Schlechte Zeiten für „Blechfonds“: Banken spielen „Schiffe versenken“

Paradoxerweise trifft gerade die Erholung an den Schifffahrtsmärkten die Fondsbranche besonders hart. Banken wollen Schiffe in steigenden Märkten schneller verwerten. Die Krise auf den Schifffahrtsmärkten sei noch nicht überstanden. Das ist das Ergebnis einer Befragung von über 200 Unternehmen des Wirtschaftsberatungsunternehmens Roland Berger. 75% der Befragten halten einen erneuten Rückgang der Charterraten in den nächsten 12 Monaten für wahrscheinlich. Bulker, Multi-Purpose-Schiffe, Containerschiffe und Tanker seien betroffen.

Mit Ausnahme der Emissionshäuser sieht die Branche die Bedeutung der geschlossenen Fonds als Auslaufmodell. Die Schiffsinitiatoren stellen klar, dass sie die Krise vor allem durch Tilgungsstundungen überwinden wollen. Die Banken kritisieren die Maßnahmen der Emissionshäuser, Reedereien und Werften als nicht ausreichend. Die Banken werden zunehmend nervöser.

Die „Marktfolgeabteilungen“ der Kreditinstitute haben lt. André Tonn von der Oltmann Gruppe das Ruder übernommen (siehe letzten „Der Fondsbrief“ Nr. 125). Die HSH Nordbank habe den Auftrag, Darlehen im Volumen von neun Milliarden Euro zu verwerten. Das sei der gesamte Kapitalmarktaus drei guten Emissionsjahren, meint Tonn. Bei Großcontainern über 10 000 TEU drohen dramatische Überkapazitäten.

Im Backgroundgespräch sieht Investor Clemens Vedder erhebliche erneute Krisenpotentiale, da sich die marktführenden deutschen Kreditinstitute aus der Schiffsfinanzierung weitgehend zurückgezogen haben. Blickt man auf die Banken-Szene, wird das klar. Deutschlend beherrschte den Schiffsfinanzierungsmarkt. Der weltgrößte Schiffsfinanzierer HSH Nordbank hat ein 30 Mrd. Euro schweres Portfolio und eine milliardenschwere Risikovorsorge. Das beruhigt das Neugeschäftsinteresse in aktuellem Marktumfeld hoher Risiken. Auch das 23 Mrd. Euro schwere Schiffsportfolio der Co-Bank-Tochter Deutsche Schiffsbank wurde kräftig in Mitleidenschaft gezogen. Auch hier besteht eher geringes Interesse, das Problem notwendiger Finanzierungen für schon durchgeführte Bestellungen zu lösen. Anständig aus der Affäre konnte sich die NordLB ziehen, die mit rund 18 Mrd. Euro in der Schiffsfinanzierung engagiert ist. Sie meldet schwarze Zahlen für die Schiffsfinanzierung. Die Ipex-Bank, die zur KfW gehört, hat ein Schiffsportfolio von 7,6 Mrd. Euro. Alles in allem fragt sich durchaus, woher die Finanzierung für tausende Schiffe in den Orderbüchern kommen soll. (WR)