immpresseclub – Verbandstagung der deutschen Immobilienjournalisten

Zur Winterveranstaltung des immpresseclub e.V., des „Verbandes“ der deutschen Immobilienjournalisten war die Szene fast vollständig vertreten. Rund 40 Journalisten repräsentierten annähernd sozialistisch die überwiegende Mehrzahl der relevanten deutschen Medien. Dazu kamen knapp 30 Referenten und handverlesen eingeladene Gäste. Die Organisation liegt traditionell bei dem Team von „Der Immobilienbrief“, dessen Herausgeber Werner Rohmert seit über 10 Jahren Vorsitzender des sich offiziell „Arbeitsgemeinschaft“ nennenden Verbandes ist. Traditionell steht die Dezemberveranstaltung unter dem Stern dramatischer Wintereinbrüche oder streikender Transportgewerkschaften. Kaum eine Veranstaltung in Berlin ging problemlos über die Bühne. Diesmal war es der Lufthansa-Streik, der im Vorfeld Schatten auf die Nerven der Veranstalter warf. Zum 1. Dezember flogen dann die Flieger doch wieder, so dass lediglich 1 Lufthansa-Opfer mit gestaffelter Anreise zu beklagen war.

Die immpresseclub-Veranstaltung ist traditionell viergeteilt. Fachreferate, Neuigkeiten aus den Häusern der Fördermitglieder, Verbandsformalia mit Vorstandswahlen und abendlicher, getränkebegleiteter „Erfahrungsaustausch“ der  Journalisten untereinander und mit Referenten, Gästen und Sponsoren sind die Blöcke. Diesmal sorgte Gaffel-Kölsch für rheinländische Offenheit im Erfahrungsaustausch. Im Rahmen der zuvor eher trockenen Verbandsinterna wurde Werner Rohmert, Herausgeber und Gründer von „Der Immobilienbrief“ als Vorsitzender mit einer Enthaltung einstimmig wiedergewählt. Mit jeweils gleicher Stimmenverteilung wurden Michael Psotta, Frankfurter Allgemeine Zeitung sowie Frank Peter Unterreiner, „Immobilienbrief Stuttgart“ im Vorstand bestätigt.

 

Den Reigen der Referate eröffnete mit Michael Seeber einer der weltweit erfahrensten Spezialisten für Seilbahnen als mögliche Lösung für neuralgische Punkte im innerstädtischen Verkehrschaos. Michael Seeber als ehemaliger Vorstandsvorsitzender und heutiger AR-Vorsitzender des Seilbahnhersteller Leitner AG stellte vor, warum Seilbahnen heute viel mehr sind als bloßes Transportmittel für Skifahrer oder Ausflügler. Das drahtgestützte Transportmittel, das in vielerlei Varianten gestaltbar ist, kann eine Antwort auf die Probleme urbanen Verkehrs liefern. Während im Straßenverkehrskollaps die Städte ersticken, kann über eine maximale Strecke von 12 km Luftweg über den Dächern der Städte und Straßen der Transport von Mensch und Material weiter gehen. Bereits heute haben Megastädte wie Rio de Janeiro und Mexiko Stadt die Seilbahn als Zubringer zum öffentlichen ÖPNV entdeckt. In Berlin wird zur IGA im nächsten Jahr die erste Seilbahn in der Hauptstadt eröffnen, die nach der IGA ins Nahverkehrsnetz eingebunden wird, eröffnen. Seeber stellte eine Vielzahl durchgeführter Projekte in den Metropolen der Welt vor. Mit über 3000 Mitarbeitern ist Leitner in mehr als 90 Ländern der Welt präsent. Leitner investiert mit 22 Mio. Euro jährlich mehr als 3% in Forschung und Entwicklung. Seibahnen von heute sind technisch nicht mehr mit den bekannteren Skigebietsseilbahnen vergleichbar. Sie sind komfortabel und fahren kontinuierlich. Sie können in der Geschwindigkeit dem Verkehrsaufkommen angepasst werden. Seilbahnen können über jedes Terrain 1,5 km ohne Stützen überbrücken. Der Flächenverbrauch ist weit geringer als bei jeder Schienen- oder Straßenlösung. Die Bauzeit beträgt lediglich 8 bis 12 Monate und ist mit minimaler Störung des bestehenden Verkehrs realisierbar. Die Widerstände sind oft eher emotional. Die Kosten liegen meist deutlich unter Vergleichslösungen. Gleichzeitig würden die Seilbahnen durchaus komplett auf eigenes Risiko errichtet und finanziert. Für die Städte entstünden so keine Kosten.

