Überraschend starkes erstes Quartal auf dem Hamburger Markt für Industrieflächen

400.000 Quadratmeter Umsatzprognose für 2010

 Die sich langsam erholende Weltwirtschaft hat sich auf dem Hamburger Markt für Industrie- und  Logistikflächen unmittelbar niedergeschlagen. Die großen Maklerhäuser melden ein Vermietungsvolumen im Bereich von 115.000 Quadratmetern – 70 Prozent mehr als im Vorjahr,  so Jones Lang LaSalle. Colliers Grossmann & Berger sowie Engel & Völkers sprechen auf Basis eines Vorjahresergebnisses von 66.000 bzw. 75.000 Quadratmetern von einer Verdoppelung gegenüber dem ersten Quartal 2009.

 „Damit ist auch der 5-Jahres-Schnitt deutlich übertroffen, sagt Per McKinell, Leiter Industrie Immobilien JLL Hamburg. Mit 46 Abschlüssen habe sich auch die Anzahl verdoppelt. 

  „Die Aufwärtstendenz, die bereits Ende 2009 spürbar war, hat sich verfestigt“, sagt Andreas Rehberg, Geschäftsführer Colliers Grossmann & Berger. Größere Transaktionen, die schon länger in Verhandlung waren, seien zum Abschluss gekommen.

 In den Quartalsberichten von 2009 war noch von einem Anwachsen des Leerstandes,  verstärkten Angeboten von Flächen zur Untervermietung und einem stark ansteigenden Anteil von Eigennutzern berichtet worden. Aktuell liegt der Anteil der gekauften und selbst errichteten Flächen bei etwa 20 Prozent.

Hamburg

Hamburg

 Das Ergebnis haben drei Großabschlüsse zwischen 10.000 und 16.000 Quadratmetern stark beeinflusst – alle aus dem Bereich Handel, der damit auf einen Umsatzanteil von 49 Prozent kommt. Mit 27 Prozent zweitplatziert ist der Sektor Transport/Verkehr/Lagerhaltung, ermittelte JLL. Der Textilgroßhändler ACUS Textiles mietete rund 16.000 Quadratmeter in Ahrensburg, nordöstlich von Hamburg. Der Möbelhersteller und –Händler DEDON mietete 12.500 Quadratmeter in Winsen/Luhe, südöstlich von Hamburg. Das größte Projekt eines Eigennutzers im ersten Quartal war der Neubau des Autohauses Ernst Dello in Reinbek mit rund 10.000 Quadratmetern. Darüber hinaus wurden im Flächensegment über 10.000 Quadratmeter weitere zwei Abschlüsse verzeichnet.

 Mit mehr als 50 Prozent der Abschlüsse wurde das Flächensegment bis 1.000 Quadratmeter am stärksten gesucht. Im Segment zwischen 1.000 und 2.500 Quadratmeter haben 22,2 Prozent der Gesamtvermietungsleistung stattgefunden.

 Über 50 Prozent der Nutzer haben Flächen im Stadtgebiet nachgefragt; 2009 hatten die zentralen Lagen aufgrund von projektbezogenen Neubauten im Umland noch einen wesentlich kleineren Anteil, wie Erik Peuschel von Engel & Völkers anmerkt. Die Flächen in den klassischen Logistiklagen im südlichen (Veddel, Harburg, Wilhelmsburg) und östlichen Hamburg (Allermöhe, Billbrook, Rothenburgsort) sind für große Logistikdienstleister meist zu klein. Große Flächen lassen sich im Stadtgebiet kaum noch realisieren, lediglich Altenwerder hat Potential. Die Alternativen liegen im Umland wie beispielsweise das 37.000 Quadratmeter große Logistikzentrum Eurolog Rade, dass die Garbe Logistic AG, einer der führenden Logistikimmobilien-Entwickler Ende 2008 realisiert haben. „Interessenten locken die direkte Autobahnanbindung und die flexiblen Nutzungsmöglichkeiten“, sagt Vorstand Christopher Garbe.

 Nachdem im Verlauf des vergangenen Jahres die Mieten für Logistikflächen in Hamburg leicht rückläufig waren, zeigen sie sich nun wieder stabil. In Altenwerder/Finkenwerder, dem Standort mit den höchsten Mietpreisen, stößt nach Angaben von JLL die Miete für Neubauten bei 5,30 Euro pro Quadratmeter und Monat an ihre obere Grenze. In Billbrook/Billstedt und  umsatzstarken Teilmärkten außerhalb Hamburgs zahlten Nutzer zwischen 3,00 und 5,20 Euro pro Quadratmeter. Mit 40 Prozent hat der größte Anteil der Vermietungen im Preissegment zwischen 4,00 und 5,00 Euro/Quadratmeter stattgefunden. „Das mittlere Preissegment hat sich somit stabilisiert“, schließt Colliers Grossmann & Berger.

 Die Krisenjahre 2008 und 2009 hatten lange Vorlaufzeiten, Entscheidungszeitspannen und eine geringe Abschlussneigung gezeigt. Obwohl der Hafenumschlag noch mit reduzierter  Kraft läuft, zeigen eine zunehmende Zahl von Anfragen, dass Bewegung in den Markt kommt“, sagt Per Mc Kinnell von JLL. Mittelständler suchten insbesondere Flächen bis 3000 Quadratmetern, aber auch Projektentwicklungen zwischen 8.000 und 12.000 Quadratmetern.

Der überraschend gute Jahresauftakt stimmt offenbar positiv für den weiteren Jahresverlauf:  Für das Gesamtjahr erwarten die Maklerhäuser ein Vermietungsergebnis von über 400.000 Quadratmeter bei stabilen Mieten.

 Dazu dürfte auch das geringe Neubauvolumen beitragen, das auf den massiven Rückgang der spekulativen Entwicklungen zurückzuführen ist. 2009 kamen noch rund 170.000 Quadratmeter neu auf den Markt, mehr als ein Drittel davon spekulativ, der Schwerpunkt lag im Hamburger Stadtgebiet. Damit wurde das Mittel der Jahre 2006 bis 2008 um mehr als 30 Prozent übertroffen. 2010 dürfte das Fertigstellungsvolumen unter 100.000 Quadratmeter liegen.