Kommentar: Es ist jetzt Zeit für Sachwerte!

Editorial des IAB

Blicken wir zehn Jahre zurück: Bis 2008 galten Schiffsfonds als Sparbuchinvestments und der Markt der Sachwertfonds florierte trotz des Wegfalls der Steuerkomponente 2005. Dies war sicherlich der Grund für das Allzeithoch 2004 in der Eigenkapitalplatzierung von über 12,8 Milliarden Euro, was sogar das bisherige Spitzenjahr 1998 mit 12,7 Milliarden Euro in den Schatten stellte. Die Zahlen stammen aus der Zahlenreihe von Stefan Loipfinger, die bis in das Jahr 1992 zurückreicht und 2008 von Feri EuroRating übernommen wurde. Wenn man darin liest, dass die zehn führenden Anbieter vor zehn Jahren (2007) MPC, KGAL, Macquarie, HCI, WEM, Jamestown, IVG, HL, CFB und Nordcapital mit einem Eigenkapitalumsatz von etwas mehr als fünf Milliarden Euro waren, begreift man, wie gravierend die Veränderung war.

Heute sind im Publikumssegment von damals nur noch Jamestown und Hannover Leasing unter den Top Ten, jedoch mit dramatisch niedrigeren Umsätzen. Die anderen Anbieter sind entweder nur noch institutionell unterwegs oder in der Bedeutungslosigkeit verschwunden.

Und auch das ist 2017 wieder neu: Stefan Loipfinger ist nach einem Ausflug in die Sozialfinanz wieder mit der Veranstaltung Sachwerte-Kolloquium, die er gemeinsam mit den Fachjournalisten Friedrich Wanschka und Markus Gotzi veranstaltete, in den Markt zurückgekehrt, und Feri EuroRating ist durch die Berliner Ratingagentur Scope übernommen worden.

Den Markt grundlegend verändert hat aber seit 2013 die Regulierung im Rahmen der Einführung des Kapitalanlagegesetzbuches, das die stärkere Kontrolle der Sachwertefonds vergleichbar den offenen Investmentfonds bewirken sollte. 2015 wurden dann durch das sogenannte Kleinanlegerschutzgesetz neben den Sachwertefonds – auch AIF genannt – auch weitere Vermögensanlagen einer intensiveren Kontrolle unterworfen. Erstaunlich ist, dass trotz dieser Veränderungen die Verbraucherschutzzentrale die geschlossenen Investmentvermögen wegen ihrer langen Laufzeiten und der fehlenden Handelbarkeit immer noch als grauen Kapitalmarkt einstufen. Ein absolut unverständliches Vorgehen, das nur mit der staatlichen Alimentierung der Stiftung in Millionenhöhe und das Einschwören der Verbraucherschützer auf Staatspapiere zur nachhaltigen Refinanzierung des Staates erklärbar ist.

Dennoch: Dem eigentlichen Problem, die Allmacht der Banken und ihre blinden Wetten, wird man dadurch nicht Herr, was im sehenswerten Film und Buch „The Big Short“ exzellent dokumentiert wird. Dass bei Vermögenverlusten der Schuldnachweis schwer zu führen ist, zeigt im wahren Leben eindrucksvoll der Fall S&K, der mit einem Downgrade in der Anklage nach vier Jahren Untersuchungshaft und 19 Monate Prozessdauer beendet wurde. Die oft schleichenden Schäden, die die Anleger durch schlechtes Assetmanagement und zweifelhafte Exitstrategien erleiden, bleiben meist ohne Anklage. Bedenklich ist, wenn selbst in der neuen regulierten Welt geschlossene Investmentvermögen von Verbandsmitglieder an den Markt gebracht werden, die zwar sicher erscheinen, zu viele Unwägbarkeiten aber vorhalten – mehr lesen Sie unter der Rubrik „mark my word“.

Trotz all dieser Probleme ist und bleibt der Bereich Sachwerte nicht nur wegen der Niedrigzinsen beziehungsweise Nullzinsen, sondern auch wegen des fragilen Finanzsystems an sich, beachtenswert. Mündige Finanzanleger können – nein müssen – ihr Portfolio mit einer starken Sachwertkomponente aus Aktien, Immobilien und sonstigen Sachwerten anreichern, sonst verliert man schleichend und dauerhaft das Vermögen. Ist das risikoreich? Ja, ist die kurze Antwort. Aber die Volksmeinung, dass es risikolose Anlagen gibt, ist schlichtweg falsch. Oder meinen Sie, verehrte Leser, wirklich, dass die Patronatserklärung der Bundeskanzlerin von 2008, dass die Einlagen der Sparerinnen und Sparer sicher sind, wirklich handelbar wäre. Hier die Zahlen dazu – und hier wiederhole ich mich gerne: Wir haben derzeit rund zwei Billionen Euro Spar-, Sicht- und Termineinlagen auf Konten und einen Bundeshaushalt von etwas über 300 Milliarden Euro per anno – und der deckt derzeit wegen der niedrigen Zinsen gerade mal die Kosten. Wie sollte hier eine Deckung funktionieren. Immerhin habe die Bürger das psychologische Sicherheitsgefühls!

Deshalb mein Plädoyer: Es ist jetzt die Zeit für Sachwerte – und vor allem für möglichst wenig kreditfinanzierte!