Luftfrachtumschlag wie im Hochsicherheitstrakt

 

Die internationalen Sicherheitsbestimmungen in der Luftfracht nehmen kontinuierlich an Schärfe zu. USA und EU reagieren mit immer neuen Vorschriften und Verordnungen auf das erhöhte Gefahrenpotenzial. Entsprechend hoch sind die Anforderungen, die an Luftfrachtzentren gestellt werden. Sie müssen nicht nur die grundsätzlichen Kriterien jeder Logistikimmobilie wie Drittverwendbarkeit, optimale Verkehrsanbindung und 24-Stunden-Betrieb erfüllen, sondern auch den strengen Sicherheitsauflagen zum größtmöglichen Schutz von Personal und Fracht Rechnung tragen. Das stellt alle Beteiligten zunehmend vor Probleme. 24% der Logistikdienstleister und 39% der Verlader halten die Überwachungstechnik in den Luftfrachtzentren für unzureichend. Darüber hinaus bemängeln 28% der Logistikdienstleister und 56% der Verlader die Zutrittskontrollen zu den Frachtzentren. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Studie des International Transfer Center for Logistics (ITCL) und der TU Berlin im Auftrag der World Cargo Center GmbH, Frankfurt. Das Unternehmen ist als Marktführer auf die Planung und Realisierung hochmoderner Luftfrachtzentren an strategisch wichtigen Airports in Europa spezialisiert. Zum Netzwerk zählen aktuell World-Cargo-Center (WCC) an den Flughäfen Amsterdam, Frankfurt, Hamburg/Norderstedt, Leipzig/Halle und Hannover.

An der Untersuchung nahmen insgesamt 54 Unternehmen teil. Zwei Drittel davon entfallen auf Spediteure, Bodenabfertigungsunternehmen, KEP-Dienstleister und Airlines. Ein Drittel machen Verlader aus Industrie und Handel aus. Nach Ansicht von 78% der befragten Verlader reicht die Gebäudesicherheit aus. Für 89% ist die Sicherheit bei Ladungskontrollen gewährleistet. Dies schätzen die Logistikdienstleister anders ein: 31% halten die Gebäudesicherheit für unzureichend, 47% sehen bei der Ladungskontrolle erhebliche Mängel. Deshalb muss der Logistikimmobilienentwickler beim Bau von Luftfrachtzentren bereits heute Standards berücksichtigen, die auch künftige gesetzliche Anforderungen erfüllen.

Im Idealfall zählt die Immobilie als Flugvorfeldgebäude bereits zum Sicherheitsbereich des Flughafens und ist integraler Bestandteil der Außenbegrenzung des Airport-Geländes. Das heißt: Der sensible Bereich beginnt am Verladetor. Alles, was sich dahinter abspielt, ist für Unbefugte tabu. Die Verladerampen der WCC lassen sich nur von innen öffnen, so dass Lkw-Fahrer keinen Zutritt haben. Überwachungskameras dienen nicht nur der Gefahrenabwehr, sondern auch dem Schutz vor Diebstahl. Zwar werden nur ein bis zwei Prozent des Welthandelsvolumen überhaupt als Luftfracht befördert, doch was den Wert der Waren angeht, machen die im Flugzeug transportierten Güter knapp 40% des gesamten Frachtaufkommens aus. Die erforderliche Sicherheit im Innern des Gebäudes entsteht durch die Zuordnung der Personen und Fracht in die jeweiligen Funktionsbereiche. Das bedeutet in der Praxis, dass die Flugzeuge nur mit den Gütern aus dem dafür vorgesehenen Hallensegment beladen beziehungsweise ankommende Paletten und Container nur in dem Gebäudebereich umgeschlagen werden, für den sie bestimmt sind. Die Hallensegmente der einzelnen Luftfrachtspeditionen sind baulich klar voneinander getrennt. Ein Durchgang ist nicht möglich.

Sicherheit hat nach Einschätzung der befragten Unternehmen allerdings ihren Preis. 77% der Logistikdienstleister und 83% der Verlader beziffern den Anteil an den Gesamtlogistikkosten auf bis zu zehn Prozent. 22% der Logistikdienstleister und 17% der Verlader sehen sogar eine Mehrbelastung von mehr als zehn Prozent. Wer die Zusatzkosten übernimmt, darüber gehen die Meinungen auseinander: Während 42% der Logistikdienstleister glauben, die Kosten selbst tragen zu müssen, sind die Verlader davon überzeugt, die Verteuerung über steigende Transportpreise ihrer Dienstleister finanzieren zu müssen. Umso wichtiger ist es, bei der Planung von Luftfrachtimmobilien die durch strengere Sicherheitsauflagen verursachten Mehrkosten gleich zu berücksichtigen. Kostenvorteile lassen sich einerseits durch einen geringeren Flächenbedarf erzielen, in dem die Pkw-Parkplätze beispielsweise auf das Dach verlegt werden, andererseits durch höhere Umschlagkapazitäten und den Einbau moderner Technik. So liegt der Frachtumschlag pro Quadratmeter Hallenfläche in den WCC mit 15 bis 18 Tonnen pro Jahr fast doppelt so hoch wie im europäischen Durchschnitt. Ziel ist es, die Umschlagkapazität mittelfristig auf 24 Tonnen pro Quadratmeter und Jahr zu erhöhen.

Kosteneffekte

Kosteneffekte

 

 

 

 

 

 

 

 

Markus Wolf, geschäftsführender Gesellschafter der World Cargo Center GmbH