Tagung – Stiftungen fehlt Immobilien-Kompetenz

Stiftungen stecken im Dilemma. Niedrigzinsen sorgen dafür, dass nicht nur das Kapital real verzehrt wird, sondern sind außerdem dafür verantwortlich, dass Stiftungszweck und realer Kapitalerhalt nahezu unmöglich gemacht werden. Viele Stiftungen sind daher auf der Suche nach Alternativinvestments. Dazu könnten auch Immobilien zählen. Doch für viele ist das Immobilieninvestment noch mit Fragezeichen versehen. Das wurde auf dem ersten Stiftungsfrühstück mit Immobilienschwerpunkt deutlich, das „Der Immobilienbrief“ gemeinsam mit dem Fachmagazin „Die Stiftung“ in München initiierte.

Das „Haus des Stiftens“ in München bot den idealen Rahmen für eine belebte Diskussion zum Thema Immobilieninvestments für Stiftungen. Im Background-Gespräch wurde immer wieder deutlich, dass Stiftungen Immobilieninvestments gegenüber durchaus aufgeschlossen sind, jedoch noch Aufklärungsbedarf bei den einzelnen Investmentmöglichkeiten besteht.

So spielen durchaus ganz pragmatische Fragestellungen bei vielen Stiftungen eine Rolle. Wie investiere ich in Immobilien? Wie zeichne ich einen offenen Immobilienfonds und was muss dabei beachtet werden? Professor Karl-Georg Loritz von der Universität Bayreuth versuchte Licht ins Dunkel zu bringen. Wie kann man als Stiftung gute Erträge mit Grundstücken oder Immobilien erzielen? Oftmals ist dies nur in Projektentwicklungsphasen, Schieflagen von Eigentümern und/oder Mietern oder in entsprechenden zyklischen Zeiträumen möglich. Dieses Geschäft ist Stiftungen jedoch häufig rechtlich und steuerlich nicht offen.

Ein Investment in entsprechenden Anlagevehikeln hingegen ist jedoch durchaus machbar. Hier rät Loritz jedoch zur Vorsicht, da die eigene Risikobeurteilung sehr präzise sein sollte, und die Stiftungsvertreter sich auch beim Produkt nicht nur auf Ratings verlassen, da diese oft nur die Ausfallwahrscheinlichkeit und nicht das Wertsteigerungspotential beurteilen.

Den Stiftungsmarkt haben auch geschlossene und offene Fondsinitiatoren für sich entdeckt. So gibt es derzeit bei offenen Fonds drei speziell auf Stiftungen zugeschnittene Investmentmöglichkeiten. SEB Asset Management und Catella Real Estate stellten ihre jeweiligen Produkte vor. Während SEB den „Konzept Stiftungsfonds“ als Publikumsfonds umgesetzt hat, konzipierte Catella seinen „Catella Multitenant Stiftungsfonds“ als Spezialfonds und will im Jahr rund vier bis fünf Prozent ausschütten. Das Besondere: Wird die Ausschüttung nicht erreicht, senkt Catella die Verwaltungsfee entsprechend auf bis zu 0,1 Prozent pro Jahr.

Grundsätzlich mahnte Loritz, dass Stiftungen bei den vorhanden Investmentmöglichkeiten genau prüfen sollten, welches persönliche Chancen-Risiko-Profil zu welchem Investment passe. Aus der Sicht kontinuierlicher Ertragserzielung ist in Bezug auf das Stiftungsvermögen zu einer möglichst flexiblen Gestaltung zu raten. Nachträgliche Änderungen sind schwierig, vor allem nach dem Tod des Stifters, und vor allem kleine Stiftungen ohne eigene professionelle Asset-Manager sollten intensiver über neue Formen der Kooperation nachdenken.