Biotechnologie – Internationale-Unternehmen investieren in deutsche Start-Ups

Als sich Bill Gates kürzlich an dem Tübinger Biotech-Unternehmen Curevac von Dietmar Hopp beteiligte, war das den maßgeblichen Wirtschaftsmedien mehr als nur eine Randnotiz wert. Betreten zwei Ausnahme-Unternehmer der IT-Branche neue Geschäftsfelder, ist die Aussicht auf attraktive Gewinne mehr als realistisch. Doch der Gates-Hopp-Deal ist nur eine gute Nachricht unter vielen. Die deutsche Biotech-Branche ist in den Fokus internationaler Investoren geraten, und davon profitieren auch private Kapitalanleger.

Eine aktuelle Studie des Branchenverbandes Biocom im Auftrag des Forschungsministeriums unter mehr als 500 deutschen Biotech-Unternehmen kommt zu dem Ergebnis, dass ihr Umsatz im vergangenen Jahr um knapp sechs Prozent gestiegen ist. Und was noch besser ist: Die Firmen kommen leichter an Geld für neue Investitionen. Geldgeber haben 2014 rund elf Prozent mehr Kapital in die Unternehmen gesteckt als im Jahr zuvor. Vor allem private Finanzierungen haben zugenommen.

Ein Trend, der sich verstärken dürfte. Staatssekretär Matthias Machnig aus dem Bundeswirtschaftsministerium be-stätigte auf den Deutschen Biotechnologietagen 2015 vor wenigen Wochen in Köln die Notwendigkeit eines Venture Capital Gesetzes und stellte es noch in dieser Legislaturperiode in Aussicht.

Bislang beteiligen sich neben Kapitalsammelstellen wie geschlossenen Fonds vor allem vermögende Privatpersonen und Family Offices an den Start-Up-Unternehmen. Prominente Beispiele sind neben SAP-Gründer Dietmar Hopp die einstigen Hexal-Gründer Thomas und Andreas Strüngmann. Sie besetzen häufig die Rolle eines Co-Investors in Portfolio-Unternehmen der MIG Fonds aus dem HMW Emissionshaus. Die Alternativen Investmentfonds finanzieren aktuell insgesamt 27 verschiedene Unternehmen aus den Branchen Umwelttechnologie, Life Science, Medizintechnik, Neue Materialien, Robotik, Kommunikations-/Informationstech-nologie und Energietechnologie aus dem deutschsprachigen Raum.

Aktuell platziert die HMW Emissionshaus AG den „MIG Fonds 15“. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat ihn als ersten Alternativen Investmentfonds für direkte, außerbörsliche Unternehmensbetei-ligungen der HMW Emissionshaus AG gestattet. Private Kapitalanleger können sich mit Anteilen ab 10.000 Euro an dem regulierten, KAGB-konformen Venture-Capital-Fonds beteiligen.

Anders als hierzulande kennen Biotech-Unterneh-men in den USA in der Regel keine Unterfinanzierung. Hier weisen Biotech-Unter-nehmen wie Gilead und Amgen inzwischen eine höhere Marktkapitalisierung auf als das DAX-Schwergewicht Bayer mit 117 Milliarden Euro. Der Zukunftsmarkt Gesundheit, die steigende Lebenserwartung und das globale Wachstum der einkommensstarken Mittelschicht lassen jährliche, zweistellige Wachstumsraten realistisch erscheinen. Gleichzeitig wollen sich die Pharma-Riesen wie Novartis, Sanofi und Pfizer durch den Kauf von Biotech-Unternehmen verjüngen. Einzelne Biotech-Firmen nutzen wiederum die starken Mittelzuflüsse aus ihren  Blockbuster-Medikamenten, um sich breiter aufzustellen.

Dabei stehen zunehmend deutsche Firmen auf ihren Einkaufslisten. So hat das an der New York Stock Exchange gelistete Unternehmen Baxter International vor einigen Wochen 200 Millionen Dollar für die SuppreMol GmbH aus Martinsried gezahlt. Rund 65 Millionen Dollar davon flossen an eine Reihe von MIG-Fonds, die mit dem größten Exiterlös der Unternehmenshistorie ihren Einsatz vervierfachen konnten. „Davon profitieren insgesamt 22.000 Anleger“, berichtet  MIG-Vorstand Matthias Hallweger. Er ist zuversichtlich, dass sich in Kürze weitere profitable Exits abzeichnen.

Auf dem besten Weg zu einem Exitkandidaten befindet sich die Cerbomed GmbH. Sie hat in einer Patienten-Studie beweisen, dass die von ihr entwickelte alternative Therapie zur Behandlung von Epilepsie das Leiden der Betroffenen deutlich lindert. Ein weiteres MIG-Portfolio-Unternehmen hat internationale Geldgeber überzeugt. Ende April hat sich die amerikanische Pharmagesellschaft Eli Lilly mit zunächst 60 Millionen Dollar an der Biontech-Tochter Cell & Gene beteiligt. Das Unternehmen entwickelt alternative Therapien zur Krebsbehandlung. Gelingt es Biontech, einen funktionalen, getesteten Rezeptoren auf den Markt zu bringen, leistet Eli Lilly erfolgsabhängige Sonderzahlungen bis zu einer Milliarde Dollar. Biontech-Vorstandsvorsitzender Ugur Sahin schätzt die Wahrscheinlichkeit eines Erfolgs auf mehr als 50 Prozent.