Pferdefuß Bauqualität – Geht US-Krise in eine weitere Runde?

Investor Clemens Vedder sieht Aufleben der US-Krise. Bauqualität verhindert Investment-Qualitäten. Subprime-Krise war unausweichlich. Haustausch kommt in Mode. Neue Risiken für Banken und Staat. Bewertungen vieler Verbriefungen noch nicht realistisch.

                Der Anteil der Family Houses, deren Hypothek deutlich über Marktwert liegt, werde größer und sei statistisch optimistisch aufbereitet. Damit werde von der in USA bestehenden Möglichkeit, sein Haus ohne weitere persönliche Konsequenzen an die Bank zurück geben zu können, zunehmend Gebrauch gemacht. Insbesondere in neuen Siedlungen habe sich für die Eigentümer eine neue Methode entwickelt, ihre Häuser zu verbilligen, ohne Wohnnachteile in Kauf nehmen. Eigentümergemeinschaften schließen sich paarweise zusammen, geben ihre Häuser an die Bank zurück und kaufen jeweils das bekannte, identische Haus des anderen. So wird neues Vermögen durch günstigen Einkauf geschaffen und die Belastung dramatisch verringert. Günstige Zinsen, die ja eigentlich die Belastung der Eigentümer trotz Wertverfall im Rahmen halten sollen und die Zahlungsfähigkeit der Hauseigentümer sicherstellen sollen, helfen so auch nicht auf Dauer. Die niedrigen Zinsen gelten bei entsprechender Bonität auch für Neukäufe.

                Der in USA lebende Investor Clemens Vedder, Goldsmith, der zuletzt mit seiner Kaufhof-Offerte Schlagzeilen machte, sah letzte Woche auf einer Tagung des immpresseclub die Immobilien-Krise in den USA weder bei Wohnen noch evtl. bei Gewerbe beendet. Im Vordergrund seiner Überlegungen steht die Bauqualität speziell bei Wohnen. Viele leer stehende Family Houses seien abrissreif. Selbst die stark herabgesetzten Bewertungen der vielen Verbriefungen zu Grunde liegenden Subprime-Portfolios dürften noch weit überzogen sein. In Florida nehmen die Zwangsvollstreckungen (foreclosure) dramatisch zu. Der Vedder’sche „Küchenwaagen-Index“ basiert auf dem einfachen Verfahren, regelmäßig die Versteigerungslisten zu wiegen. Aktuell sind die übermittelten Werte seiner Haushälterin immer noch zunehmend und beim mehr als Zehnfachen der Normalwerte. 

                Die Grenzen des Subprime-Systems bzw. der Finanzierungspraxis sei immer absehbar gewesen, denn die Privathaushalte hätten bei Bereitstellung der Finanzierungsmöglichkeiten in der Verschuldung alle Möglichkeiten ausgenutzt, auch Konsum ohne Haftung über Häuser zu finanzieren. Bei konsequenzloser Rückgabemöglichkeit der Häuser ist das, anders als in der wertenden deutschen Presse oft dargestellt, rational. Entsprechend ist rationales Verhalten auch zukünftig zu kalkulieren. Die Bewältigung der Krise werde entsprechend deutlich länger dauern als dies der aktuellen Erwartungshaltung entspricht. Der Pferdefuß der US-Bauwirtschaft sei nach wie vor die Bauqualität, die verhindere, dass Portfolios nach Vedder-Maßstäben investmentreif seien.

                Am Rande: Aus dem Bieterverfahren um Kaufhof habe er sich zurückgezogen. Mit 100 Mann habe er eine Due Diligence gemacht. Sein Angebot habe deutlich unter den Vorstellungen des Verkäufers, die er ins Land der Träume einordnet, gelegen.