Head of Finan­cial Insti­tu­tions and Public Sector für Deutsch­land und Öster­reich der Royal Bank of Scotland.

Deutschland ist also aufgrund seiner Dezentralität und in der Krise überraschenden wirtschaftlichen Stärke erneut ein attraktiver Markt für ausländische Investoren. Bei aller Internationalität der Immobilienmärkte ist für eine zukunftsfähige Projektentwicklung mehr denn je Handeln vor Ort erfolgsbestimmend, fasste Carsten Sellschopf Leiter der Niederlassung Berlin-Brandenburg der HOCHTIEF Projektentwicklung GmbH die Diskussionen zusammen.

Die 5. Immobilien-Konferenz wurde initiiert von der British Chamber of Commerce (BCCG), German British Forum (GBF), ImmoEBS und dem Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW). OLSWANG, Ernst & Young Real Estate, Hochtief Projektentwicklung, TLG Immobilien, Royal Bank of Scotland (RBS) und ECE Office unterstützen die Veranstaltung, die jährlich in Berlin stattfindet.