Trends an den europäischen Einzelhandelsmärkten

 

Immer weniger Konsumausgaben fließen in Einzelhandelsumsätze

 

Daniela Fischer, DekaBank

 

Der europäische Einzelhandel konnte seinen Umsatz im vergangenen Jahr deutlich steigern. Der Handel profitiert von der rückläufigen Arbeitslosigkeit. In Euroland sank die Quote Ende 2016 auf 9,6% und somit den niedrigsten Wert seit Mitte 2009. Die Einzelhandelsumsätze stiegen 2016 in der EU preisbereinigt um 3%, im Euroraum um 2,2%. In Deutschland verzeichneten die Umsätze ein Plus von 2% und entwickelten sich ähnlich stark wie der private Konsum. Langfristig ist allerdings ein sinkender Anteil der Einzelhandelsumsätze an den gesamten Konsumausgaben zu beobachten. Nicht nur in Deutschland fließen anteilig immer mehr Mittel in die übrigen Konsumbereiche einschließlich der Aufwendungen für Wohnungen, inklusive Nebenkosten.

 

Unter den Einzelhandelssegmenten weist der Versand- und Internethandel weiterhin die höchste Dynamik auf mit EU-weit erneut zweistelligen Wachstumsraten. Im Mode- und Textilhandel indessen ist die Dynamik angesichts der großen Konkurrenz durch den boomenden Online-Handel sehr schwach ausgeprägt. Statt auf Expansion setzen viele Händler eher auf die Optimierung bestehender Filialen. Von der Konsolidierung im Einzelhandel, insbesondere auch bei Textilfilialisten, sind selbst die Spitzenlagen betroffen. Gleichzeitig hat sich das Segment Health & Beauty zu einem bedeutenden Nachfragetreiber in den 1a-Lagen entwickelt. Erfolgreiche internationale Labels sind generell weiterhin auf der Suche nach Ladenlokalen für neue Flagship Stores in Hochfrequenzlagen ausgewählter Städte.

 

Die Verzahnung von stationärem Handel und E-Commerce nimmt weiter zu durch den Ausbau von Omnichannel-Geschäftsmodellen traditioneller Einzelhändler sowie durch physische Läden ehemals reiner Online-Händler. Die Vorliebe für Online-Käufe über das mobile Internet via Smartphones hat insbesondere bei der jungen Generation stark zugenommen. Mittels moderner Technologien können Kunden zielgerichtet mit für sie interessanten Angeboten versorgt werden. Trotz rückläufiger Kundenfrequenz bleibt der stationäre Handel mit Waren zum Anfassen und Anprobieren auch im Zeitalter der Digitalisierung bedeutend, allerdings nicht nur als Point of Sale, sondern auch als Showroom und Ort für Entertainment, Informationen und Inspiration.

 

Der Erlebniswert des Einkaufens gewinnt auch in Einkaufszentren vermehrt an Bedeutung. Durch die Gestaltung attraktiver Gastronomie- und Freizeitbereiche kann die Kundenfrequenz gesteigert werden. Die Fertigstellungen von Shopping-Centern bleiben weiterhin insgesamt moderat. In den Fokus rücken die Erweiterung, Neupositionierung und Modernisierung älterer Objekte. Der Bedeutungsgewinn hochwertiger Nahrungsmittel und der Gastronomie zeigt sich auch in der Entstehung moderner Markthallen. Der Mietausblick für die 1a-Lagen ist für die kommenden Jahre weiterhin positiv. Durch die Umsetzung neuer Technologien steigt allerdings der Kostendruck der Händler, was das Wachstumspotenzial der Mieten limitieren dürfte.

 

In Deutschland ist der Spielraum für weitere Anstiege angesichts der hohen Ausgangsniveaus generell begrenzt. In UK dämpft das Brexit-Votum den Ausblick für die Miet- und Investmentmärkte. Europaweit dürfte die Nachfrage nach Investments sehr rege bleiben, auch wenn die Rekordvolumina der Vorjahre angesichts des limitierten Angebots an adäquaten Produkten und der Preisrallye der letzten Jahre infolge des Niedrigzinsumfeldes nicht wiederholbar erscheinen. Mit Ausnahme von London gaben die Renditen in allen Einzelhandelssegmenten 2016 weiter nach. Angesichts der großen Nachfrage auch aus dem außereuropäischen Ausland stehen die Renditen unter anhaltendem Abwärtsdruck trotz der z.T. bereits sehr niedrigen Niveaus.