Unternehmensportrait: Patrizia AG – „Grundbuch statt Sparbuch“

 Von der Anfangseuphorie der Jahre 2006 und 2007 ist bei Immobilienaktiengesellschaften nicht mehr viel übrig geblieben. Nach dem Hype kam der Absturz 2008. Dennoch haben fast alle überlebt. Von den großen Aktiengesellschaften sind alle noch am Markt. Unter den, auch von uns oft todgesagten, Immo-AGs, hat sich die Patrizia Immobilien AG aus Augsburg gerade in der Krise als stabiles Investment erwiesen. Nun will das Unternehmen, dass, wie viele gar nicht wissen, schon seit 2007 auch Fonds auflegt, zwei neue Fonds mit einem Volumen von rd. 500 Mio. Euro auflegen.

Unternehmenstätigkeit: Die Patrizia Immobilien AG ist mit ihren Tochtergesellschaften als Immobilienhändler und Immobilieninvestmenthaus aktiv. Das Unternehmen hat sich dabei vor allem auf Wohnimmobilien spezialisiert, die in Deutschland und ganz Europa angekauft und anschließend weiter veräußert werden. Das Unternehmen konzentriert sich auf 7 Geschäftsfelder; Wohnungsprivatisierung, Revitalisierung, Projektentwicklung, Asset Management, Investmentmanagement, Fonds und Immobilienmanagement. Das Portfolio der Patrizia umfasst 11.120 Einheiten mit einer Fläche von 776.862 qm. 40% davon befinden sich in München, 16% in Köln, 10% in Hamburg.

Geschäftszahlen 2009: Die Patrizia konnte 2009 ihr operatives Ergebnis vor Steuern um 1,6 Mio. Euro auf 2,4 Mio. Euro steigern. Das Vorsteuerergebnis nach IFRS verbessert sich um 24,4 Mio. Euro auf -8 Mio. Euro. Das Unternehmen musste 2009 Wertänderungen in Höhe von 10,4 Mio. Euro hinnehmen. Der Umsatz stieg um 13,4% auf 250,9 Mio. Euro.  Der Jahresfehlbetrag sank von -34 Mio. Euro auf -9,5 Mio. Euro. Die Bilanzsumme sank um 6% auf 1,426 Mrd. Euro. Insbesondere wurde nach dem Motto „Grundbuch statt Sparbuch“ 2009 Wohn- und Gewerbeeinheiten vermehrt veräußert. Insgesamt wurden 946 Wohn- und Gewerbeeinheiten veräußert. Davon allein 657 Wohnungen (2008: 476).  Der Großteil davon in München, Köln und Hamburg. Als Käufer treten dabei zu 60% private Kapitalanleger, zu 37% Selbstnutzer und zu 3% Mieter auf. Der Quadratmeter ging dabei für 2.351 Euro/qm über den Ladentisch. Gut ein Drittel des Patrizia Wohnungsbestands ist für die Privatisierung vorgesehen.

2009 wurden für bestehende Fonds Immobilien im Wert von 160 Mio. Euro erworben. Der Serviceumsatz stieg um 67,9% auf 10,5 Mio. Euro. Die Durchschnittsmiete stieg um 7% auf 7,82 Euro/qm (2008: 7,31 Euro/qm). Die Zinslast reduzierte sich von 72,5 Mio. Euro auf 60,1 Mio. Euro. Das Augsburger Unternehmen steckte 2009 24 Mio. Euro in die Modernisierung und Instandhaltung seines Immobilienbestandes.

Aktie: Die Aktie des Unternehmens notiert derzeit im SDAX. Damit ist die Patrizia neben Alstria office, DIC Asset, Colonia Real Estate und TAG Immobilien eines von fünf Immobilienunternehmen im SDAX. Ende 2009 befanden sich 52,120 Mio. Aktien am Markt. Der Höchstkurs 2009 lag bei 4,02 Euro. Der niedrigste Kurs bei 1,29 Euro. Die Marktkapitalisierung beträgt 159,5 Mio. Euro. (Zum Vergleich: Colonia Real Estate: 135 Mio. Euro; TAG: 148 Mio. Euro; Gagfah: 1,5 Mrd. Euro.)

Wolfgang Egger

Wolfgang Egger

Der Aktienkurs liegt derzeit, nach Zwischenhoch im Oktober letzten Jahres bei 3,20 Euro. Gestartet ist die Aktie übrigens 2006 jenseits der 20 Euro Marke. Ende 2009 befanden sich 79% aller Aktien im Besitz von institutionellen Investoren. Aus Deutschland kamen dabei 62,5%. Hauptaktionär mit 49,97% ist die First Capital Partner GmbH, die lt. Geschäftsbericht dem Vorstandsvorsitzenden der Patrizia, Wolfgang Egger (Foto), zuzurechnen ist.

Fonds: 3 Fonds hat das Unternehmen derzeit im Bestand. Den German Residential Fund I mit einem Investitionsvolumen von angepeilten 400 Mio. Euro, wobei 130 Mio. Euro zugesagt und 120 Mio. Euro investiert sind, den EuroCity Residential Fund I mit ebenfalls 400 Mio. Euro Investitionsvolumen. Der Fonds ist mit 200 Mio. Euro EK voll platziert. 125 Mio. Euro sind hier investiert. Der dritte Fonds, VPV Immo Patrizia I hat ein Investitionsvolumen von 185 Mio. Euro, wobei er als Einbringungsfonds konzipiert und bereits voll investiert ist. Für 2010 plant das Unternehmen 2 weitere Fonds mit einem Gesamtvolumen von 500 Mio. Euro aufzulegen.

Vorstand: Der Vorstand besteht aus Gründer und Vorstandsvorsitzendem Wolfgang Egger, CFO Arwed Fischer und COO Klaus Schmitt. Fischer ist seit 2008 dabei, Schmitt seit 1.1.2006. Egger bekam 2009 insgesamt 293.828 Euro Vergütung, Fischer 293.586 Euro und Schmitt 222.554 Euro.