Waldinvestitionen – Auf die Liquidität kommt es an

Emmanuel Steinbeis und Samuel Wagnière

 Waldinvestitionen können in einem Portfolio eine willkommene Ergänzung darstellen. Wichtig ist, die Unterschiede zu herkömmlichen Immobilien zu kennen. Anleger sollten die anlagespezifischen Liquiditätsmuster genau kennen und ein gutes Verständnis der möglichen Liquiditätsrisiken haben. 

 In Zeiten hoher Staatsverschuldungen und niedriger Zinsen sind viele Anleger auf der Suche nach relativ sicheren Anlagen, welche gleichwohl eine zufriedenstellende Rendite abwerfen. Die einen oder anderen stoßen dabei auf die bislang eher unbekannten Waldinvestments. Viele fragen sich: Lohnt sich das? Oder handelt es sich dabei um einen finanziellen Reinfall?

 Als Waldinvestments können alle Investitionen bezeichnet werden, bei welchen ein Grundstück erworben wird, auf welchem ein Wald stockt oder eine Forstplantage begründet wurde. Die Haupterträge stammen in der Regel aus dem Verkauf von Rundholz, die Nebenerträge z.B. aus Jagdverpachtung oder CO2-Emissionsrechten. Waldinvestitionen werden häufig als Immobilien klassifiziert.  Entscheidend ist jedoch, dass die Unterschiede zu den klassischen Immobilien zu kennen, und sich der spezifischen Chancen und Risiken von Waldinvestitionen bewusst zu sein.

 Erwirbt man einen Wald, so investiert man nicht nur in Grund und Boden, sondern zudem in den nachwachsenden Rohstoff Holz: Dank des biologischen Wachstums können bei Wäldern – im Gegensatz zu herkömmlichen Immobilien – normalerweise von Jahr zu Jahr Wertzuwächse statt Abschreibungen verbucht werden. Erst bei der Holzernte wird der geerntete und verkaufte Anteil des gesamten Holzvorrats liquiditätswirksam. Mit einer geschickten zeitlichen Staffelung der Holzernte können Wertbestände über konjunkturelle Tiefs erhalten oder sogar gesteigert und bei guter Holznachfrage umso höhere Erlöse erzielt werden. Dies setzt jedoch gute kaufmännische und forstliche  Kenntnisse voraus. Aufgrund der mit der Holzernte und dem Verkauf von Holz verbundenen operativen und preislichen Risiken, ist Wald auch als unternehmerische Anlage zu sehen.

 

Ganz wichtig zu erkennen ist, dass Waldinvestitionen dabei einem eigenwilligen Liquiditätsmuster folgen. Gerade nach der Begründung von Forstplantagen kann es Jahrzehnte dauern, bis aus so genannten „Durchforstungen“ die ersten Geldrückflüsse anfallen- bis dahin fallen meist nur Ausgaben an. Positive Nettorückflüsse erfolgen meist sogar erst bei der Schlussernte – dann aber im großen Stil. Diese spezielle Liquiditätsfolge mahnt in zweierlei Hinsicht zur Vorsicht: Erstens sollte sichergestellt sein, dass die Eigentumsrechte an der Waldinvestition vorbehaltlos garantiert sind. Gerade bei Investitionen in Schwellen- oder Entwicklungsländern kommt es leider immer wieder vor, dass kurz vor der geldbringenden Schlussernte die Besitz- oder Eigentumsrechte von Behörden oder Grundstücksnachbarn in Frage gestellt werden. Dadurch können wichtige Erlöse rasch einmal in falsche Hände geraten. Anleger sind deshalb gut beraten, sich bei ihren Engagements auf Länder mit hoher Eigentumsgarantie zu konzentrieren.

 

Zweitens sollten wenn immer möglich Waldinvestitionen gesucht werden, bei welchen die Erträge nicht alle auf einmal, sondern gestaffelt – im besten Fall jährlich – anfallen. Dies wird am besten durch Wälder oder Forstplantagen gewährleistet, welche unterschiedliche Altersklassen aufweisen. Damit sich eine regelmäßige Ernte der einzelnen Altersklassen aber auch lohnt, müssen die Bestände wiederum genügend groß sein. Geeignete Objekte haben eine Mindestausdehnung von einigen tausend, optimale Objekte sogar von einigen zehntausend Hektaren.

 

Es kommt immer wieder vor, dass auch Kleinanlegern Waldinvestitionen in Form so genannter „Baumsparverträge“ angeboten werden. Dahinter stehen meistens Neugründungen von Plantagen. Bei diesen liegen die Geldrückflüsse in ferner Zukunft – der Zeichnungsbetrag wird aber sofort fällig.  Wie oben beschrieben, ist bei solchen Formen von Waldinvestitionen besondere Vorsicht geboten. Neben der Sicherung der Eigentumsrechte ist eine vorausschauende und vorsichtige Liquiditätsplanung und ein disziplinierter Umgang mit den Geldmitteln durch das Management absolut entscheidend. Nicht selten geraten Baumplantagen trotz schön gewachsener Bäume in die Insolvenz, weil Landkäufe, Pflanzungen und Pflegemaßnahmen mehr Geldmittel verschlungen haben, als ursprünglich angenommen. Das ganze Investitionsobjekt muss dann nachfinanziert werden, oder  – meist mit einem Abschlag – an liquidere Investoren veräußert werden. Selbst kleine Geldrückflüsse aus Nebenerträgen spielen in der Praxis oft das Zünglein an der Waage, das darüber entscheidet, ob die Jahre der knappsten Liquidität bis zur einträglichen Schlussernte überstanden werden können.

 

Emmanuel Steinbeis ist Portfoliomanager des Focus Global Forests Fund bei der Catella Real Estate AG, München. Samuel Wagnière ist selbständiger Berater mit der Forinvest GmbH, Gossau (St.Gallen), Schweiz.