Risikobereitschaft bei privater Baufinanzierung steigt

ImmobilienScout24 hat knapp 24.000 Kreditanfragen analysiert. Bei steigenden Immobilienpreisen gehen die Kaufinteressenten von Wohneigentum in deutschen Großstädten immer höhere Risiken bei ihrer Baufinanzierung ein. Die Analyse ergibt, dass die Eigenkapitalquote bezogen auf die Finanzierungswünsche weiter sinkt. Gleichzeitig verschlechtert sich das Verhältnis von Darlehenswunsch und Haushaltseinkommen. Die Eigenkapitalquote der Finanzierungs- bzw. Kaufinteressenten hat sich innerhalb von 2 Jahren nahezu halbiert. In Berlin betrug sie Anfang 2010 noch durchschnittlich 20%. Inzwischen sind es nur noch 11%. In Köln sank das verfügbare EK von 17 auf 9%. München, Hamburg und Frankfurt zeigen ähnliche Entwicklungen.

Ende des Jahres wurde im Durchschnitt das 70fache der monatlichen Einkünfte als Kredit angefragt. 2 Jahre zuvor benötigte ein Kreditnehmer nur etwa 50 Monatsgehälter als Darlehen. Hier dürften sich nicht nur faktische Preiserhöhungen, sondern auch die Presseberichterstattung in Bezug auf Boom, Preis- und Mietsteigerungen ausgewirkt haben. Viele potentielle Käufer wollen auf den Preissteigerungs-Zug aufspringen. Im Anschluss an die Finanzkrise hat, wie von Platow Ende 2008 als logische Konsequenz herausgearbeitet, die klassische Wohnimmobilie ihre Bedeutung als private Kapitalanlage wieder gefunden. Die Grenzbereiche eines Booms sind immer daran zu erkennen, dass Anleger bereit sind, sich in einem Maße zu verschulden, das bei Schwierigkeiten im privaten Umfeld sofort zu Verwerfungen führt. Auch wenn alle wissenschaftlichen Daten aus Platowsicht und auch alle Institute derzeit bestätigen, dass sich Deutschland im internationalen Vergleich lediglich in einer Aufholphase befindet, sind solche Entwicklungen jedoch Anzeichen für eine beginnende Übersteigerung. Andererseits ist bei solchen Untersuchungen aus Platowsicht jedoch immer zu berücksichtigen, inwieweit es sich bei der untersuchten Grundgesamtheit um Positiv- oder Negativ-Auslesen handeln könnte. So ist bei Finanzierungsanfragen der Aspekt einer Negativauslese durchaus realistisch, da traditionell der Käufer in Deutschland bei günstigen Zinsen erst einmal bei seiner Hausbank anfragt.