Investmentmarkt – EZB heizt Stimmung auf den Immobilienmärkten weiter an

Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank zwingt institutionelle Investoren immer stärker in Immobiliendirektanlagen. Nachdem bereits Bundesanleihen durch Negativrenditen für Assekuranzen und Pensionskassen als Festzinsanlage zur Generierung stetiger Kapitalströme nicht mehr in Frage kommen, fallen nun auch Hypothekenpfandbriefe aus

 

Nach einer neuen Studie der NordLB in Hannover ist das ausstehende Volumen von Hypothekenpfandbriefen im zweiten Quartal von 190,8 Mrd. € um 2,4 % auf nur noch 168,3 Mrd. € gesunken. Ein Grund dafür sei das im Sommer gestartete TLTRO-2-Programm der EZB, sagt NordLB-Analyst Kai Ebeling. Das Kürzel steht für Target Long Term Refinancing Operation. Damit bezeichnet die Zentralbank ihren jüngsten Versuch, die Kreditvergabe von Banken an die Realwirtschaft anzukurbeln.

 

„Institute können unter TLTRO-2 für bis zu vier Jahre neu ausgereichte Hypothekenkredite bei der EZB refinanzieren und müssen lediglich 99,6 Prozent der aufgenommenen Darlehenssumme an die Notenbank zurückzahlen, wenn sie innerhalb des Refinanzierungszeitraums ihr Kreditportfolio vergrößern“, erklärt Ebeling. Damit sei es für Hypothekenbanken attraktiver, sich über die Zentralbank, statt über Pfandbriefe zu refinanzieren. „Einige Pfandbriefbanken könnten die Refinanzierungen ihrer im zweiten Quartal ausgereichten Darlehen bis zum Start dieses Programm verschoben haben und sich auch künftig darüber refinanzieren“, sagt Ebeling. In diesem Fall wäre „auch im dritten Quartal mit einem weiteren Rückgang des Volumens hypothekarisch-besicherter Pfandbriefe zu rechnen“, sagt Ebeling.

 

Bereits die bisherige Geldpolitik der EZB ließ die Renditen der Hypothekenpfandbriefe zusammenbrechen. Weil die Zentralbank seit mehreren Jahren neben Staatsanleihen auch Hypothekenpfandbriefe kauft, rentieren sämtliche dieser Papiere mit Laufzeiten von unter acht Jahren im negativen Bereich. Zehnjährige Hypothekenpfandbriefe werfen gerade noch knapp 0,4 % ab. Durch das TLTRO-Programm schrumpft nun aber zusätzlich das Angebot an Neuemissionen.

 

Dies dürfte institutionelle Investoren noch stärker in Immobiliendirektanlagen treiben, sagt Günter Vornholz, Leiter Marktanalyse der Deutsche Hypo in Hannover und Professor für Immobilienökonomie an der EBZ Business School in Bochum. „Mit Anfangsrenditen von mehr als vier Prozent sind Immobilien für langfristig orientierte Family Offices, Pensionskassen und Versicherungen sehr viel attraktiver als zehnjährige Hypothekenpfandbriefe.“