Interview – Neue Rektorin an der EBZ Busniess School

Interview mit Prof. Dr. habil. Sigrid Schaefer

 Am 18. November wurde Prof. Dr. habil. Sigrid Schaefer zur neuen Rektorin der EBZ Business School – University of Applied Sciences berufen. Sigrid Schaefer ist seit 2010 an der EBZ Business School und seit vier Jahren Prorektorin für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs der immobilienwirtschaftlichen Hochschule in Bochum. Die habilitierte Professorin lehrt Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Controlling und nachhaltiges Wirtschaften.

 Der Immobilienbrief: Welche Themen werden die Wohnungs- und Immobilienwirtschaft in Zukunft bewegen?

Schaefer: Zu den Zukunftsthemen der Branche gehören Demografie, Digitalisierung, Energie- und Klimaschutz, aber auch Migration bzw. der Flüchtlingszustrom. Forschung spielt zudem eine große Rolle, denn Wissenschaft analysiert Prozesse, ermittelt Lösungsmöglichkeiten und entwickelt Innovationen, um Entwicklungen voranzutreiben. Deshalb ist es so wichtig, die Forschungsintensität der Branche zu erhöhen. Dazu gehören auch das Einwerben von Forschungsmitteln sowie die Entwicklung des wissenschaftlichen Nachwuchses.

 

DIB: Welche Kompetenzanforderungen stellt die Branche an ihre (zukünftigen) Fach- und Führungskräfte?

Die oben genannten Themen zeigen deutlich: Wir brauchen Fach- und Führungskräfte mit interdisziplinärem Wissen. Dazu gehören Kenntnisse über den Markt und die zukünftigen Entwicklungen, aber auch Kompetenzen im Umgang mit den Kunden. Ein Studium der Immobilienwirtschaft vermittelt sowohl Fach- und Führungswissen, als auch die Kompetenzen, über den Tellerrand hinaus zu blicken, für lösungsorientiertes Handeln und unternehmerisches Denken.

 

DIB: Wie haben Sie vor, die Ansprüche der Unternehmen in das Studienangebot der EBZ Business School einfließen zu lassen?

Für ein praxisorientiertes Studium ist ein intensiver Dialog mit den Unternehmen notwendig. Sie kennen die gegenwärtigen Anforderungen, haben Erwartungen und weisen uns auf mögliche Defizite hin. Wir freuen uns auf ihre Anregungen.

 

Für zukunftsweisende Curricula werden aber auch wir die gegenwärtigen und folgenden Herausforderungen betrachten, und in unsere Lehrpläne einfließen lassen. Ich freue mich auch, mit den Beiträte und Hochschulratsmitgliedern stärker in den Austausch zu treten.

 

DIB: Auf welche Entwicklungen müssen sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber in Zukunft einstellen?

Die Entwicklungen schreiten in einer enormen Geschwindigkeit voran. Die Themen, Prozessketten, Kundengruppen, Technologien verändern sich rasend. Ich denke, die Unternehmen sollten diesen Veränderungen und den Zukunftsthemen aufgeschlossen und mit Neugier gegenübertreten, um an der Weiterentwicklung aktiv teilzunehmen.

 

Die Arbeitgeber sollten sich mit veränderten Anforderungen der Arbeitnehmer, aber auch mit der Arbeit an sich auseinandersetzen. Werden die Arbeitnehmer noch vor Ort im Unternehmen sein oder wird die Digitalisierung Work-Places außerhalb der Unternehmen ermöglichen? Welchen Einfluss hat dies auf die Unternehmen und wie werden sie zukünftig organisiert? Wie wird sich etwa das Führungsverständnis ändern?

Der Branche stehen spannende Entwicklungen bevor!

 

DIB: Wird es noch mehr Studiengänge und Bildungsabschlüsse geben?

Die zunehmenden Bildungsmöglichkeiten und das wachsende Studienangebot sind eine Reaktion auf sich stetig verändernde Herausforderungen, was positiv zu bewerten ist. Sie geben den Unternehmen die Möglichkeit, ihre Mitarbeiter bestmöglich auf neuen Gegebenheiten vorzubereiten. Die Studienvielfalt ist in der Vergangenheit größer geworden. Gerne stehen wir den Unternehmen aber mit Rat und Tat unterstützend zur Seite, beantworten alle Fragen und geben Orientierung.

 

DIB: Braucht die Branche wirklich so viele Hochschulabsolventen?

Bildung hat noch keinem geschadet (lacht). Die Antwortet ist ein sehr klares „Ja“. Der Komplexitätsgrad der Branchenherausforderungen steigt. Viele Aspekte müssen schon in der Grundausbildung berücksichtigt werden, doch es werden deutlich höhere Qualitätsanforderungen gestellt. Um ihnen gerecht zu werden, benötigt die Branche Hochschulabsolventen.

 

Außerdem ist das Durchschnittsalter der Mitarbeiter in Unternehmen der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft vergleichsweise hoch, so dass die Nachfrage nach gut ausgebildeten Fachkräften weitersteigen wird.

 

DIB: Einige Unternehmen verfolgen die Akademisierung der Branche mit Sorge. Sie haben Angst, dass alle ihre Mitarbeiter studieren möchten. Können Sie die Bedenken verstehen?

Qualifizierte Mitarbeiter bringen den Unternehmen Vorteile. Sie meistern komplexe Aufgaben, stehen auch neuen Themen offener gegenüber und können flexibel auf sich verändernde Herausforderungen reagieren. Sie tragen dazu bei, das Unternehmen weiterzuentwickeln und leisten somit einen großen Beitrag zum Unternehmenserfolg. Ich denke, es ist wichtig, den studieninteressierten Mitarbeitern diese Möglichkeiten zu eröffnen, denn sie tragen das Fachwissen ins Unternehmen. Die Sorgen, die Absolventen möchten direkt in Führungspositionen aufsteigen oder aber das Unternehmen nach dem Studium verlassen, sind zumeist unbegründet. Den Mitarbeitern aber Qualifizierungsmöglichkeiten zu verweigern, halte ich für den falschen Weg. Dies ist demotivierend für die Mitarbeiter und passt nicht zu einer zukunftsorientierten Personalentwicklung

 

DIB: Unter dem Dach des EBZ sind die EBZ Business School, das Forschungsinstitut InWIS, das EBZ Berufskolleg, die EBZ Akademie für Weiterbildung sowie die Service GmbH vereint. Wie stellen Sie sich die Zusammenarbeit mit den anderen Bereichen vor?

Zusammen bilden die einzelnen Bereiche eine Bildungskette und bieten zukunftsweisende und individuelle Bildungswege. Die enge Zusammenarbeit der EBZ Business School mit ihrem Forschungsinstitut InWIS ge­währleistet, dass Erkenntnisse, die in der Forschung gewonnen werden, in die Lehre der Hochschule, aber auch in den Unterricht des EBZ Berufskollegs und in die Angebote der Akademie einfließen. Die Akademie ermöglicht mit ihren Bildungsangeboten ein lebenslanges Lernen und die Wissensvertiefung und Auffrischung auch von Hochschulabsolventen.

 

Uns vereint das gemeinsame Ziel, für die Branche qualifizierte Fach- und Führungskräfte auszubilden. Ich freue mich daher sehr, auf die weitere lebendige und konstruktive Zusammenarbeit.