Der Immobilienbrief Berlin im Gespräch mit Markus Schmidt, Leiter Aengevelt Research, über …

stiefmütterliches Immobilienresearch, Berlins Potenziale und ein Gespräch mit Peer Steinbrück zum Thema Mieten

Aengevelt Immobilien, gegründet 1910, ist mit rd. 125 Mitarbeitern an den Standorten Düsseldorf (Stammhaus), Berlin, Frankfurt/M., Leipzig, Magdeburg und Dresden einer der größten und erfahrensten Immobilien-Dienstleister Deutschlands und bietet seinen Kunden zusammen mit seinen Partnernetzwerken DIP – Deutsche Immobilien-Partner und IPP International Property Partners bundesweit und international eine umfassende kundenindividuelle Betreuung in den Marktsegmenten Büro, Einzelhandel, Logistik, Hotel und Wohnen.

Markus Schmidt

Markus Schmidt

Das Unternehmen begleitet und berät seine Kunden auf Basis seines umfangreichen wissenschaftlichen Immobilien-Research auf der gesamten Wertschöpfungsstrecke ihrer Liegenschaften – vom Einkauf über Projektinitiierung/-begleitung, Vermietung etc. bis hin zum Exit/Verkauf.

Hierbei lässt Aengevelt regelmäßig seine Dienstleistungen durch ein unabhängiges Marktforschungsinstitut überprüfen. Das Ergebnis der jüngsten Befragung sind wiederum Bestnoten hinsichtlich der Kundenzufriedenheit: Die Quote derjenigen, die Aengevelt auf jeden Fall bzw. evtl. wieder als Dienstleister beauftragen würden, erreicht den Spitzenwert von 98%.

Um seinen Kunden eine völlig interessenunabhängige, marktorientierte Fachberatung zu garantieren, ist es erklärte Absicht, absolut banken-, versicherungs- und weisungsungebunden zu sein und damit frei von Allfinanz- und Konzernstrategien und pflegt zudem ein umfassendes Wertemanagement.

Außerdem ist Aengevelt seit 2008 DIN EN ISO 9001:2008 zertifiziert und gehörte 2010 zu den ersten Unternehmen der deutschen Immobilienwirtschaft, die von der „Initiative Corporate Governance der deutschen Immobilienwirtschaft e.V.“ (ICG) das Zertifikat „ComplianceManagement“ erhalten haben.

 

Frage:

Wie ist Ihre Beziehung zu Berlin?

Berlin ist nach wie vor unfertig, das ist die große Faszination. Prägte Anfang der 1990er die Neugier des Unbekannten den Abenteuerspielplatz Berlin, wird die Stadt zunehmend internationaler. Das macht sie spannend.

 

Frage:

Worin sehen Sie den größten Beitrag Ihres Unternehmens für eine positive Akzeptanz des Standorts Berlin?

Aengevelt hat sich bereits zur Wende zum Standort Berlin bekannt und berichtet seit 1990 aus Berlin Mitte fortlaufend u.a. in den jährlichen City Reports über den Immobilienstandort Berlin und leistet so einen umfassenden Beitrag zur nötigen Transparenz des Immobilienstandorts.

 

Frage:

Das Finanzierungsklima im Allgemeinen ist rauer geworden. Wie gehen Sie bzw. Ihr Unternehmen mit dem Leidensdruck um? Oder ist gar keiner?

Wir sind insofern davon betroffen, dass sich die Vermarktungszeiten insbesondere im Investmentbereich verlängert haben. Aengevelt als Unternehmen verfügt über eine starke Eigenkapitaldecke und ist somit unabhängiger von Banken und dem Finanzierungsklima. Dies schafft Freiheitsgrade: So können wir auch weiterhin  unsere Kunden unabhängig und frei von Fremdeinflüssen beraten.

 

Frage:

Wie haben Sie in die Immobilienbranche gefunden?

Bereits während meines Studiums war mir Praxisbezug wichtig, und so sammelte ich meine ersten Erfahrungen als studentischer Mitarbeiter im Immobilienconsulting. Anfangs lag mein Fokus im Wohnsegment, später kamen dann gewerbliche Aspekte der Immobilienwirtschaft dazu.

Mit dem Eintritt bei Aengevelt hat sich das Spektrum dann nochmals deutlich erweitert und umfasst sämtliche Immobiliensegmente. Das Spannende an einem Maklerhaus ist zudem der Kontakt zu beiden Seiten: Angefangen beim Mieter über den Vermieter bis hin zu Projektentwickler, Investor bzw. Käufer und Verkäufer.

 

Frage:

Wie schätzen Sie die Perspektiven des Berliner Immobilienmarktes im Allgemeinen und speziell in Ihrem Tätigkeitsbereich ein?

Der wirtschaftliche Aufholprozess ist in Berlin in vollem Gange und auch für die nächsten Jahre sind die Perspektiven ausgezeichnet. Berlin hat also Potential. Diesem Potential stehen zugleich enorme Flächenreserven (Baulücken, Konversionsflächen etc.) gegenüber und so hängt der mittel- bis langfristige Erfolg eines Immobilienengagements stets vom Mikrostandort ab. Für eine Beurteilung der Chancen und Risiken ist – nicht zuletzt aufgrund der polyzentralen Struktur Berlins – ein umfassendes Research unerlässlich. Leider wird dies in Boomphasen, wie wir sie derzeit in Berlin erleben, allzu oft vergessen.

 

Frage:

Wo sehen Sie sich und Ihr Unternehmen in zehn Jahren?

Ich sehe Aengevelt als weiterhin unabhängigen Dienstleister. Dabei wird das Research weiter an Bedeutung gewinnen.

Zur Zeit wird das Immobilien-Research in Deutschland zum Teil immer noch stiefmütterlich behandelt und viele deutsche Investoren scheuen den finanziellen Aufwand für sorgfältige Marktgutachten. Mit der zunehmenden Internationalisierung der Marktteilnehmer und der damit verbundenen schnelleren Umschlaghäufigkeit von Immobilien wird das Interesse an systematischer Erfassung und Bewertung steigen und so die Erkenntnis, dass umfangreiches Marktresearch (wie im angelsächsischen Raum) nicht „lästig“ ist, sondern gewinnbringend eingesetzt werden kann und sollte.

 

Frage:

Was ist Ihr Lieblingsort in Berlin?

Das ist das Olympiastadion in Berlin, wenn Hertha gewinnt. Am schönsten selbstverständlich in einem vollen Stadion. Leider tut sich die Hertha im vollen Stadion etwas schwer, aber als Hertha-Fan muss man ja mit Niederlagen notgedrungen umgehen können.

 

Frage:

Ihre Lieblingsimmobilie?

In Berlin ist es das Kommandantenhaus bzw. die Hauptstadtrepräsentanz der Bertelsmann AG und der Bertelsmann Stiftung. Grundsätzlich sehe ich die „Disneyland-Architektur“ eher kritisch. Wird aber von der konservativen Inneneinrichtung abgesehen, halte ich am Kommandantenhaus den Spagat zwischen historischer Kubatur und Moderne besonders unter Berücksichtigung der Rückseite des Hauses für gelungen.

 

Frage:

Und mit wem aus der Immobilien- oder Finanzbranche würden Sie einmal gerne zum Mittag/Abendessen gehen und warum?

Mit Peer Steinbrück. Er sollte mir mal den Mechanismus zwischen Mietpreisdeckelung und Mieterschutz erläutern. Als Volkswirt sehe ich darin nur negative Effekte. Ich verspreche mir keine großartigen Erkenntnisse, aber immerhin gibt’s zu dem Essen sicherlich einen guten Wein.