Nachgedacht 2 – wie geht es weiter? Was meint die Wissenschaft?

 

Thomas Beyerle: Immobilienmärkte 2017 werden sicher gut

 

Klar sei, dass auch 2017 ein sehr gutes Jahr für „die Immobilie“ werde, ist sich Thomas Beyerle, Head of Group Research Catella, sicher. Diese vermeintlich einfache Feststellung basiere auf einer Reihe von kurz-, mittel und Langfristfaktoren. Die EZB-Verlängerung der Anleiheaufkäufe bis Ende 2017 habe den Kapitalmarktrahmen weiter gesetzt und gebe Planungssicherheit zu den Liquiditätsströmen in die Immobilienmärkte. Privatanleger und Häuslebauer würden ebenso wie Fondsgesellschaften oder Pensionskassen weiter investieren. Bei einem sich verschärfenden (Preis)Wettbewerb um Investitionsobjekte nehme aktuell die Verkaufsbereitschaft wieder zu. (WR)

 

2017 laufe bei etlichen deutschen und angelsächsischen Investoren die 10-jährige Haltedauer ab, bringt Thomas Beyerle, Head of Group Research Catella, einen neuen Gedanken ins Spiel. Die Marktpreise lägen heute über Buchwerten und oft über 2007er Niveau. Dies führe sicherlich zu einer stärkeren Verkaufsmentalität. Bei Wohninvestments beruhigt sich dagegen die Phase der Fusionen und Übernahmen. Bewegung gebe es in kleinen Portfolien bis zu 500 Wohneinheiten. Nach wie vor sei die immobilienwirtschaftliche Verhaltensweise verantwortungsbewusst. Nur Immobilien mit „Wachstumskern“ fänden Käufer. Die hohe Nachfrage in den Ballungszentren werde bei knappem Angebots anhalten. Die Summe sei ein „perfect storm“.

 

Auf der Risiko-Seite sieht Beyerle die geopolitische Lage und hier zuallererst die Zukunftsfähigkeit der europäischen Idee. Wenn das milliardenschwere US-amerikanische Investitionsprogramm käme, werde weniger Kapital nach „overseas“ fließen. Der BREXIT werde 2017 zu messbaren Wirkungen führen. Für Europa gebe mit Wahlen in Deutschland, Italien, Niederlande, Frankreich und Norwegen bedeutende Risiken. Das könne einerseits zu massiven Vorzieheffekten aufgrund einer vermeintlichen Verschlechterung der Lage für Immobilien mit Grundsteuerreform, Grunderwerbsteuererhöhung, ENEV 2017, Ende von share deals, mit denen Profis die Grunderwerbsteuer nicht anfallen lassen, führen.

 

Andererseits bestünde die Möglichkeit einer „frozen period“ mit dem Aufschieben von Entscheidungen aufgrund der Erwartung von Wahlgeschenken im Wettstreit der Parteien. Das könnten z. B. Wiedereinführung der degressiven Afa, Wohnbauprogramme für „bezahlbares Wohnen“ etc. sein. Auf der Objektebene werde der Drang zu serviced appartments und zu Verdichtung und Bezahlbarkeit des Wohnens weiter zunehmen. Keine Rückgänge sind im Segment Mieten/Neubau zu erwarten. Die Anzahl der aktuellen Co Working Objekte werde sich dagegen eher beruhigen. Hier drifte das Angebot in Berlin, Hamburg und Frankfurt langsam auf eine Marktsättigung. Zwar werde Digitalisierung als Prozess weiterschreiten, jedoch würden Proptechs nicht zu einer disruptiven Veränderungen der Branche führen. Allerdings solle die Sensibilisierung weiter wachsen, da Blockchain, automatisierte Prozesse und App Steuerung in die Immobilienwirtschaft Einzug hielten.