Über Probleme bei geschlossenen Fonds ist in der jüngsten Vergangenheit recht viel geschrieben worden. Auch die Gerüchte, die in der Szene besprochen werden machen nicht recht glücklich. Blickt man auf den starken Bankenvertrieb, könnte der kolportierte Ausfall einer Großbank im Vertrieb schon lästig sein. Die Zahlen von VGF und Co. sprechen gleichfalls eine deutliche Sprache. Zum Glück gibt es auch Erfolgsmeldungen. Nischenprodukte wie Gamesfonds oder auch – wie wir hören – klassische deutsche Immobilienfonds gehen nach wie vor gut. Auch Umwelt und Solar punktet. Emotional kommen die USA nicht richtig an. Private Equity hängt auch oft durch.
Das Thema Schiffe ist dramatisch, obwohl eigentlich jetzt der Zeitpunkt wäre, in günstige Schiffe einzusteigen. Der Welthandel bricht nicht dauerhaft zusammen. Die Charterraten werden sich zwangsläufig normalisieren. Natürlich sind Spitzenwerte, wie sie noch 2007 in die Zukunft hochgerechnet wurden, immer nur befristet. Es ist faszinierend, wie das BWL/VWL-Studium oftmals die Initiatorengehirne widerstandslos passieren konnte. Das 2. Semester macht deutlich, dass bei Unelastizität entweder der Angebots- oder der Nachfragefunktion bereits kleine Änderungen auf der anderen Seite zu hohen Preisausschlägen führen. Dafür braucht man kein Excel-Examen, sondern einen Bleistift. Dennoch mussten Initiatoren der Sonder AfA Ära – und ihre Anleger – das genauso schmerzhaft lernen wie jetzt die Schiffsinitiatoren. Bloß weil die Boom gepushte Transportnachfrage zeitweise größer war als das Transportangebot, war wohl kaum von dauerhaften Höchstchartern auszugehen. Entschuldigend ist da lediglich die eher begründete Annahme generell steigender Betriebskosten und Kaufpreise. Genauso unsinnig wie die Annahme ewig hoher Preise im Boom ist aber jetzt die Annahme dauerhaft niedriger Charterraten; denn weder Nachfrage, noch Energiekosten, noch Kaufpreise werden auf heutigem Niveau bleiben.
Leider haben uns die Schlagzeilen der letzten Monate gezeigt, dass Verzocken des Managements Unternehmen final treffen kann. Lästig wird es, wenn sportlicher Einkauf mit einer Einnahmeflaute mit brutalen Umsatzeinbrüchen parallel gehen. Schlimm wird es, wenn die Rechtsform der AG auch noch verhindert, dass das Management seine Schularbeiten im Verborgenen machen kann. Transparenz in allen Ehren, in existenzieller Krise lohnt sie sich nur, wenn man sie überlebt.
Wie tief stecken die Fonds-Platzhirsche Lloyd Fonds, HCI und MPC wirklich in der Krise? HCI Capital gibt leider erst in der nächsten Woche ihre Halbjahresergebnisse bekannt. In der Gerüchteküche heißt es, dass erst noch Bankgespräche geführt werden müssen. Es ist sicherlich ungerecht, wenn man zusätzlich zu den o.g. Faktoren noch von einer kostenintensiven Expansionsphase mit Verlusten in eine verlustreiche Schrumpfungsphase übergeht. In Verbindung mit der herausragenden Managementaufgabe, ca. 80 Schiffsbestellungen bzw. rund 1,4 Mrd. Euro Bürgschaften zu verhandeln, werden da auch große Millionenreserven schnell zu Kleingeld. Rechnerisch möchten wir nicht in der Haut des Managements stecken. Wir haben Ihnen in „Der Immobilienbrief“ 195 einmal vorgerechnet, was das „Revitalisierungas-Mangement“ optimistischer Schiffsorders kosten kann.
Bei den Konkurrenten MPC und Lloyd Fonds indes sind die Halbjahreszahlen seit gut zwei Wochen draußen. Besonders wirken sich Abwertungen auf das Portfolio negativ auf das Konzernergebnis aus. Aktienrechtliche Transparenz zwingt zur Offenlegung. Wer über den Schaden sprechen muss, braucht für den Spott nicht zu sorgen.