 

Den immobilienwirtschaftlichen Teil eröffnete mit einem Parforceritt durch Welt- und Immobilienwirtschaft Prof. Dr. Tobias Just, Wissenschaftlicher Leiter der IREBS Immobilienakademie, mit dem Thema: „Die Immobilienwirtschaft im Wechselbad makroökonomischer Schocks – kann das gut gehen?“ Den Vortrag werden wir für Sie noch nacharbeiten. Vorab: Die Weltordnung wird neu sortiert. Trump-USA könnten sich aus der Welt ein wenig zurückziehen. USA drängten auf neuen Protektionismus und nach mehr Verschuldung. Die Umsetzung von Wahlkampversprechen in USA bei gleichzeitig zunehmender Binnen- und Euro-Orientierung Chinas, das damit nicht mehr automatisch US-Bonds aufnehmen könne, werde US-Bonds auf den Markt werfen. Das habe auch ohne geldpolitische Begleitung Zinskonsequenzen. Der Euro werde nachziehen müssen. Gleichzeitig nähmen die „Zentrifugalkräfte“ im Euroland zu. Weitere Schritte müssten nicht folgen, könnten jedoch ganz schnell folgen, da der Euro zu viele unterschiedliche Interessen vereine. Europa drohe an Finanzierungsfragen zu zerbrechen. Russland dränge nach außen, um Zugang zu Märkten zu sichern. Das habe Implikationen für die Immobilienwirtschaft. In Europa würden Städtehierarchien werden neu sortiert und Risikoprämien neu verhandelt. In USA steigen Inflation und im Gefolge die Zinsen. Europas Zinsen ziehen nach. Aus China fließe mehr Kapital nach Europa. In Russland ginge die Friedensprämie verloren und der Kapitalaustausch schwinde. Der Expansionsdrang Russlands führe zu weiterer Unsicherheit. Gleichzeitig befänden sich die nach wie vor zyklischen Immobilienmärkte in einem Überschwang. Das alles baue aber noch nicht notwendig ein Krisenszenario auf. Dazu nächstes Mal mehr.

 

Warum die TLG im aktuellen Niedrigzinsumfeld einer reinen Bankenfinanzierung den Vorrang gibt, erklärte Peter Finkbeiner, Vorstand der TLG Immobilien AG. Während andere, große Immobilienaktiengesellschaften auf breite Diversifikation bei der Finanzierungsstruktur setzen, baut die TLG weiterhin auf klassische Bankenfinanzierungen. Grund ist vor allem die Niedrigzinssituation. Derzeit könne sich die TLG bei einem konservativen LTV vom NAV von gut 40% zu 10-Jahres-Konditionen zwischen 1,5 und 2% finanzieren. Das könne keine Anleihe oder Schuldschein darstellen. Gleichzeitig sei das Fälligkeitsprofil gut verteilt.

 

Die bereits im letzten Jahr angestoßene Initiative, jungen Start-ups die Möglichkeit zu geben, sich im Kreise der Journalisten darzustellen, wurde in diesem Jahr umgesetzt. Neben dem Marktführer bei Crowdinvesting EXPORO aus Hamburg, hat sich Doozer Real Esate sowie moovin Immobilien vorgestellt. Während Crowdinvesting in der Medienlandschaft weitgehend angekommen ist, wie aus aus den Reaktionen der Journalisten auf den Vortrag von Julian Oertzen, Co-Gründer und Mitglied der Geschäftsführung von Exporo, zu erkennen war,  waren die Konzepte von Doozer und moovin den Journalisten weitgehend neu. Doozer setzt auf die Handwerkervermittlung bei anstehenden Sanierungen für große Bestandshalter. Dabei soll innerhalb von nur einer Stunde bereits verschiedene vergleichbare Angebot vorliegen. Moovin hingegen setzt als Maklerplattform auf die Vermietung von Wohnungen. Dabei werden durch einen Pauschalpreis die Wohnungen in alle Online-Plattformen eingestellt und so eine komplette Dienstleistung aus einer Hand abgedeckt.

 

Den Abschlussvortrag hatte in diesem Jahr Prof. Dr. Armin Just, Prorektor der EBZ Business School. Er plädierte, im Rahmen politischer Umwelt-Forderungen der Politik an Immobilienbesitzer bei der Sanierung von alten Wohnbeständen die Quartiersentwicklung stärker zu berücksichtigen als die Alleinbetrachtung von Einzelobjekten. Dies sei wirtschaftlich und energetisch oftmals sinnvoller, da die Quartierentwicklung in Deutschland stark vernachlässigt würde.