Interview – Martin Mörl, Geschäftsführer Prelios Immobilien Management, über Husum und Shopping

Martin Mörl, Geschäftsführer von Prelios Immobilien Management, einem Rund-um-Dienstleister für institutionelle und private Investoren. Das Hamburger Unternehmen konzentriert sich seit seiner Neupositionierung  auf Development- und Management-Services für Einzelhandels- und Gewerbeimmobilien. Eines der aktuellen Projekte: Die Entwicklung eines Shoppingcenters in Husum

„Wir entscheiden uns häufig für den Juwelier vor Ort“

 

Martin Mörl

Martin Mörl

Was macht einen Standort wie Husum interessant?

Mörl: Vieles. Die hohe Einzelhandelszentralitätsziffer von 219 spricht für den Standort. Allein die drei Millionen Touristen jährlich, die nach Husum kommen, bringen Kaufkraft mit. Das Einzugsgebiet der Küstenstadt reicht bis zur dänischen Grenze – das sind rund 340.000 Menschen. Außerdem kann Husum mit einer schönen Altstadt punkten, da steckt noch viel Potenzial drin.

Bis auf den optischen „Makel“ des alten Hertie-Hauses, das nicht mehr so richtig in die Stadt passt. Immerhin fast 11.000 Quadratmeter Fläche. Warum hat das bislang nicht geklappt?

Mörl: Es gab schon Versuche, den Standort mittels Interimslösungen zu beleben. Aber es fehlte bislang ein in sich stimmiges Konzept.

Das haben Sie jetzt geliefert. Jedenfalls ist man vor Ort angetan von Ihren Ideen für den Standort. Was genau planen Sie?

Mörl: Zunächst einmal planen wir das alte Hertie-Kaufhaus und das Parkhaus abzureißen. Stattdessen wird es eine erdgeschossige Mall mit Plätzen geben, in denen gastronomische Angebote und Aufenthaltsatmosphäre zum Verweilen einladen. Ungefähr 35 Shops sind geplant, mit einer Mischung aus großen, mittleren und kleinteiligen Shops. Neben einem Frische-Supermarkt und einer Drogerie sind Mode, Schuhe und Accessoires Kernsortimente. Dazu kommt in Richtung Schlossstraße das neue Parkhaus mit 650 Stellplätzen.

Hört sich noch nicht wirklich aufregend an … Worin unterscheidet sich Ihr Konzept von anderen Ansätzen?

Mörl: Wir wollen die Innenstadt durch neue Marken und regionale Händler stärken. Abgesehen von einem stimmigen, auf den Ort zugeschnittenen Gesamtkonzept, einem langfristiges Center Management sowie einer möglichst optimalen Integration in das städtische Umfeld legen wir viel Wert auf die Individualität und Kompetenz der Mieter. Wichtig sind überregionale Filialisten, aber auch lokale Einzelhändler. Man kann beispielsweise beim Schmuckangebot eine Kette anwerben oder einen lokalen Anbieter – wir entscheiden uns häufig für den Juwelier vor Ort. Daneben fehlen der Innenstadt unter anderem durch den Wegfall von Hertie bestimmte Sortimente und Marken, die wir etablieren wollen. Dennoch sollte das Projekt mit gut 10.000 Quadratmeter Einzelhandelsfläche nicht überfrachtet werden. Wesentlich ist, dass das Shoppingcenter bezüglich Gestaltung, Architektur und Mietermix zur Küstenstadt passt, um sowohl bei Bewohnern als auch Touristen  möglichst hohe Akzeptanz zu finden. Daher werden wir auch gestalterisch eine besondere, maritime Stimmung erzeugen.

Wie macht man das?

Mörl: In der Architektur und Gestaltung ist vieles möglich, um hohe Raumqualität mit Farben, Lichtdesign, Deckenhöhen und Formen zu schaffen. Hieran arbeiten wir zusammen mit unseren Architekten. Zudem planen wir für den laufenden Betrieb Events, Veranstaltungen und ein umfassendes Informations- und Marketingsystem.

Die Platzhirsche vor Ort sind für gewöhnlich wenig erfreut, wenn ihnen Shopping Center Konkurrenz machen. Wie sah das in Husum aus?

Mörl: Eine der Hauptaufgaben ist die Einbindung des bekannten und traditionsreichen Kaufhauses C.J. Schmidt vor Ort. Es soll eine schlüssige Verbindung zwischen der Mall und dem Kaufhaus gegenüber geben, so dass beide voneinander profitieren können. Wir verstehen das Center-Projekt und C.J. Schmidt aus Einzelhandelssicht als eine Einheit – und so sollen es auch die Kunden wahrnehmen. Ich bin sicher, dass  uns dies auch gelingen wird – mit optimierten Laufwegen, zusätzlichen Parkplätzen und einer Ergänzung der Angebotspalette, ohne, dass es Überschneidungen gibt.

Sie haben bereits Erfahrungen mit innerstädtischen Malls. Vor gut zehn Jahren haben Sie den Bahnhof Altona umgestaltet, dann den Bahnhof Blankenese, wo ein eigenes kleines Quartier entstanden ist – inklusive so genannter „mixed-used Immobilien“. Dafür scheuen viele Projektierer zurück. Wie läuft es in der Praxis?

Mörl: Richtig ist, dass Endinvestoren es gerne „sortenrein“ haben, also eine Nutzungsart pro Immobilie. Das lässt sich aber auf engem innerstädtischen Raum gar nicht immer umsetzen und ist auch nicht immer sinnvoll. Wir haben im Quartier Blankenese im Erdgeschoss Ladenlokale und Gastronomie angesiedelt, darüber gibt es Büros, etwa die der Hamburger Sparkasse und viele Arztpraxen. Im renovierten Bahnhofsgebäude selbst befindet sich im Obergeschoss eine große Arztpraxis und in einem Neubau nebenan wohnen über dem Lebensmittelanbieter REWE auf vier Ebenen Senioren. Diese Nutzungsmischung und Aufteilung haben sich als optimal erwiesen.

Ist das in Altona auch so?

Mörl: Sie meinen die Wohnungen über dem Mercado, die über das Parkhaus zu erreichen sind … Diese Wohnungen sind extrem begehrt, weil sie mitten im Herzen von Ottensen liegen. Die wuselige Lage ist der entscheidende Pluspunkt: Da zieht zwar nur hin, wer mitten im Geschehen leben will. Aber das wollen ja heutzutage gerade viele junge Leute. Dass mit Urbanität auch ein gewisser Lärmpegel einhergeht, versteht sich von selbst.

Bislang haben Sie sich mit Ihren Projekten auf Hamburg und Berlin konzentriert. Wird Husum eine einmalige Erfahrung bleiben?

Mörl: Nun, wir betreiben unter anderem auch das Lago Shoppingcenter in Konstanz, sind also in ganz Deutschland „unterwegs“. Wir sehen uns durchaus  in anderen Städten in der Größenordnung Husums um, aber nicht jede Stadt eignet sich. Wichtig ist für uns, dass ausreichendes Potenzial für eine Projektentwicklung vorhanden ist, und wir durch ein neues Projekt positive Impulse für das Umfeld setzen können. Manchmal können auch Umbaulösungen anstelle von Abriss / Neubau zum Erfolg führen.