Kommt die IPO-Welle?

Die Kempen Bank aus den Niederlanden verkündete diese Woche, dass man für den deutschen Markt mit mehr Immobilien IPOs rechnet. Das meldet das Onlineportal reits-in-deutschland.de. Deutsche Banker sehen das (fast) genauso.

Dick Boer, Leiter Immobilienreserach bei der Kempen Bank geht von einem Boom ab 2013 aus. Auslöser seien die CMBS-Verbriefungen deutscher Immobilientransaktionen, die in den kommenden drei oder vier Jahren fällig werden. Das meinte Boer auf der public real estate association´s in Amsterdam.

Börsennotierte Unternehmen haben es in Deutschland bisher auf eine Marktkapitalisierung von knapp 9 Mrd. Euro gebracht, wobei allein Gagfah und Deutsche Euroshop
allein über 2,3 Mrd. Euro ausmachen. Zum Vergleich: Die Deutsche Telekom hat eine
Marktkapitalisierung von über 45 Mrd. Euro; BMW von 28 Mrd. Euro und BASF von über
39 Mrd. Euro. Der lang vorausgesagte Boom der deutschen Reits ist bisher auch nicht
eingetreten. Die drei (!) Reits als Ergebnis der größten deutschen Immobilien-Lobby-Schlacht schlagen sich tapfer. alstria zeigt sich trotz Eigenkapitalquotenproblem bisher als solide.
Ein genauerer Blick offenbart, warum einige Immobilienunternehmen die Krise locker
verkraften. So verdient zum Beispiel ein relatives „Schwergewicht“ der Branche, die Deutsche Euroshop mit der Spezialisierung auf Shopping Center, die von der Krise relativ wenig
mitbekommen haben, nach wie vor gutes Geld. Auch AGs mit Fokus auf Wohnungen
haben die Krise bisher sogar als Gewinner verlassen, wenn das Portfolio bzw. der Cash
Flow daraus stimmig blieb, der Leverage in Grenzen gehalten wurde und vor allem
Hochschreibungsphantasien der Manager Phantasien blieben.

Kommen in den nächsten Jahren also vermehrt Immobiliengesellschaften an die Börse? „Damit sei durchaus zu rechnen“, meint Frank Neumann, Researcher beim Bankhaus Lampe in Düsseldorf auf Anfrage von „Der Immobilienbrief“. „Im Wesentlichen wird es jedoch darauf ankommen, ob die Story eines Unternehmens stimmt. Bei Unternehmen mit weniger guter Story, bzw. einem Immobilienportfolio, das nicht unbedingt nur aus A-Lagen-Objekten besteht, wird der Börsengang über den Preis der Aktie sicher möglich sein. Erhebliche Abschläge auf den NAV sind dabei nicht auszuschließen.“

In die gleiche Kerbe schlägt auch Patrick Nass, Fondsmanager beim Bankhaus
Ellwanger & Geiger. Es geht sogar noch einen Schritt weiter. Nass rechnet damit, dass in
den nächsten Jahren auch Offene Fonds zu Immobilienaktiengesellschaften werden
könnten. Damit könne die tägliche Handelbarkeit weiterhin bestehen bleiben. Aus
„Der Immobilienbrief“-Sicht dürfte diese sportliche These mit den erfahrenen Branchenmanagern der Offenen Fonds-Szene, die zum Teil Portfolios in Höhe des Reit-Gesamtmarktes
alleine verwalten, nicht abgestimmt sein.

CMBS Prolongationen werden den Markt in den nächsten Jahren noch vermehrt beschäftigen. Bis dahin wird es eine Vielzahl von Studien, Artikeln und Veranstaltungen zum Thema geben. Wie sich Banken letztendlich verhalten bleibt fraglich. Auch wenn Boers damit rechnet, dass Banken in UK sich von problematischen Finanzierungen mittels Reit-Vehikel trennen werden, bleiben wir, was den deutschen Markt betrifft, skeptisch. (AE)