Lebensmittelhandel gewinnt in Deutschland kontinuierlich an Bedeutung

Auf Tante Emma ist Verlass

Der Lebensmittelhandel in Deutschland hat seine Bedeutung in den vergangenen Jahren deutlich ausgebaut. Nicht nur qualitativ, sondern ebenso quantitativ, wie die JLL-Studie „Der Lebensmittelhandel im Wandel – Vom Tante-Emma-Laden zum E-Food-Business“ nun darstellt. Demnach hat sich der Flächenumsatz dieser Branche bei Neuanmietungen binnen zehn Jahren versechsfacht.

(Quelle: fotolia)

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Hatte die Summe der neuangemieteten Flächen für den Bereich Gastronomie/Food im Jahr 2006 insgesamt noch 17.900 Quadratmeter betragen, so waren es 2016 schon 100.100 Quadratmeter. Damit baute der Bereich zugleich auch seinen Anteil am Gesamtvermietungsumsatz im Einzelhandel aus: Im Jahr 2006 verzeichnete er noch 8,3 Prozent, zehn Jahre später rangierte er nach JLL-Daten stabil bei einem Fünftel.

Helge Scheunemann, Head of Research JLL Germany: „Die Langzeitanalyse zeigt, wie massiv der Markt beim Vermietungsvolumen gewachsen ist. Die Bedeutung spiegelt sich auch im Konsumverhalten der Menschen in Deutschland wider, die innerhalb von zehn Jahren 22 Prozent mehr für den generellen Konsum ausgaben. Die Ausgaben für Nahrungsmittel, Getränke und Tabakwaren stiegen im gleichen Maße, da sie ihren Anteil an den gesamten Konsumausgaben von 14 Prozent nahezu konstant hielten – entsprechend fiel die Flächenexpansion aus.“

Bei den jährlichen Neuanmietungen bestritten die Lebensmittelhändler damals wie 2016 jeweils knapp die Hälfte (47 Prozent). Im restlichen Teil des Segments gab es indes große Anteilsverschiebungen. So legte die Gastronomie deutlich an Dynamik zu: Systemgastronomie wuchs von 15 auf 30 Prozent, Restaurants und Imbisse steigerten sich von drei auf 16 Prozent. In diesem Marktumfeld kommen Kaffeeanbieter (von 20 auf drei Prozent), Bäckereien (von 13 auf zwei Prozent) sowie Süßwarenhändler (konstant zwei Prozent) seltener zum Zug, wie die JLL-Untersuchung ergibt.

Zugleich zeige sich ein Trend zu gesünderer und bewusster Ernährung sowie ein wachsender Fokus auf regionale Produkte: So wuchsen die Umsätze bei den Supermarktklassen (400 bis 2000 Quadratmeter und 2500 bis 5000 Quadratmeter), die diese Produkte anbieten, um 22 Prozent, während die Umsätze der Discounter in den vergangenen fünf Jahren um 14 Prozent zulegten. Diesen Trend unterstreicht auch das deutliche Umsatzplus bei den Fairtrade-Produkten in Deutschland, die ihren Umsatz binnen zehn Jahren von 110 Millionen Euro auf 1,15 Milliarden Euro im Jahr 2016 mehr als verzehnfachen konnten. Biolebensmittel verdoppelten ihren Umsatz derweil von 4,6 Milliarden Euro auf 9,5 Milliarden Euro. Vor allem Anbieter wie „denn’s bio“, Alnatura und BioCompany profitierten von der wachsenden Nachfrage.

Nur schleppend kommt in Deutschland derweil der Onlinehandel mit Lebensmitteln in Schwung. Während mittlerweile rund zehn Prozent aller Einzelhandelsumsätze in Deutschland online generiert werden, bleibt E-Food noch ein Nischengeschäft. Nur rund ein Prozent des Lebensmittelumsatzes wird online umgesetzt. Das bedeutet lediglich ein Anstieg um 0,6 Prozentpunkte in den vergangenen fünf Jahren. Beim europäischen Vorreiter Großbritannien beträgt der Onlineanteil bereits 6,9 Prozent und in Frankreich 5,3 Prozent.



Über den Autor

Markus Gotzi

Chefredakteur „Der Fondsbrief“
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Er ist Träger des Deutschen Journalistenpreises und des Deutschen Preises für Immobilienjournalismus. Viele Jahre lang verfasste der Diplom-Journalist Artikel zu allen Themen rund um die Immobilie und andere Sachwerte in der Financial Times Deutschland. Zudem war Markus Gotzi vier Jahre als Redakteur für das Wirtschaftsmagazin Capital tätig.

Aktuell publiziert er unter anderem in überregionalen Blättern wie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und in Branchenmagazinen wie dem Immobilien-Manager. Zudem ist Markus Gotzi Chefredakteur des Fachmediums »Der Fondsbrief«, dem bundesweit auflagenstärksten Newsletter mit Schwerpunkt geschlossene Beteiligungsmodelle und Sachwertinvestitionen.