Wohnimmobilien wieder stärker gefragt

Aufgrund der Finanzkrise sind Wohnimmobilien wieder in den Fokus institutioneller Investoren gerückt. Wer mit einem Anlagehorizont von fünf bis zehn Jahren in Mietwohnungsmärkte Europas investieren will, sollte sich auf Schweden, Frankreich, Dänemark und Deutschland konzentrieren, während man in osteuropäische Staaten wie Polen, Ungarn und Tschechien dagegen nur mit Vorsicht investieren sollte. Beides geht aus einem Bericht zum europäischen Wohnungsmarkt der Patrizia Immobilien hervor. Die Mietwohnungsmärkte der Länder Litauen, Ungarn, Polen, Estland und Österreichs präsentieren sich als unterdurchschnittlich attraktiv.

In puncto Nachfrage wird beispielsweise für Schweden zwischen 2005 und 2050 bei einem Bevölkerungsplus von etwa 17% ein Anstieg der Einwohnerzahl in Städten um etwa ein Fünftel erwartet. In Deutschland geht man von einem Abnehmen der Bevölkerung um etwa 10% aus, zumindest in den Metropolen wird aber über den Prognosezeitraum ein Anstieg von 15% bis 20% erwartet. Stärker als über die Nachfrage punktet die Bundesrepublik mit einem guten Angebot. Mittel- bis langfristig gesehen wird die Wohnraumnachfrage vor allem durch die demographische Entwicklung bestimmt. Stabilisierend auf die Wohnraumnachfrage wirkt sich in den vom Bevölkerungsrückgang betroffenen Ländern der Rückgang der durchschnittlichen Haushaltsgröße aus, der zu einer steigenden Wohnflächennachfrage pro Kopf führt. Dies ist ein Prozess, der sich insbesondere in den zentral- und osteuropäischen Ländern in den kommenden Jahren positiv auf die Wohnraumnachfrage auswirken sollte bzw. die die Folgen der rückläufigen Bevölkerungsentwicklung zumindest abschwächt.

Die Analyse der Angebotsseite zeigt, dass durch hohe Eigentumsquoten geprägte Wohnungsmärkte (z. B. Spanien, Irland, Großbritannien) zwischen 2003 und 2007 die größten Preissteigerungen erfahren haben. Folge dieser Preisentwicklungen war in einigen europäischen Ländern eine enorme Bautätigkeit. Den Höhepunkt erreichten die Wohnungsfertigstellungen im Jahre 2007 mit etwas über 2,6 Mio. Einheiten europaweit. Davon entfiel rund ein Drittel auf Spanien. Auf Deutschland, die größte Volkswirtschaft in Europa, entfiel mit rund 210 000 Fertigstellungen nur ein Anteil von knapp 8%. Es verwundert nicht, dass der spanische Wohnungsmarkt aufgrund der Finanzkrise die größten Preiskorrekturen erfahren hat, während Wohnungsmärkte mit hohen Mieterquoten (Deutschland, Schweiz) sich stabil entwickelt haben. Hohe Eigentumsquoten auf den Wohnungsmärkten können für die wirtschaftliche Entwicklung durchaus bremsende Effekte haben. Zum einen sind dort spekulativen Preisblasen wesentlich ausgeprägter, zum anderen verringert die eigen genutzte Immobilie die Arbeitsplatzflexibilität und erschwert somit ein effizientes regionales Zusammenkommen von Arbeitsplatzanbietern und Arbeitsplatzsuchenden. Auch in diesem Kontext rücken Mietwohnungsmärkte wieder stärker in den Fokus. Erste Entwicklungen, zum Beispiel in Großbritannien, deuten bereits darauf hin, dass erkannt worden ist, welche Bedeutung funktionierende Mietwohnungsmärkte für die gesamte Volkswirtschaft haben können.