MPC Capital AG: Bei MPC schrumpften die Umsatzerlöse von 75 Mio. Euro im ersten Halbjahr 2008 auf 27 Mio. Euro im gleichen Zeitraum dieses Jahr. Bei den Platzierungszahlen musste MPC einen herben Rückschlag gegenüber 2008 verkraften. 53,4 Mio. Euro konnten im ersten Halbjahr 2009 eingesammelt werden (1. HJ 2008: 295,4 Mio. Euro). Der Verlust lag mit 41 Mio. Euro (Vj.-Vergl.: 1,1 Mio. Gewinn) deutlich unter der Wasserlinie und erreicht mit der Feststellung „Verlust größer Umsatz“ durchaus Dimensionen von Ostunternehmen der Nachwende-Ära. Hoffentlich zeigt sich im Ernstfall der Staat ähnlich generös wie damals. Das Unternehmen beschäftigt inzwischen zwar knapp 30 Mitarbeiter weniger als noch zu Anfang letzten Jahres, aber das dient wohl eher der langfristigen Marktanpassung und einer Quakitätoffensive als der aktuellen Verlustminderung. Erfrischend ist, dass wenigstens in der Geschäftsführung nicht halt gemacht wurde. Am stärksten war der Rückgang erwartungsgemäß bei Schiffsfonds. Konnte im ersten Halbjahr 2008 noch 150 Mio. Euro eingesammelt werden, flossen im ersten Halbjahr 2009 dem Unternehmen nur 5,9 Mio. Euro zu. MPC Capital AG selber ist optimistisch und geht für das Gesamtjahr 2009 unter Berücksichtigung der Zusammensetzung des Produktangebotes weiterhin von einem nahezu ausgeglichenem operativen Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Sondereffekten und Wertberichtigungen aus.
Lloyd Fonds AG: Auch bei Lloyd Fonds sieht die Entwicklung unglücklich aus. Konnte das Hamburger Unternehmen unter Vorstand Dr. Torsten Teichert im ersten Halbjahr 2008 noch 174,8 Mio. Euro Anlegergelder sammeln, wurden im ersten Halbjahr „in einem äußerst schwierigen Marktumfeld 25,1 Mio. Euro Eigenkapital platziert“ (O-Ton Pressenotiz). Davon entfielen 3,3 Mio. Euro auf bestehende Portfoliofonds. Im zweiten Quartal wurden 17,9 Mio. Euro platziert, inklusive 1,6 Mio. Euro in Portfoliofonds. Wenigstens zeigen die Pfeile nach oben. Vertriebsanstrengungen führten so zu einer Verdreifachung der Umsätze des ersten Quartals. Dennoch verbleibt für den Rest des Jahres noch eine ernste Vertriebsaufgabe, um wenigstens das laufende Ergebnis auf Null zu bringen. Der Konzerngewinn schrumpfte auf ein Minus von 8,7 Mio. Euro (Vj.: +3,6 Mio. Euro). Das Unternehmen ruderte diesem Trend u.a. durch Mitarbeiterentlassungen entgegen. Knapp 40 Angestellte verließen das Unternehmen. Lichtblick dürfte vor allem der Hollandfonds sein, der innerhalb von nur viereinhalb Monaten ausplatziert werden konnte. Mit einer Eigenkapitalquote von 59,8% im Vergleich zu 59,0% zum 31. Dezember 2008 sieht sich Lloyd Fonds weiterhin sehr gut aufgestellt. Zur Reduzierung der Risiken des Konzerns wurde im ersten Halbjahr intensiv an der Schiffspipeline gearbeitet. Mehrere Auslieferungstermine konnten um bis zu zwei Jahre nach hinten verschoben werden. Auch geht Lloyd Fonds davon aus, dass einige der bisher in der Pipeline aufgeführten Schiffe nicht zur Ablieferung kommen werden. Darüber hinaus ist das Management im Hinblick auf Finanzierungsthemen im ständigen Dialog mit den Bankpartnern. Bis mindestens Ende 2011 sieht sich Lloyd gut aufgestellt, um auch eine anhaltende Schwäche des Marktes zu überstehen.