Interview: „Wir rechnen langfristig mit einem Co-Working-Anteil von 10% an dem gesamten Büroflächenbestand“

Heiko Himme

Heiko Himme

Wir sprachen mit Heiko Himme, Head of Office Agency Deutschland und Niederlassungsleiter bei Cushman & Wakefield über die Trends des Co-Working.

„Der Immobilienbrief“: Was verstehen Sie genau unter Co-Working?

 

„Co-Working“ ist nicht klar definiert, ursprünglich stammt der Begriff aus der Start-up-Szene und meint gemeinsames Arbeiten in großen Common Spaces + Community Rooms. Heute wird auch von Commercial Co-Working gesprochen, aber das hat bereits einen anderen Charakter.

 

„Der Immobilienbrief“: Wie hoch schätzen Sie den Bedarf von Co-Working in den nächsten 5 Jahren?

 

Die Nachfrage nach Co-Working-Spaces wird weiter stark steigen, konkret rechnen wir über die nächsten drei Jahre mit Zuwächsen von +14% bei Freelancern, +18% bei kleinen Unternehmen, + 13% bei großen Unternehmen und +16% bei Start-ups. Dieser Mieter-Mix von verschiedenen Unternehmensformen macht auch einen Teil des Reizes von Co-Working für Vermieter aus: Große, stabile Unternehmen werden mit jungen, innovativen Unternehmen gemischt. In den nächsten 10 Jahren, gehen wir von einem Marktanteil am Büroflächenbestand in den Großen Bürometropolen von 10% aus.

 

„Der Immobilienbrief“: Welche Vorteile ergeben sich für Nutzer/Investoren?

 

Mieter/Nutzer profitieren von der zur Verfügung gestellten Office-Infrastruktur (z.B. Kopiergeräte, Drucker, WLAN…), dem gelebten Servicegedanken, der Mietflexibilität (kurze oder lange Mietzeiten möglich) – und nicht zuletzt dem Austausch in der Community, das soziale Erlebnis, der Know-how-Transfer (auch z.B. über App wie bei dem Betreiber wework). Vermieter profitieren von langfristigen Mietverträgen mit den Co-Working-Anbietern und Zusatznutzen, den ein Co-Working Anbieter für andere Mieter darstellt, der sich positiv auf die Vermarktung der jeweiligen Immobilien auswirken kann.

 

„Der Immobilienbrief“: Halten Sie Co-Working für einen nachhaltigen Trend oder nur einen neuen Immobilienhype?

 

Die Arbeitswelt ist insgesamt im Wandel, es bilden sich zunehmend in Großkonzernen eigenständige Projektgruppen, d.h. auch große Corporates sind dadurch wesentlich flexibler organisiert. Dazu kommen die vielen jungen, innovativen Unternehmen mit kleinen Beschäftigtenzahlen. Hier besteht also weiter großes Potenzial für Co-Working-Anbieter. Eine angenommene Krise könnte sich beim Co-Working zwar auf die erzielbaren Preise niederschlagen,  aber auf der anderen Seite gleichzeitig den Bedarf nach Co-Working sogar begünstigen. Bei großer wirtschaftlicher Verunsicherung und Planungsunsicherheit steigt das Bedürfnis nach geringen Investition in Büroflächen und nach hoher Flexibilität. Eine zukünftige Krise könnte also die Preise unter Druck setzen – die Nachfrage wird aber hoch bleiben und weiter ggf. sogar noch steigern. Entscheidend hierfür sind aber gute bis sehr guten Lagen.

 

„Der Immobilienbrief“: Wie wird Co-Working und CBDs verändern?

 

Wir rechnen langfristig mit einem Co-Working-Anteil von 10% an dem gesamten Büroflächenbestand, das wird schon ein fester Bestandteil des Büromarktes. Jedes Unternehmen wird zukünftig prüfen, ob Co-Working, zumindest für Projektteams, Sinn macht. Somit wird Co-Working Bestandteil einer jeden Immobilienstrategie, unabhängig von der Unternehmensgröße. (AE)